75 Siegfried Seifert Jesuiten in Dresden o In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg, ent faltete sich in Dresden, der Residenz der Wettiner albertinischer Linie, die barocke Kunst und Kultur der Mittelmeerländer; ein Kunststil, der in der Literatur auch als »Jesuitenstil« bezeichnet wird. 1 ^ Sänger, Schauspieler, Tänzer und bildende Künstler aus Frankreich und Italien kamen nach Dresden. Die meisten von ihnen waren katholisch. Dazu kamen zahlreiche Kroaten, die im sächsischen Heer dienten und Arbeitsuchende aus dem benachbarten Böhmen. Die katholi schen Ausländer waren ohne geistliche Betreuung, da es keine katholischen Priester in Dres den gab. Eine Ausnahme bildete die kaiserliche und französische Gesandtschaft am kursäch sischen Hofe mit ihren Gesandtschaftskaplänen. In den romanischen Ländern, aus denen die meisten kamen, begann die innerkirchliche Er neuerung nach der Erschütterung durch die Reformation und Glaubensspaltung in Europa. Träger der katholischen Reform wurde in besonderer Weise der 1539 von dem Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556) gestiftete Jesuitenorden - die Societas Jesu (SJ). Nach dem Bruch der kirchlichen Einheit wollen Ignatius und seine Gefährten helfen, Men schen und Gebiete der katholischen Kirche zu erhalten oder für sie wiederzugewinnen und die neuentdeckten Kontinente der Kirche zuführen. Das gilt für die Missionsarbeit in Ame rika und Asien, das gegenreformatorische Wirken in Bayern, Frankreich und den habsburgi schen Ländern, aber auch für die Rückführung der protestantischen Gebiete. So wirken die Jesuiten als Lehrer, Prediger, Seelsorger, Berater weltlicher und geistlicher Herren. Besondere Aufmerksamkeit widmeten sie dem Schulwesen, um für die Erneuerung der Kirche eine neue geistliche und weltliche Führungsschicht heranzuziehen, die ihren Platz in Kirche und Ge sellschaft ausfüllt und sich den Fragen der Zeit stellt. Die Jesuiten in dem an Sachsen angrenzenden Böhmen, vor allem der 1632 gegründeten Ordensniederlassung im Wallfahrtsort Mariaschein bei Graupen (Bohosudov/Krupka) richte ten ihr Augenmerk auf Dresden und Sachsen. 1655 bemühte sich ein P. Friedrich Beckine aus Wien beim General des Ordens in Rom, Goswin Nickel (1582-1664) um eine Sendung nach Dresden. Das Vorhaben scheiterte aus unbekannten Gründen. Der erste Versuch kam 1667 zustande durch P. Bernhard Zefferin (1620-1682). Er stammte aus einer kroatischen Adelsfamilie, war lange Zeit in Zara und zuletzt in Prag tätig gewesen. Er begleitete den kaiserlichen Gesandten Baron Johann Friedrich von Burkersroda (gest. 1686) nach Dresden. Unter dem Titel eines Gesandtschaftssekretärs begann P. Zefferin im