10 König August II. von Polen, Gemälde, Werkstatt Louis de Silvestre 1718 (Schloß Wilanöw) beurteilen diesen Kurfürst-König, wenn sie ihn überhaupt erwähnen - in ähnlicher Art wie der Preußenkönig Friedrich II. — überwiegend negativ, und sie belegen ihn demgemäß mit morali schen Vorwürfen. Was die Personalunion angeht, meinen H. Kretzschmar und Kh. Blaschke: »Daß er keine wirkliche Macht, sondern nur den Schein der Macht erworben hatte, sollten ihm die Polen bald begreiflich machen.« 4) Es ist von polnischer Seite insbesondere Josef Gierowski und Jacek Staszewski zuzuschreiben, daß sie sich um eine »Neubewertung« der »polnisch-sächsischen Union« bemühten, die in dem Gemeinschaftswerk »Um die polnische Krone« mit deutschen Historikern 1962 seinen Aus druck fand. Knapp 20 Jahre später schlußfolgerte Staszewski: »Wenn früher über die polnisch sächsische Union geschrieben wurde, so unterstrich man eher die Eigenart der beiden Staaten als die Bedingungen, die sich im Laufe nahezu dreier Generationen zwischen den Einwohnern Sachsens und Polens herausgebildet hatte. Im gegenwärtigen Sinngebrauch bezieht sich dieser Begriff nicht nur auf den formalrechtlichen Charakter des Bundes zwischen beiden Staaten. Er beinhaltet ebenso jenes spezifische politische Gebilde, das gelegentlich auch mit dem synony men Terminus >polnisch-sächsischer Staat< bezeichnet wird.« Dabei wird hervorgehoben, daß sich in der polnischen Geschichtswissenschaft diese Erkenntnisse noch nicht völlig eingebürgert