28 Das Land steckte noch tief im bereits überholten Wertesystem des »Sarma- tismus«. Hinzu kam, daß die ohnehin nur wenigen Druckereien mit der Her ausgabe religiöser Literatur beschäftigt waren. Sein bibliophiles Projekt sollte trotz alledem die Grundlagen für eine großangelegte Entwicklung der huma nistischen Wissenschaften in Polen schaffen. Vermutlich kam die Anregung für die Gründung einer solchen Biblio thek von Johann B. Mencke aus Sach sen, der zu der damaligen Zeit die ange sehene Zeitschrift »Acta eruditorum« herausgab. Die in ihr jährlich in defectu periodice herausgegebenen Verzeich nisse neuverlegter Bücher wurden so im Zaluski-Traktat als nachahmenswert besonders hervorgehoben. Wie eng die gegenseitigen Kontakte waren, belegt Zaluski-Bibliothek in Warschau, zeitgenössischer Stich auch der Umstand, daß zu einer Zeit, als in Warschau nur der engste Freun deskreis von den Absichten Zaluskis in Kenntnis gesetzt war, 1728 die »Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen« bereits darüber berichteten, daß Zaluski »im Begriff ist, eine vollständige Bibliothecam Poloniae heraus zu geben /.../ und wovon er selbst 8000 Stück aus ganz Europa gesammelt /hatte/.« (Leipzig, Nr. 72, S. 690). Das anspruchsvolle Vorhaben Zaluskis hätte ohne das Organisationstalent und das praktische Denken seines älteren Bruders — Andrzej Stanislaw Zaluski (1695-1758), des späteren Bischofs von Krakau und des Reformators der Krakauer Akademie, nicht umgesetzt werden können. Er war derjenige, der die materiellen Grundlagen für den Aufbau einer solchen öffentlichen Biblio thek schuf und den Sitz im Danillowiczowski-Palais in Warschau sicherte. Das intellektuelle Zentrum, zu dem sich schnell die Zaluski-Bibliothek entwickelte, brachte viele wichtige das Buch- und Verlagswesen betreffende Initiativen hervor und konnte bereits 1794 auf einen Bestand von 400 000 Monographien, 20 000 Handschriften, zahlreichen Medaillen und Karten verweisen. Nach der dritten Teilung Polens im Jahre 1795 wurde diese Sammlung beschlag nahmt und nach Petersburg verbracht. Nur ein Teil kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Polen zurück und bildete den Grundstein der Polnischen Nationalbibliothek. Das wichtigste Verdienst der Zaluskischen Initiative war jedoch die Schaffung eines intellek tuellen Kreises um die Bibliothek, der sich mit aktuellen Fragen von Literatur, Philosophie und Geschichte beschäftigte und gleichzeitig den in der »Programma ...« gestalteten national-biblio graphischen Zielen nachgehen wollte. Zu diesem Kreis gehörten Gelehrte, Verleger, Bibliothe- Ä