19 Einem Aufsatz von Hans-Joachim Schädlich 1 entnehme ich, daß Mauersberg erstmalig 1291 unter dem Namen „Ursberch“ (Ur = Auerochse, Stier) urkundlich erwähnt ist. Im Mittelalter erhielt der Ort eine von Annaberger Franziskanern erbaute kleine Wehrkirche. In dieser alten Wehrkirche ist Rudolf Mauersberger noch getauft worden. Es war eine der letzten Taufen vor dem Abbruch der Wehrkirche, die einem Neubau weichen mußte. In Rudolf Mauersberger setzte sich der Wunsch fest, der Gemeinde die verschwundene alte Kirche wiederzugeben. Er hat diesen Wunsch in langer, zäher Beharrlichkeit, die ihm eigen war, und gegen mancherlei Widerstände verwirklicht. 1950 wurde mit dem Bau auf dem Gemeindefriedhof begonnen. Es war das Jahr, in dem Mauersberger durch die Verleihung des Nationalpreises der DDR in den Besitz des erforderlichen Baukapitals gelangte. Am 5. Juli 1953 konnte die neuerstandene „Kreuzkapelle“ von Mauersberg als Friedhofskapelle geweiht werden. Nach dem Willen ihres Bauherrn und Stifters wurde sie zu einem „schönen Schmuck- kästlein Gottes“ in reicher volkskünstlerischer Zier ausgestaltet. Es gelang Rudolf Mauersber ger, das Silberglöckchen der alten Wehrkirche von 1571 in seinen Neubau zu holen, ferner den alten Turmhahn wieder anbringen zu lassen. Auch das mittelalterliche Altarkruzifix und ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes „Bornkinnei“, ein Christkind, kehrten wieder. Schwer lich läßt sich ein überzeugenderes Bekenntnis eines Menschen zu seiner Herkunft und heimat lichen Tradition denken als Rudolf Mauersbergers Kapellenbau in seinem Geburtsort. Das Erzgebirge hat historisch für die kulturelle und künstlerische Entwicklung der Markgraf schaft Meißen und dann Sachsens von jeher eine hervorragende Bedeutung gehabt. Mit dem Silberreichtum des Erzgebirges ist der politische Aufstieg des Hauses Wettin verbunden, wobei die wettinischen Herrscher die Weisheit besaßen, den materiellen Reichtum des Gebir ges auch der Region selbst, aus der er stammte, zum kulturellen Nutzen angedeihen zu lassen. Das zweifache „Berggeschrei“ hat zur Besiedlung der Gebirgslandschaft geführt. Die sich hier entfaltenden handwerklichen Künste wie Gold- und Silberschmiedekunst, Kupfer-, Zinn-, Blei- und Bronzegießerei machten weithin von sich reden. Heinrich Magirius hat auf diese