74 Gottfried Richter Zur kulturpolitischen Entwicklung des Dresdner Kreuzchores von 1945 bis zur Gegenwart"' Auch der jüngste Abschnitt der fast 775jährigen Geschichte des Dresdner Kreuzchores ist, wie jedes historische Detail, in den Verlauf und die Entwicklung der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse eingebunden. 1945, im fünfzehnten Jahre seiner Tätigkeit als Kreuzkantor, stand Professor Rudolf Mauers berger vor den Trümmern seines bisherigen künstlerischen Wirkens. Der Krieg hatte auch den Dresdner Kreuzchor nicht verschont; ein kostbares Kleinod schien verloren. Als Professor D. Dr. h. c. Rudolf Mauersberger 1971 aus unserer Mitte schied, hatte er für den Dresdner Kreuzchor über 40 Jahre hinweg historisch Bedeutendes bewirkt. Mit Hilfe der Kulturoffiziere der SMAD und des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Rudolf Friedrichs konnte die Auflösung und Zerstreuung des Dresdner Kreuzchores überwunden und seine neue Existenz begründet werden. Rudolf Mauersberger hatte die neuen gesellschaflichen Verhältnisse in Gemeinschaft mit anderen und mit Andersdenkenden für die künstlerische Entwicklung und Reifung des Dresd ner Kreuzchores genutzt. Der Chor war wieder in Kirchen und Konzertsälen präsent, hatte die Rundfunk- und Schallplattenarbeit wieder aufgenommen, sich das neue Medium Fernse hen erschlossen und die ersten Schritte auf dem Wege der Repräsentanz der Musikkultur der DDR im Ausland getan. Damit hatte Rudolf Mauersberger wesentliche Grundlagen und Vor aussetzungen für den Platz des Dresdner Kreuzchores im Kulturleben der sich herausbilden den sozialistischen Gesellschaft geschaffen. Diese bedeutenden kulturpolitischen Leistungen, das kompositorische Schaffen eingeschlos sen, fanden höchste Anerkennung. Unter anderem zeugen die Verleihung des Nationalprei ses, des Vaterländischen Verdienstordens und anderer hoher Auszeichnungen an Rudolf Mauersberger davon. Im April 1971 übernahm - mit Wissen und Billigung von Rudolf Mauersberger - Professor Martin Flämig die Leitung des Dresdner Kreuzchores. Die Partnerschaft der dem Dresdner Kreuzchor dienlichen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen und Personen suchend und pflegend, zielstrebig, konsequent und kontinuierlich die überkommenen Grundlagen nutzend und sie mit den eigenen kulturpolitisch-künstlerischen Vorstellungen verbindend, führte er den Dresdner Kreuzchor auf die Höhe der heutigen gesellschaftlichen Ansprüche an ihn. Der Dresdner Kreuzchor, ein Ensemble von nationalem und internationalem Rang, erbringt seinen unverzichtbaren und unverwechselbaren Beitrag zur Bereicherung der soziali stischen Kultur und zur Repräsentanz der Musikkultur der DDR im Ausland. '■Bitte beachten Sie unsere redaktionelle Vorbemerkung und das Vorwort!