Hans Joachim Neidhardt Sammler und Mäzene zur Zeit der Romantik in Dresden Zu allen Zeiten haben Männer, welche, durch Vermögen begünstigt, eine unabhängige Stellung einnahmen und mit lebhafiem Geist, Verständnis und warmer Überzeugung eine bestimmte Richtung verfolgten, wohltätig fördernd auf die verwandten Elemente eingewirkt, indem sie für das Zerstreute einen Sammelpunkt bildeten, von welchem aus das Leben sich erhöhte und weitere Kreise angezogen wurden. Ludwig Richter Mit dem Tode König Augusts III. und seines Premierministers Heinrich Graf von Brühl im Jahre 1763 war die große Zeit fürstlichen Kunstsammelns in Sachsen zu Ende gegangen. Während des letzten Jahrhundertdrittels wurden die Ausgaben für Kunst und Kultur in dem durch den Sieben jährigen Krieg verarmten Land drastisch beschränkt. Die Misere setzte sich fort in der Ära der napoleonischen Kriege, aus denen Sachsen wiederum als ausgebluteter Verlierer hervorging. Es grenzt fast an ein Wunder, daß auf diesem kargen Boden die Blüte einer neuen Land schaftsmalerei, der romantischen, sich entfalten konnte. Noch für die 1820er Jahre beklagt Ludwig Richter den Mangel an Kunstverständnis und damit an Aufträgen in Dresden. Maler ohne Anstellung an der Akademie - berichtet er - konnten hier, wenn sie nicht eigene Mittel besaßen, nur mühsam existieren. Vor diesem tristen Hintergrund leuchten um so heller die Namen einiger weniger Kunstfreunde, die als Sammler und Auftraggeber besonders junge Talente förderten und wertvolles Kunstgut für die Nachwelt bewahrten. Während der be- und verzopfte erste Sachsenkönig Friedrich August I. an bildender Kunst wenig Interesse zeigte, tat dies sein Neffe und Kronprinz Friedrich August (1797-1854) um so nach drücklicher. »Er umfaßte mit Liebe das ganze weite Reich der Wissenschaften und Künste«, berich tet sein Biograph Ludwig Reichenbach. Bereits der 18 jährige Jüngling begann Graphik zu sammeln. Mit wachsender Leidenschaft hat er, seit 1836 sächsischer Regent, in den vier Jahrzehnten bis zu seinem Tode eine Sammlung von Kupferstichen, Radierungen, Holzschnitten und Handzeichnun gen zusammengebracht, welche am Ende nach Umfang und Wert der des Königlichen Kupfer stichkabinetts mindestens gleichkam. Mit der Universalität seines Sammelns noch dem enzyklopä dischen Denken des 18. Jahrhunderts verpflichtet, schuf er so »das letzte fürstliche Privatkabinett ... vom Umfang einer sehr großen öffentlichen Sammlung und von der erlesenen Qualität einer privaten« (Max Lehrs). Friedrich August war insofern ein würdiger Erbe und Nachfolger seines Urgroßvaters, Augusts III., und ein Geistverwandter seines Großonkels, des Herzogs Albert von Sachsen-1 eschen, dem das Haus Habsburg seine wundervolle Albertina-Sammlung verdankte. Was den Inhalt der Sammlung Friedrich Augusts betrifft, welche zum überwiegenden Teil 1945