13 mierminister (seit 1830) verzichtete er auf vier Fünftel des ihm zustehenden Gehalts zugunsten der Öffentlichen Hand. Bei seiner Demissionierung stellte er den größten Teil seiner Staatspension einem Fonds zur Unterstützung mittelloser Maler sowie Lehrer und Schüler der Polytechnischen Anstalt zur Verfügung. Einen Betrag von jährlich 700 Talern aber bestimmte er zum Ankauf von Werken lebender Künstler für die Gemäldegalerie. Dieser mutige Anstoß zur Aktualisierung der Sammlung war zugleich die Geburtsstunde einer Abteilung für Malerei des 19. Jahrhunderts und damit der heutigen Gemäldegalerie Neue Meister. Ludwig Richters »Brautzug im Frühling« war 1847 eines der ersten Werke, das aus Mitteln der Lin- denau-Sdftung erworben wurde. Noch durch testa mentarische Verfügung errichtete er eine Stiftung von 60 000 Talern zur Förderung der Ausbildung junger Techniker und Künstler. Als Sammler galt sein Interesse vornehmlich und dezidiert zwei sehr speziellen Gebieten: den grie chischen und etruskischen Tongefäßen und der Tafelmalerei der italienischen Vor- und Früh renaissance. Beide Sammlungen genießen bis heute internationalen Ruf. Die letztere ist mit 180 Werken die größte und bedeutendste ihrer Art nördlich der Alpen. Daneben galt sein Streben dem Aufbau einer Abgußsammlung abendländischer Skulpturen von der Antike über Mittelalter und Renaissance bis zum Klassizismus. Hier äußert sich in noch ausgeprägterem Maße als bei Quandt ein kunstpädagogisches Anliegen: »Die Jugend zu belehren, das Alter zu erfreuen«, war sein Wahlspruch. Seiner der deutschen Klassik und dem Klassizismus verpflichteten ästhetischen Erziehung, welche noch im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ihre grundsätzliche Prägung erfahren hatte, blieb er zeitlebens verpflichtet. Andererseits muß seine Liebe zur frühitalienischen Malerei mit ihrem »Ausdruck von Innigkeit und Frömmigkeit« (Lindenau) durchaus als Äußerung einer Hinwendung zu den Ideen der Romantik angesehen werden. Zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung dieser Sammlung sah er sich allerdings außerstande. Das überließ er Freund Quandt, welcher sie 1847 in einem ersten Katalog gemeinsam mit dem Dresdner Kunstforscher Heinrich Wilhelm Schultz kommentierend veröffentlichte. Alle Sammlungen fielen nach Lindenaus Tod laut testamentarischer Verfügung dem Herzogtum Sachsen-Altenburg zu. Sie sind bis heute das Kernstück des 1873 bis 1875 erbauten Altenburger Kunstmuseums, welches seinen Namen trägt. Schließlich und endlich muß hier noch eines Mannes gedacht werden, der in den kargen Jahr zehnten nach den Befreiungskriegen in sehr ähnlicher Weise wie der nur zwei Jahre jüngere Quandt das kulturelle Leben dieser Stadt mit eigenen Initiativen nach Kräften gefördert hat: Es ist der liberal, demokratisch und patriotisch gesinnte Jurist Johann Friedrich Anton Serre (1789 Bernhard August von Lindenau, Zeichnung von Carl Vogel von Vogelstein, 1832