30 Heike Biedermann Aufbruch zur Moderne - Die Sammlungen Oscar Schmitz, Adolf Rothermundt und Ida Bienert Als die größten und bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der ersten Hälfte des 20. Jahr hunderts in Dresden werden oft in einem Zuge die Sammlungen Adolf Rothermundt, Oscar Schmitz und Ida Bienert genannt. Alle drei Sammler waren keine Dresdner und kamen erst um die Jahrhundertwende in die Stadt, in der sie mit ihren Sammlungen berühmt wurden und wo sie während der Zeit der Weimarer Republik ein breites Wirkungsfeld fanden. Rothermundt und Schmitz, wohlhabende Kaufleute und Unternehmer im Ruhestand, Ida Bienert geb. Suckert, Frau des Mühlenbesitzers und Brotfabrikanten Erwin Bienert. Brachten die beiden Herren einen Teil ihrer Sammlungen, vornehmlich impressionistischer Kunst, bereits mit nach Dresden, begann die über eine Generation jüngere Ida Bienert erst um 1905/06 zu sammeln. Rothermundt und Schmitz, durch Heirat zweier Schwestern verschwä gert, hatten sich wohl die Kunststadt Dresden ausgewählt, um hier, nach ihrem Rückzug aus dem Geschäftsleben, ihren Neigungen zu leben. Die Ansiedlung der Sammler Rothermundt und Schmitz 1895 und 1903 war ein großer Gewinn für die Dresdner Kultur- und Kunstszene, die sich mit Bildung der Sezession 1893 und der Tätigkeit Gotthard Kuehls als Professor an der Kunstakademie der modernen, aus Frankreich kommenden Kunstentwicklung zu öffnen begann. Die Sammlungen waren interessierten Kunstfreunden wohlbekannt und auch zugänglich. Sie stellten viele Jahre eine wichtige Ergänzung zur Dresdner Galerie dar. Durch privates Sammeln war dort vereinigt, was die empfindlichsten Lücken der Galerie ausmachte. Zwischen den Sammlern und der Dresdner Gemäldegalerie gab es spätestens seit Amtsantritt von Hans Posse enge Kontakte. Durch stetige Verbindung und fortwährende Zusammenarbeit war der Direktor der Gemäldegalerie bemüht, Bilder aus diesen Kollektionen für die Galerie zu sichern, die, gezeichnet von finanziellen Problemen und kunstpolitischen Vorbehalten seitens offizieller Gre mien, nicht in der Lage waren, im erforderlichen Maße moderne Kunst zu sammeln. Viele gute Angebote konnten nicht wahrgenommen werden, kostengünstige Erwerbungen wurden versäumt, so daß Posse noch bis in die 20er Jahre mit dem Ausbau der impressionistischen Abteilung beschäf tigt war und viele der ohnehin knappen finanziellen Mittel dafür gebunden waren und nicht für moderne Kunst dieser Zeit zur Verfügung standen. Nachdem schon 1897 mit der »Näherin« von Liebermann (Kriegsverlust) hoffnungsvoll ein erstes Bild der »neuen Kunst« erworben wurde, folg ten die weiteren Erwerbungen Liebermannscher Bilder erst nach 1913 unter Aufwendung enormer finanzieller Mittel. Sämtliche Werke von Corinth gelangten erst ab 1919 in die Galerie. An einer