37 eine eigene Tanzschule gegründet hatte, för derte sie die Entwicklung des modernen Aus druckstanzes, der durch das Wirken von Mary Wigman in Dresden ein bedeutendes Zen trum hatte. Der Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, von 1919 bis 1923 Direktor des Stadtmuseums Dresden, charakterisierte das hohe Niveau des geistig-kulturellen Lebens in Dresden, zu dem Ida Bienert maßgeblich beitrug: »Das gesell schaftliche und geistige Leben Dresdens stand in den Inflationsjahren auf einer bemerkens werten Höhe ... (Es) ... war dem gleichzeitigen Berliner sicherlich gewachsen, wie eine mittlere Großstadt, in der sich die Gesellschaft besser konzentrieren kann, einer das Zersplittern för dernden Millionenstadt wohl in gewisser Hin sicht überlegen sein wird.« 91 Das Engagement Ida Bienerts für die mo derne Kunst beschränkte sich jedoch bei wei tem nicht allein auf ihre eigene Sammlung, ihr ging es auch um Förderung von Künstlern und deren Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Das viel leicht größte Verdienst der Sammlerin für die Stadt Dresden war, daß es ihr 1927 gelang, die Mittel für die Niederlassung der Galerie »Neue Kunst Fides« zu organisieren. 101 Außerdem wurde zwei Jahre vor Fides bereits die Galerie Kühl und Kühn gegründet, die 1925 mit Unter stützung von Ida Bienert die erste Konstruktivistenausstellung in Dresden und 1931 die erste Ausstellung von Hans Hartung zeigte. Will Grohmann wertet das Engagement Ida Bienerts als »eine Tat, die zielstrebig in das Kunst leben eingegriffen und die künstlerische Atmosphäre Dresdens mitgestaltet hat. Alle Kunst freunde, die Dresden besuchten, haben dies verspürt. Und wenn Maler wie Klee und Kandinsky früher als in anderen Städten hier diskutiert wurden und Anerkennung fanden, so ist dies der klaren Aufbauarbeit Ida Bienerts mit zu verdanken.« 111 Ida Bienert war Mäzenatin im eigentlichen Sinne, das heißt, sie unterstützte Künstler direkt durch Erwerbungen und Vermittlung von Ausstellungsmöglichkeiten. Außerhalb des Patronats vereins gab es, soweit bekannt, keine unmittelbaren Stiftungen an die Dresdner Galerie. Die Werke aus ihrer Sammlung, die sich heute in der Gemäldegalerie Neue Meister befinden, gelang ten sämtlich nach 1945 dahin, aber nicht direkt von Ida Bienert, wie viele ihrer Bilder nur auf Umwegen ihren Platz in Museen der ganzen Welt gefunden haben. In unserer Galerie sind das: Paul Klee, Aus dem Städtebuch, und Otto Dix, Landschaft am Oberrhein, ferner aus der Samm lung ihres Mannes, Erwin Bienert, vier Landschaften aus der Umgebung von Dresden von Anton Graff, die einzige Schenkung an die Galerie aus Familienbesitz. Ida Bienert