60 Sammlung bibliophiler Bücher, die 1927 bereits 3200 Werke umfaßte, 12 * bis auf einen Rest von 510 Bänden getrennt haben sollte. Der Verdacht liegt also nahe, daß sich vor oder neben dem staatlich sanktionierten und amtlich gemachten Raub auch noch andere bereichert haben. Dem Begehren Mutschmanns, wie aus dem zitierten Brief hervorgeht, die »sichergestellten Gegen stände«, insbesondere die Porzellan- und die Inkunabelsammlung, in Dresdner Museumsbesitz zu überfuhren, stellten sich zunächst »Reichsinteressen« entgegen. Die Sammlungen erschienen als so wertvoll, daß man sie für das »Führermuseum« reklamierte, das nach dem Kriege in Linz errichtet werden sollte. Es bedurfte einer persönlichen Verfügung Hitlers am 17. November 1942. »Der Führer hat entschieden, daß die Sammlungen dem Land Sachsen unentgeltlich übertragen werden sollen.« 131 Die Sächsische Landesbibliothek erhielt daraufhin die in der Aufstellung bezifferten Hand schriften, Frühdrucke und bibliophilen Buchausgaben, wahrscheinlich aber ohne die dort bereits vorhandenen Titel, etwa 80 Inkunabeln und 200 seltene Drucke. Die übernommenen Bücher blieben unbearbeitet, da bald darauf Maßnahmen zur Sicherung hochrangiger Bibliotheks bestände vor Kriegseinwirkungen getroffen werden mußten. Zusammen mit Büchern der Lan desbibliothek gelangten sie in einen der Auslagerungsorte in der Umgebung Dresdens, wo sie nach Kriegsende noch einmal den Besitzer wechselten. Die sowjetische Trophäenkommission be schlagnahmte bis auf 21 Frühdrucke, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren, Victor v. Klemperers Inkunabelsammlung und verbrachte sie nach Rußland. Sie befindet sich seitdem in der Staatsbibliothek, früher Lenin-Bibliothek, in Moskau. Die ebenfalls Weggefährten mittel alterlichen Handschriften wurden 1958 an die Sächsische Landesbibliothek zurückgegeben, wo sie mit den aus dem Auslagerungsort zurückgeführten restlichen Inkunabeln und den biblio philen Drucken als Depositum Aufstellung fanden. Die Familie Klemperer versuchte nach 1945 mehrfach vergeblich, die geraubten Sammlungen zurückzuerhalten. Die Entscheidung über eine Rückgabe, die bei der Landes- und später bei der Staatsregierung lag, wurde mit hinhaltenden Begründungen verzögert, bis ein erneutes Ersuchen 1990 zum Ziel führte. Das Depositum in der Sächsischen Landesbibliothek mit 295 Werken im Schätzwert von etwa zwei Millionen Mark konnte, zusammen mit der Porzellansammlung, soweit diese den Krieg überstanden hatte, den Erben als ihr rechtmäßiges Eigentum übergeben werden. Anmerkungen 11 Frühdrucke aus der Bücherei Victor von Klem perer. - Dresden 1927. - Vorwort S. 7. 21 Diamant, Adolf: Chronik der Juden in Dresden. - Darmstadt 1973. — S. 296. 31 a.a.O. - S. 299. 41 Miniaturen aus der Sammlung Gustav v. Klem perer. - Dresden 1928. 51 Neue Deutsche Biographie. - Berlin. - Bd. 12. - 1980.-S. 36. 6) s. Anm. 1. - Vorwort S. 9. 71 a.a.O. - Einleitung S. 14. 81 a. a. O. — Einleitung S. 20. 9 > s. Anm. 1. 101 a. a. O. — Vorwort S. 10. 111 Diamant, Adolf. - a.a.O. - S. 294f. 121 s. Anm. 1. — Vorwort S. 10. 13) Diamant, Adolf. - a.a.O. - S. 301.