63 Blick in den Hauptsaal der Galerie Arnold, 1907 Aber Ludwig Gutbier stand nicht allein. Alfred Lichtwark erwähnte noch das Victoriahaus, in dem Hermann Morawe Ausstellungen darbot. Lichtwarks Bemerkung bleibt symptomatisch für die Zeit: »Nicht so freundliches Entgegenkommen scheint Morawe gefunden zu haben, der mit großen Opfern den >Salon Lichtenberg« im modernen Sinne zu entwickeln versuchte. Ihm dankt Dresden die erste Bekanntschaft mit Klinger als Maler und Bildhauer, mit L.v. Hofmann und den Skandinaven. Er wagte es, die Dresdner Sezession vorzuführen. Aber es scheint, als ob fiir ein sol ches Unternehmen in Dresden die Zeit noch nicht gekommen.« Mit dem »Skandinaven« war schon 1893 der junge Edvard Munch in Dresden vertreten, nur kurze Zeit nach der Berliner »Affäre«, die den Keim für die spätere Berliner Secession legte. 1923 erschien dann in Arnolds gra phischen Büchern als Band 6 Gustav Schieflers Monographie über die graphische Kunst Munchs. In der Prager Straße Nr. 13 befand sich die 1848 gegründete Kunsthandlung Emil Richter, in der Hermann Holst mit gleicher Gesinnung nach der Jahrhundertwende und später R. H. Meier Kunstgeschichte schrieben. Die Daten waren zwischen der Schloßstraße und der Prager Straße zumeist nur um ein paar Jahre verschoben. Hier 1906 Käthe Kollwitz, schon 1907 und 1908 die »Brücke« und die Fauves, 1908 van Gogh, 1910 Gauguin mit dem Plakat von E. L. Kirchner, 1914 Pablo Picasso, 1919 die »Dresdner Sezession - Gruppe 1919« mit dem Plakat von Otto Dix. Beide Privatgalerien waren herausragende kulturelle Institutionen, die ergänzt und zwangs läufig übertroffen wurden durch die großen internationalen beziehungsweise nationalen Kunst ausstellungen, die seit 1897 Gotthardt Kuehl in dem jüngst erbauten Ausstellungspalast an der Stübelallee einrichten ließ. Hinzu kamen die großen Kunstgewerbeausstellungen 1897 und 1906, die periodisch wiederkehrenden Ausstellungen des Sächsischen Kunstvereins auf der Brühlschen