65 keinem Fall eingeengt.« Also auch hier öffnete man sich dem Geist der Novemberrevolution und der Republik. Die Galerie Arnold wieder um stellte ihre Räume den Autorenabenden des Felix Stiemer Verlages, der Keimzelle des Dresd ner Expressionismus, zur Verfügung. Vorbereitet war es tatsächlich, wie Zehder schreibt, im Jahre 1916: Walter Hasenclevers Drama »Der Sohn« wurde im Albert-Theater aufgeführt; Wieland Herzfeldes Zeitschrift »Neue Jugend« stellte sich im Hotel Bristol mit einem Autorenabend vor; Oskar Kokoschka entschloß sich, nach Dresden überzusiedeln, seine Lithographien zur Bachkantate waren in der Lennestraße ausgestellt, Albert Ehrenstein votierte bei Ludwig Gutbier für ihn, das Ge mälde »Die Windsbraut« hatte Gutbier seit Ende 1914 in der Galerie, ohne dafür vorläu fig Käufer zu finden. Otto Gußmann eröff- nete das neue Ausstellungsgebäude an der „ , _ , Lennestraße mit den Worten: »Alles, was Ausstellung der Dresdner Sezession 1919 bei Emil ... , . , r . , , Richter, Katalogeinband Otto Lange künstlerischen Willen aufweist, aus welchem Lager es auch komme, soll hier seine Förde- rung finden, und nicht zuletzt die sprudelnde Jugend, der doch die Zukunft gehört«; Theodor Däublers Schrift »Der neue Standpunkt« erschien bei Jakob Hegner in Hellerau; Annette Kolb stellte in ihren »Briefen einer Deutsch-Französin« die Dresdner Chauvinisten an den Pranger, am 12. Januar 1915 erklärte sich der Pirnaer Reichstagsabgeordnete der SPD, Otto Rühle, mit Karl Liebknecht solidarisch, Hans Poelzig bewarb sich als Stadtbaurat. Vieles hatten die bedeutenden Dresdner Kunsthandlungen vorbereitet, und es wurde schon 1917 zum Gipfel geführt, von dem aus man die Kunstlandschaft des Expressionismus beobachten und auf sich einwirken lassen konnte. Am 1. Oktober 1917 schlossen sich die Literaten zu einer »Expressionistischen Arbeitsgemeinschaft Dresden« zusammen, die jungen Maler folgten ihnen mit der »Gruppe 1917« und einem eigenen Verlag, in dem ab Januar 1918 als »Organ und Mani fest« die Zeitschrift »Menschen« erschien. Die zweite Generation des Dresdner Expressionismus etablierte sich dann von 1916 bis 1921. Bei Emil Richter setzte man sich sogar für die Schüler der Akademie ein, 1916 für Conrad Felixmüller, 1919 für den jungen und ungewöhnlich wilden Eugen HofFmann, 1921 für den Meister und insgeheimen Lehrer dieser Generation, Alexander Archipenko. Mit dem vehementen Einsatz für die Jugend wurde natürlich die traditionelle Dresd ner Malschule und selbst die konservativ akademische Kunst keineswegs vernachlässigt. Toleranz blieb das Prinzip des Kunsthandels, freilich auch mit regem Geschäftssinn verbunden. Inzwischen hatten sich andere Kunsthandlungen aufgetan, die in der Gesinnung den großen Häusern oder den Vereinen nicht nachstehen wollten. 1922 eröffnete der weit über Dresdens 3 * 1919 EM l l R'CHTER PftA 6