68 ASSO: Hans und Lea Grundig, Lachnit, Skade, Miron Sima, Querner und dem aus der MOB- Bewegung hervorgegangenen Willi Dodel. 1930 brachte Sandei die jungen Künstler nach Berlin in die Galerie Wertheim. Der aus dem Dürerbund hervorgegangene sozialdemokrati sche Kritiker Wolfgang Schumann urteilte 1932: »Hier zeigt man viel wirklich junge, im Beginn ihrer Laufbahn stehende, öfter auch proletarisch-sozialistische Künstler, meist Dresdner. Einige der kleinen, aber mit einer unstreitigen Kennerschaft und viel Achtsam keit zusammengebrachten Ausstellungen wa ren sehr beachtlich.« Das Aufbäumen durch eine proletarisch revolutionäre Kunst war der letzte Versuch, die sozialen und politischen Verhältnisse zu ändern, aber auch die ästhetische Tradition Dresdens seit der Revolte des Expressionismus zu bewahren. Jene befohlene Formel »Kunst ist Waffe« war dieser Bewegung kaum ein absolu tes Thema und schon gar nicht den Formen in ihr eigen. Gewiß gab es Agitationsgraphik, aber die Künstler verließen selten die traditionelle Ästhetik, die in Dresden Robert Sterl und Gotthardt Kuehl, die »Brücke«, Kokoschka und Otto Dix ausgebildet hatten. Das Jahr 1933 brachte des halb auch nicht das Ende, vielmehr eine Art Anpassung, die allgemein schon vorbereitet war. Die Wanderausstellung, von Hartlaub Anfang 1933 zusammengestellt, trug dann auch den Titel »Beschauliche Sachlichkeit«. Paul Westheim charakterisierte sie in der letzten Nummer des »Kunstblattes« im Februar 1933: »Das ist so eine Mischung für den Hausgebrauch, die das ent hält, was an der neuen Sachlichkeit so beliebt war: die Genauigkeit, Deutlichkeit und Allge- meinverständlichkeit der Darstellungsweise ... und das vermeidet, was alles aggressiv, kämpfe risch oder anklägerisch empfunden werden könnte. Von der Not der Zeit, ihrem Jammer, von Ungerechtigkeit gar ist keine Rede mehr, statt dessen sieht man romantisch idyllische Land schaften, die Sonne lacht und die Vöglein zirpen.« Mit dieser Kunst konnte man die nächsten 12 Jahre überleben. Der Kunsthandel war dabei zum Antiquitätenhandel geworden, die wirklich moderne Kunst verbarg er in den Katakomben, wo auch einige Künstler hausen mußten. Nur einmal stieg er ungewollt phönixhaft aus den Ver liesen heraus, gewissermaßen mit einem »Schandmal« behaftet. Im September 1933 eröffnete eine obskure, machtgeschützte Clique im Lichthof des Neuen Rathauses die Ausstellung »Spiegel bilder des Verfalls in der Kunst«. Sie wurde allerdings zum Spiegelbild einer außergewöhnlichen Leistung des Dresdner Kunsrhandels. Eine geheime Ehrung, der er bis zum 13. Februar 1945 standhielt, dann versank die Innenstadt in Trümmern, die Brühlsche Terrasse, die Lennestraße, die Prager Straße, die Schloßstraße, die Kleine Brüdergasse ... Der Galerist Josef Sandei, Tuschzeichnung von Miron Sima, 1931