Neuerscheinungen zur Dresden-Literatur Dresdner Geschichtsbuch (Band 2) Herausgegeben vom Stadtmuseum Dresden, DZA Verlag für Kultur und Wissenschaft 1995 207 Seiten, 29,80 DM Knapp ein Jahr nach dem Erscheinen des 1. Bandes legt das Stadtmuseum nun den 2. Band des Dresdner Geschichtsbuches vor. Wie 1995 wurden Format, Umfang, äußere und innere Gestaltung, Papier- und Druckqualität und auch der moderate Verkaufspreis beibehalten. Zur besseren Unter scheidung wurde die Farbgebung des Pappeinbandes in Blaugrau geändert. Allen an der Geschichte Dresdens Interessierten liegt damit eine in Inhalt und Gestaltung wieder sehr gelungene Publika tion vor, die manche weiße Flecken in der Stadtgeschichtsschreibung beseitigt. In 12 Fachbeiträgen stellen 13 Autoren anschaulich, faktenreich und mit 274 Abbildungen reich illustriert ein breites Themenspektrum zur Dresden-Geschichte zwischen Mittelalter und DDR-Zeit vor. Im ersten Beitrag geben Heidi Pimpl und Klaus Wirth vom Sächsischen Landesamt für Archäologie höchst instruktive Einblicke in die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen am südlichen Altmarkt. Gerade aus der frühen Phase der Stadtentwicklung vor 1500 sind nur spärliche schriftliche Quellen überliefert, so daß in erster Linie durch die zwischen 1994 und 1996 intensiv betriebenen Ausgrabungen neue Erkenntnisse zu Baukultur, Alltagsleben und Handelsbeziehungen der Dresdner Bürger gewonnen werden konnten. Erstaunlich ist es schon, was für Rückschlüsse durch die Auswertung von Funden aus über 100 Latrinen, die im Mittel alter auch als Abfallgruben dienten, auf die Lebensweise der Bewohner zu ziehen sind. Mit der Stadttopographie wird eine neue Rubrik eingeführt, in der Heidemarie Weigend die Geschichte des Altmarktes vorstellt. Räumlich und zeitlich an den Beitrag zur Stadtarchäologie anknüpfend, wird hier die mehr als 500jährige wechselvolle Entwicklung des Altmarktes als wichtiger Schauplatz der Geschichte Dresdens mit dieser verknüpft. Mit 25 Abbildungen wird der relativ kurze Text freilich allzusehr optisch dominiert. Weniger Bekanntes dürfte der Beitrag von Sieglinde Nickel zur Wirtschaftsgeschichte vermit teln. Auf 18 Seiten wird der Leser über die Entstehung von Manufakturen, ihre Besitzer sowie typi sche Handwerkszweige im Dresden der Barockzeit anschaulich ins Bild gesetzt. Interessanterweise waren in dieser frühen Manufakturperiode auch Frauen als Unternehmerinnen aktiv. Die auf pro funden Quellenkenntnissen beruhende faktenreiche und auch das gesellschaftliche Umfeld nicht aussparende Darstellung wird durch mehrere, bisher weniger bekannte Stadtansichten bereichert. Unter der Rubrik Persönlichkeiten eröffnet Karlheinz Kregelin eine begrüßenswerte biogra fische Reihe zu den Dresdner Oberbürgermeistern und stellt mit F. W. Pfotenhauer und P. A. Stübel die beiden ersten Träger dieses Amtes vor. Christel Wünsch vermittelt interessante Einblicke in die Dresdner Kunstszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und stellt in Wort und Werk zahlreiche hier wirkende Maler wie Gotthardt Kuehl, Fritz Beckert und Curt Querner vor. Dieser Beitrag zeigt einmal mehr, wie reichhaltig die Sammlung Dresdner Stadtansichten im Stadtmuseum ist.