90 Wenn man sich mit der Geschichte der vergangenen Jahrhunderte befaßt, stößt man in der zeitgenössischen Literatur wie in den Archivalien auf Maße und Gewichtsangaben, mit denen die meisten heute nichts mehr anfangen können. Der letzte Fachbeitrag des Bandes aus der Feder des Direktors des Mathematisch-Physikalischen Salons, Klaus Schillinger, bietet einen Überblick zur Entwicklung der Längen- und Flächenmaße, der Volumen- bzw. Hohlmaße und der Ge wichtseinheiten, wie sie über mehrere Jahrhunderte im Dresdner Raum gebräuchlich waren. Besonders der Anhang mit seiner Umrechnung in moderne Maße und Gewichte kann eine wertvolle Hilfe für viele Heimatgeschichtsforschungen sein. Alles in allem liegt uns mit dem 2. Band des Dresdner Geschichtsbuches eine ebenso nütz liche wie unterhaltsame und attraktive Publikation vor, der ein Fortbestehen auch über das Jahr 2006 hinaus nur zu wünschen ist. Gerald Kolditz Kein Platz, nirgends Zu Hans Strehlows Fotoband »Dresdener Plätze« Plätze zeigen Kontinuität, Wandlungen oder - in Dresden - Brüche im Stadtbild. Das doku mentierte das städtische Denkmalschutzamt 1995 mit einer Fotoausstellung von Hans Strehlow, die es nun, mit Unterstützung der Bayrischen Hypothekenbank, bereichert um ein Vorwort von Andreas Friedrich, der Öffentlichkeit in Buchform präsentiert. Der Band läßt die Vielfalt der Platzformen und -funktionen Dresdens lebendig werden und ermöglicht durch das Nachvoll ziehen der historischen Aufnahmestandpunkte den Vergleich mit der Gegenwart. In reizvoller Graphik (Gestaltung: W. Henning, N. du Vinage, Michel Sandstein Verlagsgesellschaft) zeigen die unterlegten Planausschnitte den Wandel des Umfeldes. Zur reichhaltigen Ausstattung des Farbbildbandes gehören Stadtpläne, die das Auffinden der 68 ausgewählten Plätze erleichtern. Fehlen durften weder der geschichtsträchtige Alt- oder Neumarkt, die durch Stadttore vor gegebenen unregelmäßigen Anlagen von Post- oder Pirnaischem Platz, so glückliche Schöpfun gen wie der Albertplatz noch die regelmäßigen Schmuckplatzanlagen wie Carola-, Chemnitzer oder Conertplatz. Sie waren Kulminationspunkte des öffentlichen Lebens und geben zum Teil bis heute ganzen Stadtgebieten ihre Identität. Auch die weniger in ein romantisierendes Bild vom alten Dresden passen wollenden Plätze wie etwa der als Exerzierplatz dienende Alaunplatz wer den nicht ausgespart. Von hier war es nicht mehr weit bis zum Löschteich auf dem Altmarkt. In der frühen Nachkriegszeit wurden die Reste des alten Dresden auf Schutthalden gefahren. Mahnende Stimmen, wie die von Richard Konwiarz, der einen Aufbaubeginn entlang der »histo rischen Schwerlinien« gefordert hatte, wurden ignoriert, so daß diese bald der Anlage von De monstrationsstraßen und -plätzen preisgegeben waren. Wenig später setzten sich freie Gebäude kompositionen unter Beachtung von »Licht, Luft und Sonne« durch. Diese Entstehung der »Stadtlandschaft«, verbunden mit der Flucht in die Privatsphäre, ließ Platzanlagen entbehrlich werden. Sie blieben übrig, wurden überbaut, der Darstellung der Machtfrage oder dem Verkehr geopfert. Davon künden der Freiberger, Stifts- oder Dürerplatz. Strehlows Kamera bleibt nur, den Verlust an Gestaltungsqualität und Vitalität der Nutzung wiederzugeben. Das Bildpaar vom Ebert- platz mit der ihn beherrschenden Hochstraße zeigt, daß sich daran bis heute nichts geändert hat.