80 Monika Schlechte Ein sächsischer Perseus? Die Hochzeit des Kurprinzen Christian im Jahre 1582 1720 schreibt Johann Christian Lünig in seinem »Theatrum Ceremoniale« die über Jahr hunderte währenden Gepflogenheiten fürstlicher Vermählungen nieder und vermerkt dazu unter anderem: »Wie viel denen Souverainen und ändern hohen Standes-Personen an Fort pflantzung und Conservation Ihrer Familien gelegen, ja wie viel diese Sorgfalt zu Erhal tung des Ruh- und Wohl-Standes gantzer Länder beytrage, solches ist einem jeden mehr als zu bekannt. Und dieses ist eben die Ursache, warum es sich grosse Herren so anglegen seyn lassen, Ihre Erb- und andere Printzen so zeitig zu vermählen«. 11 Versteht man also die Vermählung grösser Herren, als ein Ereignis das vielmehr einen öffentlichen, strategisch-taktischen und damit politischen Charakter hat, denn einen inti men und persönlichen, kann es nicht allzusehr verwundern, daß man sich am Dresdner Hof bereits im Jahre 1577 mit dem Gedanken trug, den Prinzen Christian mit der Schwe ster des Kaisers zu vermählen. Auch Rudolf II. schien an einer engeren Bindung zu Kur sachsen interessiert und erwog die Bindung des Erzherzogs Matthias mit einer sächsischen Prinzessin. Diese Art verwandschaftliche Beziehung sollte jedoch nicht zu Stande kommen. Spätestens 1581 war beschlossen, den Prinzen Christian mit der Prinzessin Sophie, der Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, zu verheiraten. Damit stärkte August die »Friedenspartei im protestantischen Lager«, deren Haupt er war.' Diese enge Bindung an Brandenburg sollte denn auch für die Zukunft ihre Früchte tra gen: Man sieht Christian nicht nur im Juli des Jahres 1586 bei der Besprechung der Für sten zu Lüneburg an der Seite des Kurfürsten von Brandenburg, die gemeinsamen Positio nen verteidigend, sondern auch der Besuch Johann Kasimirs findet Christian gemeinsam mit dem Brandenburger in Küstrin. Auch in der polnischen Frage sieht man Christian und Johann Georg von Brandenburg 1587 gleichsam abgestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die Korrespondenz beider macht deutlich, daß das Eintreten für die Interessen des Prote stantismus gegenüber dem Hause Österreich, wohl durch beständige Abstimmung zwi schen Sachsen und Brandenburg gekennzeichnet gewesen ist, wie im Falle der Verwen dung Christians für die bedrängten evangelischen Bürger Augsburgs zu Beginn des Jahres 1687.