Die Gründung des Kulturbundes in Dresden ein Beitrag zur antifaschistisch-demokratischen Kulturentwicklung und zum Bündnis zwischen Arbeiterklasse und Intelligenz
Anfang an übernahm, ging auch die entscheidende Neuorientierung auf kulturellem Gebiet von dem Aktions programm aus, das die KPD am 11. Duni 1945 mit ihrem Aufruf veröffentlichte. Die im Aufruf gestellten Aufgaben ent sprachen Hauptlehren der internationa len Arbeiterbewegung im Kampf gegen Imperialismus und Faschismus. Zu gleich verarbeiteten sie auf ideolo gisch-kulturellem Gebiet Erfahrungen der Sowjetunion beim Aufbau der neuen Ordnung, Erfahrungen des antifaschi stischen Bündnisses, wie sie auf den internationalen Kultur- und Schrift stellerkongressen in Paris und Madrid sowie im Nationalkomitee "Freies Deutschland” gesammelt wurden. 2 Vorarbeit zu einer neuen Kulturpoli tik in einem kommenden Deutschland wurde vor allem von den führenden Ge nossen der KPD in der Sowjetunion ge leistet. D.R. Becher, der einen Haupt anteil an der Herausarbeitung der Wichtigsten neuen Kulturaufgaben hat te, erklärte damals: "Besonders nach dem Krieg wird der Nazismus, was er ideologisch vorstellt, erst ganz auf zeigen... Andererseits kann es nicht ausbleiben, daß nach einer solchen Katastrophe Abermillionen aufgeschlos sen werden für neue Wege und bereit Sind, umzulernen und antiimperiali stischen Kräften zu folgen... Bei diesem Umerziehungsprozeß handelt es sich um einen Polltislerungs- und Demokratisierungsprozeß, um ein na tionales Befreiungs- und Aufbauwerk größten Stils auf ideologisch-mora lischem Gebiet." Nachdem Becher die Einbeziehung der breitesten Volks schichten in den Umerziehungsprozeß postuliert hatte, nennt er als drei entscheidende Gruppen: die Lehrer 16 vom Dorfschullehrer bis zum Hoch schulprofessor, den Pfarrer und die Geistlichkeit und die Literatur im weitesten Sinne (Film, Presse, Ra dio, Theater eingeschlosssn). Bei der Charakterisierung der Aufgaben der letzten Gruppe trifft er den Charakter der zu erkämpfenden neuen Kultur und Kunst insgesamt, wenn er erklärt: "Sie wird eine nationale und demokratische Literatur sein in dem Sinn, daß sie sich an die ge samte Nation wendet, daß sie zu einer allen Volksschichten zugänglichen Li teratur wird, das heißt zu einer Volksliteratur im besten Sinne des Wortes. Die antifaschistische Lite ratur wird eine demokratische Lite ratur sein in dem Sinne, daß sie die Mehrheit der deutschen Schriftsteller und ihre besten Kräfte gewinnt." 3 K.H, Schulmeister weist nach, daß bei der Ausarbeitung dieser Grund sätze geklärt wurde, "daß eine gei stige Wiedergeburt nur möglich ist, wenn unter Führung der Partei der Arbeiterklasse eine universelle Bünd nispolitik durchgesetzt wird", 4 und daß der Gedanke einer einheitlichen antifaschistisch-demokratischen Kul turorganisation Gestalt annahm. Da bei spielte auch die erfolgreiche Tätigkeit des Freien Deutschen Kul turbundes in England und Schweden während des II. Weltkrieges eine Rolle. Zur Vorgeschichte des kulturellen Neubeginns und der Gründung des Kul turbundes vgl. K.H. Schulmeister "Auf dem Wege zu einer neuen Kultur", Berlin 1977, Kap. I und II □.R. Becher: Gesammelte Werke, Berlin und Weimar 1978, Bd. 16, S. 362 f. 4 K.H. Schulmeister, "Auf dem Wege zu einer neuen Kultur", Berlin 1977, S. 30