Die Befreiung Dresdens am 8. Mai 1945 - das Zusammenwirken der sowjetischen Besatzungsorgane und der deutschen Antifaschisten zu Beginn der antifaschistisch demokratischen Umwälzung
buchstäblich über Nacht von harten Siegern über einen bösartigen Feind zu treusorgenden Stadtvätern und Be treuern wurden. Und sie trafen an fangs keineswegs immer auf Ehrlich keit, Achtung oder Dank. Aber groß ist die Zahl derer, die ihnen ver danken, daß sie zuverlässige Freunde der Sowjetunion, ja daß sie Kommu nisten wurden. Die erste Ausgabe der Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung er scheint am 22. Mai 1945. In ihrem Leitartikel beantwortet sie dem deutschen Leser die Frage, warum die Rote Armee nach Deutschland ge kommen ist: "Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß in relativ kurzer Frist ein dritter Weltkrieg unvermeidlich würde, falls der Nazis mus und Militarismus in Deutschland weiter existierten. Was aber ein solcher dritter Weltkrieg für Deutschland und für das deutsche Volk bedeuten würde, davon kann sich Jeder Deutsche eine ungefähre, wenn auch blasse Vorstellung machen, wenn sr sich die gegenüber dem Weltkrieg 1914 - 18 um so vieles furchtbareren Auswirkungen des zweiten Weltkrieges vor Augen hält und daran denkt, was bei einer weiteren Entwicklung der Vernichtungstechnik ein neuer Krieg in 15 oder 20 Bahren bedeuten würde. Folglich ist es das höchste Lebens interesse des deutschen Volkes - wie es die kategorische Forderung des Sowjetvolkes und aller friedlieben den Völker der Welt ist, - einen festen und dauerhaften Frieden zu sichern. Dazu aber muß der Nazis mus und der reaktionäre deutsche Militarismus ausgetilgt werden, und zu diesem Zweck ist die Rote Armee 4 nach Deutschland gekommen." Und weiter die Tageszeitung vom 22. Mai 1945: "In der Wiedergeburt Deutschlands auf völlig neuer Grund lage wird nunmehr das Entscheidende vom deutschen Volk selbst abhängen. Ehrliche und konsequente Abkehr von dem Wege der Gewalt und des Krieges, vom Anspruch auf fremden 'Lebensraum' und Vorherrschaft über andere Völ ker, entschiedene Absage an alles, was nazistisch war - das sind uner läßliche Voraussetzungen einer Neu geburt Deutschlands." Ober das Ausmaß der Vernichtung Dresdens durch die Bombenangriffe am 13., 14. und 15. Februar, am 2. März und am 16. April 1945 ist viel gesagt worden; das ist rich tig und nötig. Aber bis zum 8. Mai 1945 ist noch vieles an Zerstörungen dazu gekommen. Bereits am 19. März 1945 hatte Hitler den Befehl erlas sen "Alle militärischen, Verkehrs und Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie die Sach werte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fort setzung seines Kampfes irgendwie oder in absehbarer Zeit nutzbar machen könnte, rücksichtslos und vollständig zu zerstören". So vollendeten die faschistischen Truppen in den letzten Kriegstagen das Zerstörungswerk. Beim Ausbau der Dresdner Trümmerstadt zu einer Festung wird manche noch in takte Versorgungs- oder Straßenbahn leitung ruiniert, alle Brücken werden gesprengt, soweit es nicht mutige Antifaschisten verhindern können. Über 75.000 Wohnungen sind völlig vernichtet, über 30.000 weitere kaum noch bewohnbar. Da fährt keine Stra ßenbahn, da bleibt es dunkel in den