33 Der Widerstand des Einzelnen - Fritz Löffler contra Walter Weidauer Eine Dokumentation, zusammengestellt von Hans-Peter Lühr Dr. Fritz Löffler und Walter Weidauer sind für das Dresden der letzten 40 Jahre Antipo den in einem fast klassischen Sinn. Der eine hat als Kunsthistoriker seine Lebensarbeit daran gesetzt, die schwer lädierte Kultur einer zerstörten Stadt zu retten und ihre Neuent wicklung helfend zu begleiten, dem anderen fällt als langjährigem Oberbürgermeister der traurige Ruhm zu, für die »dritte Zerstörung Dresdens« verantwordich zu sein und das SED-Dogma in Reinform zu verkörpern. In ihrer Auseinandersetzung, die bis zum Tod des 87jährigen Weidauers 1986 reichte (Löfflers Kommentar: Mein Erzfeind ist hin) spie gelt sich viel von den deutschen Paradoxien. Die Gegnerschaft zwischen Weidauer und Löffler hat schon früh begonnen. Vor allem Weidauers Haß war geharnischt. In einem Brief an den Jess-Verlag verwahrt sich der Oberbürgermeister 1950 gegen die Zumutung, mit Fritz Löffler gemeinsam in einem Buch zu erscheinen: »Wahrscheinlich werde ich bei Gelegenheit die teilweise verleumde rischen Angriffe des Herrn Löffler in der Öffentlichkeit zurückweisen, die er um westli cher Silberlinge gegen die fortschritdichen Menschen der Stadt Dresden fuhrt«Gemeint sind »gehässige Ergüsse« Löfflers in dem Merian-Heft über Dresden von 1949. Zur letz ten öffentlichen Kontroverse zwischen Weidauer und Löffler kam es 1966 wegen »ideolo gischer Merkwürdigkeiten im Instimt für Denkmalpflege«. 21 Sie betrafen u. a. »Das Alte Dresden«. Auch Weidauers Nachfolger im Amt, Oberbürgermeister Schill, blieb auf Linie und setzte die Angriffe auf Löffler fort. Im März 1969 z. B. wurden von der Stadtverord netenversammlung der Verlag der Kunst und sein Vorwortautor Fritz Löffler wegen Hasse- braucks »Dresdner Bilderbuch« vermahnt, weil »dieses Buch eindeutig bürgerliche Ideolo gie im schönen Gewand verbreitet« und für Fritz Löffler »die Errungenschaften unseres Staates (...) nicht existent« seien. Die wohl härteste Auseinandersetzung mit Fritz Löffler wurde jedoch 1957/58 geführt. Sie soll hier ausführlich dokumentiert werden, nicht nur, um die Diffamierung eines kritischen Geistes als solche namhaft zu machen, sondern auch, um etwas von Ursachen und Methoden der staatlichen Repressionen an den authen tischen Quellen zu beleuchten. Die politische Situation jener Jahre war brisant. 1956 waren zeitgleich Bundeswehr und NVA gegründet worden. Chrustschows Stalin-Abrechnung auf dem XX. Parteitag der KPdSU und das Verbot der KPD in der Bundesrepublik brachten für die SED hochgradi ge Verunsicherung. Ende 1956 zeigte der Ungarnaufstand die Krise des Ostens, und als im Mai 1957 Adenauer Ulbrichts Vorschlag einer Konföderation DDR—BRD ablehnte