12 Pathos der proletarisch-revolutionären Kunst mit einem expressiven Akzent. Für seine dem Leben junger Frauen gewidmeten Themen wählt er für Liebreiz, Anmut, Charme und Erotik eine postimpressionistisch versüßte heitere Farbig keit mit weichem und lockerem Pinselstrich und duftigen Farbflecken. Viele andere Künstler, so Alfred Fritzsche, Max Möbius, Heinz Harnisch, Werner Hofmann und andere, sind auch zu dieser Gruppierung gehörig. Darauf kann hier nicht näher eingegangen werden. In den 50er Jahren bestand auch eine "sachliche" Richtung in engerem Sinne in Dresden. Gerade die Zuordnung zu diesem Begriff macht die Problematik und Fragwürdigkeit der Einteilung des lebendigen Kunstprozesses in schematische Gruppen besonders sichtbar. Dennoch bedürfen wir ihrer, um die Vielfalt und Fülle faßbarer zu machen und Querverbindungen und Zusammenhänge herauszuhe ben . Fritz Tröger (189^ - 1978) steht mit seiner festen zeichnerischen Bild sprache zunächst im äußerlichen Gegensatz zur koloristischen Hauptlinie Dresdner Malerei. Doch sind seine Bilder keine farbigen Zeichnungen, die Farbe dominiert durchaus. Der Künstler, der seit seiner Jugend nahezu taub war, findet ohne Eigenbrötelei in der Klarheit seiner Bildmotive die ihm adäquate Anregung für seine sachliche feste Bildsprache. Die Dynamik der Arbeitsprozesse erfaßt er ebenso wie die beschauliche Ruhe der dörflichen Landschaft. Heute findet sein Schaffen eine Fortsetzung in den Ölkreidear beiten von Dietmar Hommel. Erna Lincke (1899 - 1986) ist eine weitere Künstlerin, deren Schaffen durch eine sachliche und gleichzeitig poetische Note charakterisiert wird. Als Malerin interessierte sie sich sehr für wissenschaftliche Probleme der Physik und Kosmologie. Sie malt Ölbilder von dezenter Farbigkeit in er starrter geometrisierter Statuarik und schafft harmonisohe Farbholzschnitte mit reizvoller Binnenstruktur als Handabzüge auf Japanpapier. Erich Gerlach (geb. 1909) besitzt ein unverwechselbares Profil, es beruht auf den Darstellungsgegenständen und auf der von ihm eingesetzten Gestal tungsweise. Diese wird im Laufe seiner Schaffenszeit modifiziert. In den 50er Jahren dominiert in seinem Werk das gesellschaftliche Thema und eine zunehmend malerisch-postimpressionistische Malweise. In den 70er Jahren kehrt der Künstler zu der vorher gepflegten zeichnerischen und formver festigten Gestaltung zurück. Er wollte immer, wie er selbst sagte: "In kleinen Begebenheiten den großen Ablauf des Lebens wiedergeben." Zu diesem Anliegen gehört auch der Themenkreis "Familie, Mutter und Kind". Der Künst ler will die Schönheit in Leben und Kunst bewußtraachen und vor ihrer Be drohung warnen. Der Maler und Graphiker Rudolf Nehmer (1912 - 1983) ist als Mitbegründer der Künstlergruppe "Das Ufer" und langjähriges Vorstandsmitglied der Ge nossenschaft "Kunst der Zeit" trotz seiner in der Dresdner Kunstszene in