15 deutlichen, die Ordnung von exaktregelmäßigen Formen, wie auch das Sichord nen von Amorphem. Willy Wolff (1905 - 1985) ist in gewissem Sinne ein Pendant zu Glöckner. Uber Anregungen des Surrealismus kommt Wolff zur abstrakt-konstruktiven Kunst. Er schmilzt seiner Gestaltungsweise auch Elemente der Pop-Art ein, also einer Kunstauffassung, die nicht die Natur widerspiegelt, sondern eine künstle rische Widerspiegelung von schon reflektierten Eindrücken. Weitere Künstler gehören mit einem Teil ihres Schaffens oder zunehmend ganz auch zur abstrakt- konstruktiven Richtung. Hinsichtlich der getroffenen Gruppierungen muß angemerkt werden, daß sie natürlich nicht absolut zu sehen sind. Bei jedem Künstler, der als Einzel— Persönlichkeit betrachtet werden muß, stellt sich dennoch die Frage der Ein- und Zuordnung in einen Zusammenhang, sowohl im zeitlichen Ablauf in eine Traditionslinie als auch in eine gleichzeitige Gruppierung gleichgesinnter Künstler. Das bedeutet keine Negation der Persönlichkeit, sondern erst ihre volle Wertung. Die Graphik in Dresden ist eng mit der Malerei verbunden. Außer Rosenhauer waren die wesentlichen Maler auch Graphiker, doch gibt es eine Reihe von Künstlern, die überwiegend besonders als Graphiker hervorgetreten sind und auch Bildhauer, die wesentlich zum Profil der Dresdner Graphik beigetragen haben. Die Graphik reagierte auf gesellschaftliche Entwicklungen und Pro bleme oft intensiver und spontaner als die Malerei. Die in den fünziger Jah ren geforderte Einheit von Ort, Zeit und Handlung wurde in der Grafik, be sonders in der Illustration, weniger von außen als von innen, d. h. vom Anliegen der Aufgabe bestimmt. Das Ideal der Belesenheit leistete dem Litera- turzentrisraus Vorschub, förderte aber mit der Literatur auch die Illustra tion. Wilhelm Rudolph und Hans Jüchser sind die wichtigsten Holzschneider der alten Generation, Hans Theo Richter ist der wesentlichste Zeichner und Lithograph und Josef Hegenbarth der überragende Illustrator der 50er Jahre. Eine der ältesten Dresdner Künstlerinnen im graphischen Schaffen war die Tierbild hauerin Etha Richter (1883 - 1977). Sie leitete in ihrer Atelierwohnung in der Borsbergstraße einen Zeichenzirkel in Form einer kleinen Privatakademie. Manch später bekannter Künstler ging vor dem Hochschulstudium den Weg durch diese-s Atelier. Vor allem Tierzeichnungen waren Etha Richters Beitrag zur Dresdner Graphik. Die schon früher ausgeprägte Handschrift war typisch für ihr Schaffen bis zu ihrem Tod, sie wurde aber immer knapper und treffender. Etha Richter pflegte eine auf wenige Linien reduzierte Zeichenkunst, sie wiederholte eine Arbeit immer wieder, dadurch schälte sich aus dem Formge füge die letzte Lösung verknappt und konzentriert heraus. Sie verzichtete auf Tonlagen, auf Licht und Schatten und z. T. sogar auf Begrenzungslinien und doch ist alles spürbar. Die kalligraphische Schönheit der Linie wurde nicht