17 Robert Sterl, Böhmisches Quartett, Ölstudie 1910 Zuspitzung der näheren und weiteren Lebensumstände führte 1914 zu einem von der Mehrheit zustimmend bejubelten Einsatz von Kriegsgewalt. Im folgenden soll die Rolle der bildenden Kunst in der Etappe eines komplexen Reform geistes umrissen werden. Immer wieder wird, wenn von Erneuerungsbewegungen am Anfang unseres Jahrhunderts die Rede ist, die eminente Bedeutung der »Brücke«-Künstler hervorgehoben. Ihr Beitrag zu einer avantgardistischen Veränderung der Bildauffassung im Sinne subjektiver Aus drucksintensivierung ist in der Tat immens. Das ist jedoch nicht mit einer unmittelbaren, sofortigen Wirkung auf den ästhetischen und geistigen Habitus der Stadt zu verwechseln. Dabei ist es nicht nur etwaiger residenzstädtischer Behäbigkeit oder einer hoffnungslos konservativen Ignoranz des Publikums zuzuschreiben, daß sich eine breitere, allgemeine Akzeptanz expressionistischer Haltung erst nach 1914 ausbildet. Denn in Dresden war manches anders als in anderen deutschen Kunstzentren: »... Soziale Anfälligkeiten drangen kaum an die Oberfläche, die Urbanität der Stadt zeigte nicht die Härte des aus der Grün derzeit emporgetaumelten Berlin.« 2 * Den geruhsameren Verhältnissen in Dresden waren offenbar die gemäßigteren künstlerischen Erneuerungsversuche adäquater. Reformerische