25 Jutta Petzold-Herrmann Die 3. Deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden 1906 - ein herausragendes kulturelles Ereignis Als am 12. Mai 1906 einer festlich gestimmten Menge die schmetternden Fanfaren der auf- gestellten Gardereiter-Kapelle das Nahen Seiner Majestät des Königs Friedrich August III. verkündeten und kurz darauf die Eröffnung der 3. Deutschen Kunstgewerbeausstellung unter dem Leitmotiv »Ein Festzug des deutschen Kunstgewerbes« stattfand, vollendete sich ein entscheidender Abschnitt der deutschen Reformbewegung des Kunstgewerbes nach der Jahrhundertwende. Die Initiatoren der Ausstellung, bedeutende Persönlichkeiten der Reformbewegung, Archi tekten, Künstler und Unternehmer - wie Fritz Schumacher, William Lossow, Wilhelm Kreis, Otto Gussmann, Karl Schmidt - waren sich dieses Höhepunktes wohl bewußt. Sie hatten in die Vorbereitung der Ausstellung reformerische Ideen, den ganzen Enthusiasmus und die Überzeugungskraft ihrer Bewegung sowie enorme Mittel investiert, um die ent faltete Gestaltungskonzeption der Kunstgewerbe-Bewegung Deutschlands nach 1900 der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Auch war es ihr Wunsch, schon länger schwelende inhaltliche Probleme dieser Bewegung, wie die Beziehung von Industrie und Kunst, einer Lösung zuzuführen. William Lossow verdeutlichte dies in seiner Eröffnungsrede: »Die Ausstellung wird in erster Linie künstlerische Gesamtwirkungen, die für unsere Zeit bezeichnend sind, zur Vorführung bringen ... Weiter verfolgt die Ausstellung das Ziel, die Freude am kunstgewerblichen Einzelgegenstand zu veredeln und den Reiz der Handarbeit vor das Auge zu führen ... Das große neue Gebiet ..., die Kunstindustrie, wird die Ausstel lung solcher kunstgewerblicher Erzeugnisse zur Vorführung bringen, deren Herstellung nach künstlerischem Entwurf, nicht durch die Hand, sondern durch die Maschine erfolgt. Durch diese Ausstellung soll zu einer notwendigen Klärung des Verhältnisses von Kunst handwerk und Kunstindustrie beigetragen werden.« (AZ S. 163) Die Reformbewegung des Kunstgewerbes in Deutschland wurzelte tief in dem Bestreben von Künstlern und Produzenten seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, sich mit den Folgen der industriellen Revolution ästhetisch auseinanderzusetzen. Die gestaltge bende Seite der .Sprache der Technik« zu bewältigen und diesen Prozeß mit Sinn zu erfüllen, war unausgesprochenes und teilweise verwirrend ausgesprochenes Ziel dieser Bewegung. Die Loslösung von der verfestigten Formenwelt des Handwerks war ange sagt, jedoch existierten kaum Vorstellungen darüber, wie andere als durch Handwerk