36 tungen vorgegeben. Hugo Lederer und Richard Guhr, Karl Groß und August Hudler besorgten die plastisch-malerische Innenausstattung. Otto Gussmann richtete eine kleine Privatgalerie ein. In der direkt an der Stübelallee gelegenen Halle der Dresdner Werkstätten für Handwerks kunst zeigten Karl Schmidt und Richard Riemerschmid eine Raumfolge mit den erstmals hergestellten Maschinenmöbeln. Das war eine wirkliche Sensation, denn nicht nur die Möbel selbst in gut arrangierten Räumen, auch die Herstellungsvorgänge waren von jedem Besucher einzusehen. Die Produktionsabläufe wurden aller handwerklichen und technischen Geheimnisse entkleidet und auf einen rationell durchdachten maschinellen Ablauf reduziert, in dessen Folge schnell und qualitätsgerecht zusammensetzbare Möbelseg mente produziert wurden. Die Kombination von Produktionshalle und Raumausstattun gen war ein Novum im Ausstellungswesen, und die Dresdner Werkstätten besaßen genü gend Erfahrung und weltweite Anerkennung, daß sie sich ein solches Experiment leisten konnten. Weitere mit Qualität gearbeitete und auf vor allem praktische Nutzung zuge schnittene Möbeleinrichtungen enthielten die Arbeiterwohnhäuser am Dorfplatz und die im Park gelegenen Pavillons und Gartenhäuschen. Eine Überschau über die ausgestellten Raumausstattungen und die Reaktionen in der Öffentlichkeit offenbart die hohe Akzeptanz des funktionalen, auf klare Umrisse und über sichtliche Raumordnung zielenden Gestaltungsmodells. Aber auch der Anteil historisieren den und jugendstiligen Interieurs war noch beachtlich und zeigte, daß die inhaltlich geistige Programmatik der Kunstgewerbebewegung um 1906 stärker in die Zukunft wies, in ihr lebte, und damit über den tatsächlich erreichten Stand weit hinauszielte. Im Unterschied zur Innenraum- und Produktgestaltung bot sich die Ausstellungsarchitek tur sparsamer dar und, im Überblick gesehen, umfassender von den reformerischen Zielen nach einem sachlichen Stil inspiriert. Ihre wichtigsten Exponate bildeten Eckpfeiler im Spannungsbogen vom historistisch inspirierten Bauen über den versachlichenden Heimat stil zur funktionalen Industriearchitektur. In diesem Zusammenhang muß jedoch ange merkt werden, daß sich die Reformbewegung nach der Jahrhundertwende und auch noch 1906 vorrangig mit dem Raum und Gebrauchsgegenstand beschäftigte, während die Er neuerungsbewegung in der Architektur zu diesem Zeitpunkt ganz am Anfang stand bzw. sich noch oft in Leitgedanken und Entwürfen erschöpfte. In der Dresdner Ausstellung zeigte sich diese Tendenz im Fehlen einer eigenen Abteilung Baukunst oder Architektur überhaupt. Doch gerade deshalb wirkt das Gesamtbild der architektonischen Präsentation als ein sehr hoffnungsvoller Beginn. Das Sächsische Haus von Wilhelm Kreis war das markanteste Bauwerk der Ausstellung. Es folgte in seiner Anlage der Tradition deutscher Häuser< auf den vorangegangenen Welt ausstellungen, aber auch den Bautraditionen des 19. Jahrhunderts sowie den Maßgaben an einen von modernen Versachlichungstendenzen geprägten Villenbau. Kreis’ Vorstel lung von Baukunst verkörperte sich durch klare, raumschaffende Struktur, großzügige, dem Barock nahe gebundene Formen, eine die Architektur unterstützende Materialbe handlung. Pilaster und Ornamentbänder, flächig wirkende Steinplatten verzierten die Fas-