51 Reformbewegung verpflichtet. Sein Anliegen war es, gerade auch bei solchen Bauten die bildenden Künste einzusetzen. In diesem Sinne hat er tatkräftig das Kunstleben Dresdens befördert. , Schon im Juni 1905 - er war kaum nach Dresden gekommen - gründete er eine Kunst- lervereinigung, die sich »Die Zunft« nannte. In ihr schlossen sich Architekten, Maler, Bild hauer und Kunsthandwerker zusammen, die sich - wie es hieß - vom »modernen künst lerischen Geist« leiten ließen. 12 » Den bildenden Künstlern aus diesem Kreise - den Malern Perks, Gussmann und Rößler, den Bildhauern Werner, Hottenroth und Wrba - hat Erl wein in reichem Maße Gelegenheit gegeben, bei der Ausgestaltung der von ihm und sei nem Mitarbeiterstab entworfenen städtischen Bauten tätig zu werden. Und er hat zugleich für eine möglichst schnelle Veröffentlichung der so entstandenen Leistungen künstlerischen Zusammenwirkens gesorgt, indem er ein Jahr nach der Gründung der »Zunft« einen Ver trag zur Herausgabe der »Dresdner Künstlerhefte« als einer Sonderreihe der »Modernen Bauformen« bei Julius Hoffmann in Stuttgart abschloß. Sein Landsmann Karl Groß hat Erlweins Elan anfangs etwas zu dämpfen versucht, in dem er darauf verwies, wieviel Konservatismus in Dresden noch herrsche. Er solle nicht »Münchner Verhältnisse träumen.« 13 ' Groß übersah dabei wohl, daß das spezifische Tätig keitsfeld Erlweins durchaus Anlaß zu Optimismus bot. Es ist als ein glückliches Zusam mentreffen zu werten, daß Erlwein genau zu dem Zeitpunkt nach Dresden kam, da die Stadt mit ihrem Oberbürgermeister Beutler an der Spitze eine Bauordnung verabschiedet hatte, auf deren Grundlage ein zügiger technischer und sozialer Ausbau zu betreiben war. Sich mit Beutler in den wichtigsten Zielen einig wissend, hat Erlwein Bauten und Anla gen geschaffen, die funktionell und gestalterisch gleichermaßen befriedigten und in der Fachpresse hohe Anerkennung erfuhren. Angemessen war auch die schlicht-barocke For mensprache, die weniger auf einen Stil, denn auf eine bestimmte Stimmung zielte und schon Jahre zuvor in München aufgetaucht war. In Dresden zeigte sie den endgültigen Bruch mit den hiesigen Renaissance-Traditionen an. Die Durchgestaltung des städtischen Ganzen hat Erlwein bis zu den Kleinbauten, den War tehallen und Bedürfnisanstalten treiben können. Er hat diesen »Stiefkindern der Architek tur«, wie sie die Zeitgenossen nannten 14 », eine solide und zugleich charakteristische Gestalt verliehen, mit der sie sich in den jeweiligen Raum einfügten. Mit der gewaltigen Anlage des Schlachthofes, die die Versorgung von 600 000 Einwohnern sichern und die stadthygienischen Verhältnisse grundlegend verbessern sollte, war Erlwein die Aufgabe gestellt, die modernste Anlage dieser Art zu schaffen. Er hat diesem Auftrag nicht nur mit der klaren Ordnung der Gebäude, sondern auch durch die Nutzung neuester technisch-konstruktiver Entwicklungen in Form weitgespannter Stahlbetonkonstruktionen Rechnung getragen. Mit der malerischen Gruppierung der Eingangsbauten schuf Erlwein eine Silhouette, die sich harmonisch in das Landschaftsbild mit den Lößnitzbergen im Hin tergrund einfügte. Der seit 1904 organisierten Heimatschutzbewegung anhängend, hat er dem Ganzen mit den behäbigen roten Ziegeldächern, dem weißen Anstrich und den grü nen Fensterläden den Anstrich einer dörflichen Siedlung gegeben.