18 ther, bei einer allerdings ganz anderen Gesamtdisposition, mit dem Bau des Münchner Poly technikums (1865-1868) beschritten. Der den Wiener Museen entsprechende, geradezu ba rocke Raumaufwand der Treppenhalle des Dresdner Polytechnikums ergab sich als Analogie zu den Wiener Museen aus der Verwendung ein und desselben Bautyps, an dem die Bedeu tung der Bauaufgabe sichtbar zu machen war. Die gestalterischen Mittel, die dafür eingesetzt wurden, lassen erkennen, welch hohen Platz die akademische Bildung, auch in den noch rela tiv jungen technischen Fächern, in dem ideellen Wertgefuge der Gesellschaft hatte. Damit er hielt die Hochschule einen baulichen Rang, der dem des Museums und des Theaters, die in klassischer Weise das Bildungsideal des 19. Jahrhunderts verkörperten, sehr nahekam. Die seit der Reichsgründung zunehmende Rezeption barocker Gestaltungselemente zeigt sich in Dresden besonders deutlich an den 1873-1879 durch die Militärbaudirektion geschaffe nen Garnisonsgebäuden der Albertstadt am auffälligsten, mit offensichtlicher Hinwendung zur Architektur der französischen Klassik, zum style Louis XIV, beim Arsenalhauptgebäude. Eine solche Bezugnahme ist kurz nach dem Kriege von 1870/71 keine Einzelerscheinung. Die Gestaltung des Arsenalhauptgebäudes offenbart eine erstaunliche Parallele zu den Arbei ten des 1. Wettbewerbes für ein Reichstagsgebäude in Berlin von 1872, vor allem zu dem Entwurf von Ludwig Bohnstedt. 2 ’ Hier wie dort wird die Hauptfront über dem als Sockel behandelten Erdgeschoß durch eine Kolossalordnung gegliedert, zu der in der Mittelachse das Triumphbogenmotiv hinzutritt. Doch es besteht ein bezeichnender Unterschied: Bohn stedt rezipiert - in Form einer einfachen Säulenstellung - die Louvrekolonnade und ge langt damit zu einer Fassade von ausgesprochener Plastizität. Am Arsenalhauptgebäude dage gen erscheint das Gliederungsschema der Louvrefassade in der wandhaften Variante mit Pilas- Arsenalhauptgebäude (heute Armeemuseum), erbaut ab 1873, Aufnahme Hahn 1941