Brühls Dresdner Belvedere, ein Knöffelbau, unter Hinzuziehung so berühmter Künstler wie dem Stukkateur Bossi, den Bildhauern Gottfried Knöffler und Pierre Coudray, dem Bildschnitzer Josef Deibel und dem Maler Stefano Torelli, errichtet an der Eckbastion des Dresdner Festungs werkes, 1753 erst eingeweiht mit einem Souper fürs Kurprinzenpaar, wird 1759 von den Preußen zerstört. 14 ’ Friedrich II. verfolgt das Vernichtungswerk vom Neustädter Ufer her durchs Fernglas. Das Belvedere ist ohne wirtschaftliche oder militärische Bedeutung, seine Einäscherung ein Akt purer Kulturbarbarei. Ist dem Preußenkönig der Gedanke unerträglich, Brühl könnte dereinst als bedeutender Bauherr in den Geschichtsbüchern erwähnt werden? Schloß Oberlichtenau wird am 4. 7. 1760 zerstört. Damit rundet sich das Bild ab: von Brühls Besitz soll nichts überdau ern, nichts an den Minister erinnern! 1759 erscheint ein 20seitiges Pamphlet 15 ’, unterzeichnet mit »H.« (für Herostratos), in dem ein scheinbar unparteiischer Engländer schildert, was er während einer Reise durch Sachsen erlebt, eine Warnung: Mit Friedrich II. lasse man sich besser nicht ein! »H.« bezieht sich auf den Briefwechsel zwischen der Gräfin Brühl und Friedrich II. Wie kommt er zu den Briefen? Wahrscheinlich ist Brühl selbst der Autor. Ihm bleibt kaum eine andere Waffe denn die Feder. Er muß die rachsüchtigen Schläge hinnehmen, die ihm Friedrich II. versetzt, er ist einem Gegner ausgeliefert, der weder Nachsicht kennt noch Moral. Thomas Mann zeigt zwar fiir Brühl wenig Sympathie, er sieht in ihm einen Aufwandmacher und Ränkeschmied, aber mehr noch verdrießt ihn Friedrich II., den er als »geheimnisvoll und hinterhältig« bezeichnet, 16 ’ des Beinamens »Der alte Fritz« unwürdig. Ein schauerlicher Name, protestiert der Dichter, »schauerlich, wenn der Dämon populär wird und einen gemütlichen Namen erhält«. Anmerkungen 11 Politische Correspondenz Friedrichs II., Bd. XX, Nr. 12 831 2) Friedrich der Große, Die politischen Testa mente ..., in: Klassiker der Politik, hrsg. von Meinecke, Friedrich / Hermann Oncken, Bd. 5, Berlin 1922, S. 64 f. 31 Krosigk, Hans von: Karl Graf von Brühl und seine Eltern, Berlin 1910, S. 5 4) Mann, Thomas: Friedrich und die große Koali tion, 43. Aufl., Berlin 1931, S. 61 f. 5) Haake, Paul: Kursachsen oder Brandenburg- Preußen, Berlin 1939, S. 249 6) Krosigk, Hans von: a. a. O., S. 18 f. 7) Krosigk, Hans von: a. a. O., S. 20 81 Schäfer, Arnold: Graf Brühl und Friedrich der Große, in: Hist. Zeitschrift, Bd. 15, München 1866, S. 64, Anm. 2 91 Böttiger, C.W. / Th. Flathe: Geschichte des Kur staates und Königreiches Sachsen, 2. Aufl. Gotha 1867/73, S. 277 101 Vgl. Kästner, Gotthard: Generalmajor von Mayr und sein Freikorps, Meißen 1904 u) Krosigk, Hans von: a. a. O., S. 24 12> Lippert, Woldemar: Friedrichs des Großen Verhal ten gegen den Grafen Brühl während des sieben jährigen Krieges, in: Niederlausitzer Mitteilungen, VII. Bd., Guben 1902, S. 102ff. 131 Borovicz^ny, Aladär von: Graf von Brühl, Zürich/Leipzig/Wien 1930, S. 480-482 ,4) Hentschel, Walter: Das Brühlsche Belvedere, in: Wiss. Zeitschrift der TH Dresden, 6 (1956/57), H. 1, S. 11-28 15) Teutsche Kriegs-Canzley auf das Jahr 1759, Frank furt/Leipzig, I. Bd., VII. Theil, S. 376-396 161 Mann, Thomas: a. a. O., S. 18