Walter May Die Dresdner Architektur im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts Es ist zweifellos den Bildern Canalettos zu verdanken, daß zweieinhalb Jahrhunderte später eine ungewöhnlich lebendige Vorstellung des barocken Dresdens existiert. Canaletto hat aller dings nicht die Stadt Augusts des Starken dargestellt, sondern die Residenz Augusts III., dessen Regierungszeit nahezu identisch ist mit dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts. Doch auch während dieses Zeitraumes war die städtebauliche und architektonische Entwicklung Dresdens noch weitgehend von den baulichen Visionen Augusts des Starken bestimmt. Bereits in den letzten Lebensjahren des Königs war die städtebauliche Ausgestaltung und Regulierung des rechtselbischen Altendresdens auf der Grundlage der Planung begonnen worden, die Wolf Caspar von Klengel nach dem Brande von 1685 ausgearbeitet hatte. Als August II. am 1. Februar 1733 starb, war mit dem Abbruch der alten Dreikönigskirche zwar die Durchführung der Hauptachse von Brücke und Markt zum Schwarzen Tor gesichert, der Bau der neuen Kirche und der Kasernen, die den nördlichen Abschnitt dieser Achse baulich fassen sollten, angefangen und die Umbenennung in »Neue Stadt bey Dresden« festgelegt worden, aber die völlige Realisierung des Planes zog sich fast bis zum Ausbruch des Sieben jährigen Krieges hin.” Seit 1736 wurden Markt und Hauptstraße gepflastert, eine Linden allee angelegt und die Ecken des Marktes mit Brunnen geschmückt, aber erst nach der bau lichen Erneuerung des Anschlusses der Hauptstraße an den Markt durch Errichtung des neuen Rathauses und Abbruch des alten sowie die Fertigstellung des Blockhauses war 1755 die städtebauliche Neuordnung abgeschlossen, die im wesentlichen unverändert auf dem von August dem Starken 1731/32 bestätigten Projekt beruhte. Der Bau des von Zacharias Lon- guelune entworfenen Blockhauses, das von einem Obelisken bekrönt werden sollte, wurde allerdings 1739 unterbrochen und erst 1749 bis 1755 unter der Regie des Militärbauamtes nach einer veränderten Planung ohne den Obelisken zum Abschluß gebracht. Der anfangs erwogene, höchst barocke Gedanke, das Reiterdenkmal des Königs in triumphaler Erhöhung auf das Blockhaus zu setzen, war schon von August dem Starken selbst zugunsten einer Auf stellung in der Mitte des Platzes aufgegeben worden, dem dadurch in Anlehnung an ein die gleichzeitige französische Architektur bewegendes städtebauliches Thema der Charakter einer place royale gegeben wurde. Auch das Japanische Palais war von dem jetzt einsetzenden Ver zicht auf ausgesprochen barocke Präsentationen betroffen. Als Bauwerk wurde es fertigge stellt, aber nicht in seiner künstlerischen Besonderheit. Seine Innendekoration und Ausstat tung, die aus Porzellan bestehen sollte, kam nicht mehr zustande. Sie war die ureigenste Idee