19 Jutta Bäumel Die Festlichkeiten zur Hochzeit Herzog Augusts von Sachsen mit Anna von Dänemark 1548 Am 7. Oktober 1548 erfolgte im Schloß Hartenfels in Torgau die Hochzeit Herzog Augusts von Sachsen (1526-1586) mit Anna von Dänemark (1532-1585), der Tochter des dänischen Königs Christian III. (1503-1559). Sie bildete den Anlaß für das erste große Hoffest, das Moritz von Sachsen (1521-1553) nach der Erlangung der Kurwürde in Sachsen ausrichtete. Moritz brachte für die Hochzeitsfeier seines Bruders weit mehr auf als für das Ereignis, wel ches den Höhepunkt seiner bisherigen politischen Laufbahn bedeutete: die kaiserliche Beleh nung mit dem Kurfürstentum Sachsen und dem .Reichserzmarschallamt während eines öffent lichen, feierlichen Zeremoniells am 24. Februar 1548 im Rahmen des Reichstags zu Augs burg. 1 Der Albertiner befand sich in jener Zeit in einer komplizierten Situation. Als evangelischer Fürst hatte er im Schmalkaldischen Krieg an der Seite des katholischen Kaisers gegen seine Glaubensgenossen und Verwandten gekämpft, um die Kurwürde und größeren Territorialbe sitz zu erlangen. Gleichzeitig fühlte sich Moritz von der kaiserlichen Diplomatie, die ihn gegen seinen Willen in den Krieg hineinzog, überlistet und angesichts der Tatsache, daß der Landgraf Philipp von Hessen durch den Kaiser gefangengehalten wurde, gar betrogen. Sich auf die Zusicherungen Karls V. (1500-1558) stützend hatte er sich gegenüber seinem Schwie gervater Philipp von Hessen für dessen „Schutz vor Gefängnis“ verbürgt. 2 Diese Erfahrungen führten zu einer Wende in der politischen Grundhaltung Moritz’. Für ihn kam es nun darauf an, „das in Anlehnung an den Kaiser Gewonnene zu bewahren, aber von eben dieser Anleh nung abzurücken und sich notfalls^ogar gegen den Kaiser zu stellen.“ 3 Mit seinem Vorbehalt hinsichtlich der Annahme des Augsburger Interims setzte Moritz noch vor Ablauf des Reichs tages, auf dem er die Reichslehen empfangen hatte, in den Religionsangelegenheiten ein erstes deutliches Zeichen. Die Anbahnupg der Ehe Herzog Augusts von Sachsen mit Anna von Dänemark vollzog sich parallel zu den Ereignissen des Reichstages und war von diesen mit geprägt. Während August sich am dänischen Königshof vorstellte, wurde in Augsburg mit der kaiserlichen Belehnung Moritz’, die den Akt der Mitbelehnung des Bruders einschloß, auch seine Perspektive entschieden. 4 August von Sachsen galt als der anerkannte Nachfolger Moritf ’ in der Kurwürde für den Fall, daß dieser ohne Hinterlassung männlicher Erben ver starb. Die mit dem Heiratsplan angestrebte Bekräftigung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Sachsen und Dänemark war wesentlicher Bestandteil des religionspolitischen Kon zepts Kurfürst Moritz’, das letztlich auf die Sicherung der protestantischen Sache zielte. Unter Christian III. war 1537 mit Unterstützung von Johannes Bugenhagen die Reformation im Königreich Dänemark eingeführt worden. Die reichspolitische Stellung Christians III. war 1548 noch durch eine gewisse Annäherung an den Kaiser charakterisiert, was unter anderem darin zum Ausdruck kam, daß er im Oktober 1548 von Karl V. mit dem Herzogtum Holstein,