Monika Schlechte SATURNALIA SAXONIAE - Das Saturnfest 1719 eine ikonographische Untersuchung Die Feste am Hofe Augusts des Starken wurden bereits zu ihrer Zeit als die wohl glanzvollsten Europas gerühmt. Als das bedeutendste unter ihnen ist das Fest von 1719 in die Geschichte eingegangen, das~änläßlich der Vermählung des Kurprinzen Friedrich August mit der öster reichischen Erzherzogin Maria Josepha, der ältesten Tochter des 1711 verstorbenen Kaisers Joseph I. und Nichte des regierenden Kaisers Karl VI. Den Höhepunkt bildeten zweifellos die unter der traditionsreichen Idee der sieben Planeten gehaltenen Inventionen. 1 Die Planeten götter Sol-Apoll, Luna-Diana, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn luden die Festgesell schaft und teilweise auch die Dresdner Bevölkerung ein. Wenn der Zeremonienmeister Augusts des Starken dieses Fest rühmt, weil „bey diesem eintzigen Beylager fast alle Lustbar keiten des gantzen menschlichen Lebens vereinbaret gewesen“, 2 so trifft das nicht hur auf das vier Wochen währende Fest im ganzen zu, sondern auch die einzelnen Planetenfeste zeichnen sich durch ihren Kunstanspruch, durch ein dem Anlaß entsprechendes Sujet, durch die Ver einigung vieler Teile mit Hilfe eines Leitmotivs zu einem Ganzen aus. 1955 formulierte Rudolf Wittkower, der zu den bedeutendsten Kunsthistorikern unseres Jahrhunderts zählt, die unilaterale Forderung an die Kunstwissenschaft, ihre Aufgabe sei „nicht mehr die Beschreibung und Klassifizierung von Phänomenen, sondern die Erforschung von Funktion und Bedeutung“. 5 Nachdem diese These durch langanhaltende und heftige Dis kussion relativiert und seit aus dem „Entweder - Oder“ ein „Sowohl - Als aüch‘ 2 wurde, bemüht sich die Ikonographie, organisch in die Kunstwissenschaft eingeordnet, um ein Ver ständnis der gesellschaftlichen Relevanz und sozialen Funktion eines Kunstwerks in einem historisch konkreten Kontext. Für die höfischen Feste allgemein ist jedoch diese Herange hensweise erst in jüngster Zeit zu konstatieren. Für die oft zitierten Feste am Dresdner Hof, die bestenfalls eine konkrete Beschreibung erfuhren, fehlt eine Interpretation des Festes als ein Mittel höfischer Repräsentation fast gänzlich. Dabei bietet sich dieses Medium durch die Art und Weise seiner künstlerischen wie schriftlichen Überlieferung förmlich an, nach dem Einfluß „öffentlicher Ansichten und Vorgänge“, 4 nach politischen und ökonomischen Hin tergründen zu fragen. Das Fest 1719 gehört zweifelsfrei zu einem der durch Abbildungen und Beschreibungen meist publizierten Feste. Im Gegensatz zu den bisherigen Darstellungen soll hier auf der Grundlage von schriftlichen und bildkünstlerischen Überlieferungen der Versuch unternömmen werden, das poetische Bild oder die überkommenen Kunstwerke nicht nur zu beschreiben und damit der Aktion nachzugehen, sondern die wenigen Beispiele zeigen eine ungeheure inhaltliche Dichte, veranschaulichen dje Vielschichtigkeit der Aussage und offenbaren den sich darin ver bergenden komplexen gesellschaftlichen Anspruch. Ein solcher Beitrag kann,, bei der Fülle des Materials, diesem Anspruch aber nur partiell genügen. Nur andeutungsweise erlauben