10 ' F ™ " tlic ^ sten diese Strömung. Von Georg Friedrich Dinglinger. dem Emailmaler, gibt es Bildnisminiaturen, die antiken Gemmen gleichen. In der späten Schaffensphase seines Bruders, des Goldschmiedes Oohann Melchior, finden sich ebenfalls antikisierende Gestaltungen. Auch die andere Richtung hat ihren Ursprung im ersten Drittel des Dahr- hunderts. Kaendler übernimmt teilweise die Kleinplastik Permosers und die figürlichen Gestaltungen Dinglingers als direkte Vorbilder seiner Porzel- anplastik. Auch die überschäumende plastische Fülle und Leichtigkeit des Zwingers scheint das Rokoko vorwegzunehmen, gemessen an Andreas Schlüters ernsten und schweren Berliner Werken, in Wirklichkeit als Ausdruck der ausgeprägten Festkultur, mit der August der Starke seinen absolutistischen Machtanspruch demonstrierte. Auch die Chinoiserien. die im Rokoko weite Verbreitung fanden, gab es be reits früh in Sachsen. Dennoch ergeben sich auch hier Unterschiede, wenn wir sie im funktionalen Zusammenhang betrachten. Dinglingers "Hofstaat des Großmoguls-, 1708 vollendet, von 0. Menzhausen als die erste große deutsche Chinoiserie bezeichnet 11 , rückt die dem Feudal-Absolutismus nahe stehende Regierungsform der Alleinherrschaft des fernen Herrschers und den Reichtum dieser Länder in den Vordergrund - adäquat den hochfliegenden Plänen August des Starken. In der späteren Phase wird dagegen das Leben in der fremden Welt mit einem unbeschwerten, leichten, sorgenlosen Dasein identifiziert, wie es am deutlichsten in den kleinplastischen Werken Kaendlers und den Porzellanmalereien Höroldts zum Ausdruck kommt. Im ersten Drittel des 18. Oahrhunderts verschmelzen trotz aller Differen zierungen die beiden künstlerischen Entwicklungtendenzen noch zu einem re lativ einheitlichen Stil. Nicht zuletzt wird dies - zumindest in der Architektur und baugebundenen Kunst - bewußt durch die kollegialische Ar beitsweise des Oberbauamtes herbeigeführt. Sogar noch als sich die Knöf- felsche Architektur herausgebildet hatte, wurde sie beim Dapanischen Palais (ab 1727) mit der traditionellen Gestaltung verbunden. Im zweiten Drittel des 18. Oahrhunderts aber verselbständigen sie sich ge wissermaßen, wofür jeweils die Werke Knöffels und Kaendlers symptomatisch sind und werden damit zum spezifischen künstlerischen Ausdruck dieser historischen Phase. Beide eint, daß sie nicht mehr die öffentlich-repräsentative Kunst des Absolutismus verkörpern. Die Kunst der Spätphace ist eleganter und intimer. Kaendlers Kleinplastik ist das Gegenteil von monumental, ist anmutig und spielerisch gelöst - damit der Kunst neue Bereiche erschließend. Knöffels Architektur unterhöhlt die strengen hierarchischen Regeln des Barock, in dem die Fassadenmitte verhaltener betont wird, die gleichen Gestaltungs elemente für die Bauten des Königs, des Adels und des Bürgertums verwandt werden und die Raumordnung im Inneren wie im Außenraum die Gartenkunst weniger der Repräsentation als der Bequemlichkeit und Wohnlichkeit folgt. Die Stilbezeichnungen gehen in der Literatur durcheinander. Für Knöffels