25 0 Walter May Die Architektur Johann Christoph Knöffels Es ist außergewöhnlich, daß der persönliche Stil eines Architekten seine Vorbildlichkeit und Ausstrahlungskraft Ober einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren behält. Johann Christoph Knöffel hatte 1724 mit dem Bau der Ritter akademie eine neue Formen spräche in die Dresdner Architektur eingeführt, die sich im zweiten Drittel des Jahrhunderts auf nahezu alle staatlichen und die bedeutendsten privaten Bauten ausdehnte. Sie behielt ihre Gültigkeit auch nach dem Tode Knöffels im Jahre 1752 und war noch bis in die achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts für den Wiederaufbau Dresdens nach den Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges bestimmend. Wenn ein persönlicher Stil derart zu einer allgemeinverbindlichen Formensprache werden konnte, die nicht an die Person ihres Schöpfers gebunden blieb, sondern von seinen direkten und in direkten Schülern uneingeschränkt akzeptiert und noch über eine Generation weitergetragen wurde, dann mußte er in einer fast vollkommenen Weise künst lerischen Idealen dieses Zeitraumes entsprochen und sich mit den geltenden Ansprüchen an die Baukunst in völliger oder zumindest weitgehender Überein stimmung befunden haben. Damit stellt sich die Frage, welche besonderen Um stände und Voraussetzungen diese ungewöhnliche Erscheinung bewirkt haben. Knöffel, 1686 in Dresden geboren, hatte das Maurerhandwerk erlernt und sich seit etwa 1708 als Kondukteur im Oberbauamt zum Architekten weitergebildet wie eine Generation zuvor Matthäus Daniel Pöppelmann,^ für den er dabei of fenbar in erster Linie gearbeitet hatte. Knöffel vertrat Pöppelmann in des- 3 sen Bauleitungs- und Verwaltungsaufgaben seit 1718 nachweislich. 1722 er hielt Knöffel die Landbaumeisterstelle, die nach Pöppelmanns Ernennung zum Oberlandbaumeister im Jahre 1718 noch nicht wieder besetzt worden war. Nach vierzehnjähriger Tätigkeit im Oberbauamt hatte er sich als geeignete Persön lichkeit für diese Stelle ausgewiesen, die Pöppelmann erst nach 24 Jahren Kondukteurstätigkeit erreicht hatte, und sich für die Obernahme weiterer Aufgaben emfpohlen. Pöppelmann, der leitende Oberlandbaumeister, war zu diesem Zeitpunkt bereits sechzigjährig, so daß daran gedacht werden mußte, langfristig einen Nachfolger für ihn zu finden. Von den beiden anderen Ober landbaumeiste rn kam Johann Friedrich Karcher aus Altersgründen nicht in Fra ge, und dem dreiundfünfzigjährigen Zacharias Longuelune, der im Oberbauamt ausschließlich mit planerischen Aufgaben betraut war, fehlte die für diesen Posten erforderliche Bau- und Verwaltungspraxis. Als langjähriger Mitar-