16 Prozent 40 30 20 10 0 bemittelt 1786 - N“ 136 Hausväter Sozialstruktur Dresdner Juden 31.67 29,17 28,22 14,36 unbemittelt OB 1786 ÜH1835 arm sehr arm 1835 - N- 324 Hausväter und Lehrlinge Trotz vieler Defizite auch in der Gesetzgebung: Die entscheidende Hürde für eine Integration in die sich ausformende bürgerliche Gesellschaft schien bereits Ende der 1830er Jahre genom men und - anders als vor 1830 - auch mehrheitlich erstrebt zu werden. Wie läßt sich dieser rasante Wandel erklären? 1. Unterstützt von der Regierung, die auf Drängen Frankels alle Privatsynagogen verbot, einte der neue Rabbiner die Gemeinde mittels Einführung eines »modernen, edlen« Gottesdienstes auf einer neuen Basis. Diese Kultusreform aber begünstigte in letzter Konsequenz die Konfes- sionalisierung der Religion und die Säkularisierung des bislang primär religiös definierten Lebens, förderte also die »Verbürgerlichung«. 2. Neben dem individuellen Aspekt müssen auch strukturelle Faktoren berücksichtigt werden: Da es in Dresden bis 1830 keinen traditionellen Gemeindeverband als Träger der jüdischen Gruppenexistenz gegeben hatte, erübrigte sich hier der sonst schwierige Prozeß seiner Auflö sung im Zeitalter der bürgerlichen Emanzipation. Dresden wich hier vom »Normalpfad« ab: Während im voremanzipatorischen Judentum gemeinhin die Religion als mächtigste verbin dende Kraft gewirkt hatte und die beginnende Modernisierung dann erbitterte Differenzen in diesem Kernbereich jüdischer Existenz implizierte, war die religiöse Einheit in Dresden geradezu ein »Kind« der veränderten Rechtsstellung. Beginnende Emanzipation und dadurch forcierte Akkulturation setzten den Schlußpunkt unter mehrere Jahrzehnte innerer religiöser Zerrissenheit. Differenzen in Einzelfragen gab es zwar auch fortab, aber die Gräben zwischen den Anhängern des traditionellen Judentums und jenen der Reform rissen nicht annähernd so tief auf, wie etwa in Berlin oder Hamburg.