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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190303221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030322
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- Zeitungen
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- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-22
- Monat1903-03
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.03.1903
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größtenteils auch lohnen.« überhaupt von einer Notlage der Landwirtschaft eiml Schußwunde im Kopfe dahin gebracht worden war. tetig erstarkenden Konsum! Rede fein, da sie sich doch dabei viel erwuchert Haber Der Tote hatte sich den Schuß in der Wohnung Besserung der allgemeinen' müßte. Brotwucher, also Brotverteurrung kann nur seiner Matter in GohliS beigebracht. Das Motiv Berichte von einer flotten und zur Tat istDunbekannt. kommt hierbei auf den vielbesprochenen Brotwucher zu lande bekannt, hat sich am Donnerstag aus unbekanntem pcechen. Mit Hilfe auSgibigen statistischen Materials Grunde erschossen. Er verwaltete seit dem vor kurzem ieferte er den Beweis, daß der Landwirt niemals Brotwucher getrieben haben könnte. Es müsse auch Chemnitz, Plauen, wie aus dem rheinisch-westfälischen i chon einem nur oberflächlichen Beobachter im öffent- — Leipzig, 2l. März. Im Krankenhaus St. il lichen Leben sofort einleuchtend sein, daß dies Brot- Jakob ist gestern der in Pegau angestellte, 25 Jahre I Wuchergeschrei nur eine Lüge sei, denn könnt- dann alte Referendar Schöffler verstorben, der mit einer Blzi k', aus M-Gladbach, Krefeld, Elberfeld - Barmen den Beschäftigung, von einem stetig und von einer unzweifelhaften Besserung der allgemeinen' Wirtschaft-» und LebenSverhältniffe. So profitieren denn auch, unterstützt durch eine recht glückliche vielseitige und originelle Modengestaltung, die sich wenig an die jüngst verflossene Mode anlehm, sondern neuschaffend austritt, fast sämtliche Textil» und KonfeklionSbranchen an dieser Besserung der Verhältnisse. Der Posamenten- und Be- satzinduflrie kommt die neueste Mode entgegen- Webereien und Spinnereien haben flott zu tun und vor aussichtlich noch lange Zeit zu tun, um al- Order- er ledigen zu können. Die Seidenfabriken ge^en gut und die Kammgarnspinnereien und Webereien haben sich über mangelnde Beschäftigung oder über gedrückte Preise nicht zu beklagen. Die alte Klage, daß die Fabrikation dem Steigen der Rohstoffpreise nicht schnell genug folg'n könne, hört man zwar auch heute, aber sie ist heute nicht so begründet wie sonst, und viele Fabrikanten, die sich noch zu Zeiten niedrigeren Preisniveaus gedeckt haben, können mit dem Aufsteigen der Preise nur zufrieden sein- Dieser Situation entspricht denn auch die Lage des Textilaktien- Marktes. Der weitaus größte Teil der Gesellschaften wurde sofort in einen bereitgehaltenen Sarg gelegt und nach Leipzig zur Universitäts-Anatomie überführt. — Falkenstein, 18. März. Die Krisis, welche seit etwa vierzehn Tagen in die Stickerei-Jndustrie gekommen ist, hält auch jetzt noch an und macht sich rurch geringere Aufträge und H-rabsetzung der Löhne iemerkbar. ES kommt deshalb jetzt schon häufiger vor, daß Maschinen zuweilen siillstehen und Sticker öfter tagelang feiern müssen. — Schöneck. Der 36jährige Oberlehrer und Stadtrat Hugo Tittmann, als Mitglied d-S KreiSver- randeS vogtländischcr Fcmrwchren und langjähriger Schönecker Feuerwehrkommandant im ganzen Bogt- Bielefeld »c, wie endlich auch aus der Lausitz aus! , , . ... Schlesien und aus dem Elsaß kommen gleichlautenrU Wuchergeschrei nur eine Lüge sei, denn könnt- dann erfolgten Weggange deS hiesigen Bürgermeisters als erster Stadtrat die RatSgeschäste. hat im letzten Geschäftsjahre besser abgeschnitten, als im Vorjahre, sie konnten ihren Aktionären fast durchweg höhere, teilweise bedeutend höhere Dividenden geben. Dem entspricht auch der durchschnittliche Kurswert der Textilpapiere, die fast alle eine Steigerung, manche eine geradezu enorme Steigerung, erfahren haben, die nach „Krise" eben nicht auSsehen. Da auch auf den andern, bisher zurückgebliebenen Märkten, besonder» im Bauge werbe, sich eine langsame Erholung zu erkennen gibt und auch wohl die am schwersten niedergedrück.e Metallin- dustrie sich allmählich wieder aufrichten wird, da ferner alle Symptome dafür sprechen, daß die emporsteigende Bewegung der T-xtil- und Konfektionsbranche noch lange nicht auf ihren Höhepunkte angelangt ist, so kann man mit Vertrauen in die Zukunft blicken. Der in seinem ersten Teile kalte, aber auch im übrigen nicht durchaus ungünstige Winter hat die Lager fast überall gcräumt: vom »origen Sommer ist bei der überaus großen Zurück haltung, die man sich damals auferlcgte, gewiß auch nicht mehr viel vorhanden. Die neue Mode erfordert ge bieterisch eine völlige Um-Uniformierung d r weiblicher, Hälfte unsres Volkes; der lähmende Druck, der auf dem ganzen Wirtschaftsleben lastete, ist gewichen; die kriegerischen Wirren, die den Westhandel fesselten, haben einem, wenn auch nicht ganz wolkenlosen, doch verhält nismäßig klaren politischen Horizont Pletz uemacht. Die voraussichtliche allmähliche Erschließung der ungezählter Millionen Menschen, die China bevölkern, süc dir europäische Kultur, bietet hoffnungsvolle Ausblicke dar, mit einem Wort, die Aussichten auf eine glänzende Zu- kunft unsrer Industrie wäre» die allerbesten, wenn wir noch die für Industrie und Handel so notwendigen günstigen Handelsverträge bekämen. — -M- Gersdorf hat nun auch seine „Anti- Jcsuitevbeweguug". Der Verein reich-treuer Wähler läßt jetzt unter seinen Mitgliedern und deren Freunden -ine Liste zur Einzcichnuvg der Ramen kursieren, um auch seinerseits gegen Aufhebung des H 2 deS Jeswtev- gesetze» zu protestieren- — Gersdorf, 30. März. Dem hiesigen Guts bescher Herrn August Andrä, welcher erst im August vorigen Jahres mit allen Gebäuden abgebrannt ist, verendete diese Woche ein wertvolles Pferd an Gehirn krankheit. — Gersdorf. Die hiesige Sparkasse hat auch im verflossenen Jahre einen erfreulichen Ausschwuw genommen. Die Verwaltung der Sparkasse läßt uns den Bericht über da- verflossene Geschäftsjahr zugehen aus dem wir die hauptsächlichsten Zahlen entnehmen: 1170 neue Einzahlungen im Betrage von 150080.85 Mark gegen 142424,68 Mark im Vorjahre Zinsen von auSgelieheneu Kapitalien 15373,44 Mk., 10517,08 Mk. im Vorjahr. Zurückerhaltene Kapitalien 44231,80 Mark, 66800,00 Mark im Vorjahr. 492 Posten zurückgezahlte Kapitalien an Einleger im Betrage von 8424844 Mark, im Vorjahr 63692.56 Mark Aus- g-lichme Kapitalien 135778 95 Mark- 151361,50 M im Vorjahr. — Wüstenbrand. Der Bezirksobstbauverein Chemnitz veranstaltet Sonntag, den 5. April, hier eine Wanderv-rsammluvg. Herr Fischer-Tetau spricht über die Düngung der Obstdäume. Dabei gestattet Herr Hengstbach die Besichtigung feines Oost ^artens. — Erlbach. Am Donnerstag Abend hielt der hiesige Landwirtschaftliche Verein eine Versammlung ab, zu der die gleichartigen Vereine der Nachbarschaft mitge laden waren, die auch dieser Emladung durch ihr Ml- reiches Erscheinen entspiochen halten Der Haup'punki der Tagesordnung betraf einen Vortrag, der den „Bund der Landwirte" behandelte. Redner war Alb. Hempel aus Freiberg. Er führte ungefähr folgendes auS: Er erinnerte im Eingänge daran, daß die Wogen politischer Erregung wohl noch niemals so hoch gegangen seien als in den letzten Reichstagssitzungen vor dem Weihnachtsfeste. Wem galt dieser Streit, bei dem sich sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete den Ruf gewerbsmäßiger Radau- brüder einholten? Deutschland würde imstande sein, wenn diese Herren die Oberhand gewönnen, ein öfter- reichisches Parlament nicht nur zu übertrumpfen, sondern als Muster voranzuleuchten — aber „Muster ohne Wert" Der Streit galt der Befestigung der Grundlage der deutschen Landwirtschaft. Aber was bekümmern sich die sogenannten Volk-beglücker um die Landwirtschaft? Diese sei ihnen im Wege, diese müsse untergchen, aus Gründen, die nur dem Programme einer Umsturzpartie entstammen können. Hierauf streift der Redner die Schlagwörter der roten und goldenen Internationale, widerlegt in markan ten Zügen und Sätzen die Schlagwörter und nimmt Stellung zu den Fragen: 1. Soll sich der Landwirt mit Politik befassen? Diese Frage wurde bejahend ietont, denn was andere Stände bereits lange vor )en Landwirten getan hätten, daS müßte unbedingt der Landwirt auch tun. Darüber habe sich ein großes Geschrei erhoben, als ob das nicht erlaubt sei, ja, man habe die Bauernbündler. sogar Demagogen, Brotverteurer u. a. m. genannt. 2. WaS ist deS Bauern Wohl? Zur Erklärung dieser Frage zerlegtc der Redner den neuen Zolltarif sehr eingehend. Er erklärt weiter, weswegen der gesamte Tarif oder besser der Antrag Kardoff abgelehnt werden mußte und die Börse getrieben haben. 3. Kann Deutschland Industriestaat werden? Diese Frage wurde verneint begründet durch eine Menge Gründe. Er mahnte zum Schlüsse alle Männer deS Mittelstandes zu festem Zusammenschluß, die Zeit sei ernst, darum heiße eS wachen! Die Worte: „Errichtet zur Ehre vollkommen aussichtslos ist. WaS in dem Erlaß auSgebrückt ist, findet sich aber auch in den Bestimmungen, die der König für den Fall seines ToveS getroffen hat. ES ist mit kurzen Worten dem Kronprinzen, wenn er den Thron des Königreichs Sachsen besteigen will, jede Möglich» leit genommen, anders zu handeln, als sein Vater be» stimmt und das Land, das Volk durch den Erlaß er fahren hat. Dies ist der Zweck des Erlasses, wenn man die einzelnen Vorgänge, die diesem hinter den Kulissen vorausgegangen sind, berücksichtigt. AuS den ungemein scharfen Worten in dem Erlaß und dem Satze „schon lange im stillen gefallenen Frau" ist die indirekte Bestätigung unserer jüngsten Nachricht er sichtlich, daß man am Hofe zu Dressen „kein so außerordentliches Gewicht daraus l-gt, das zu erwar tende Kind der Prinzessin auSgeliesert zu erhalten", um welches sich sehr wahrscheinlich ein Streit um den Zur Dresdner Angelegenheit. — Von der früheren Kronprinzessin. Es wird auS Dresden berichtet, daß dort gegenwärtig in gewissen Kreisen Gelder zur Unterstützung der früheren Kron prinzessin Luise gesammelt werden. Wie ein Genfer Blatt berichtet, soll Prinzessin Luise eine Adresse sächsischer Frauen erhalten haben, welche dreihundert Unterschriften von Frauen aus den besten Fa- misten ausweise und ihr angeblich das tiefste Mitgefühl anläßlich des Manifestes des Königs ausvrückr, Von unterrichteter Seite wird dem „Fränkischen Kurier", der sich bisher mit seinen Mitteilungen vom toskanischen Hofe als sehr verläßlich erwiesen hat, folgendes geschrieben: Der Erlaß des Königs Georg von Sachsen an sein Volk hat sowohl wegen der ungemein scharfe» Sprache, als auch wegen des Zeitpunkte», in welchem die Veröffentlichung erfolgte, berechtigrS Aufsehen ge macht. Jode- kommt der Erlaß für die Eingeweihten nicht überraschend; er hätte nur, soweit es am tos kanischen Hofe bekannt war, w it früher verlautbart werden sollen, und zwar in Form einer Erklärung iu mildernder Art. Daß eine Aeußrrung de» Königs nach d-n letzten Vorgängen im häuslichen Kreise erfolgen werde, war bekannt. Der Erlaß bezeichnet haarscharf die Grenzen der Spannung zwischen König Georg und dem sächsischen Thronfolger, nach dem — Gesetz. Wir werden dies näher auSführcn Die scharfen, gegen die Prinzessin Luise von Toskana gerichteten Ausdrücke in dem Erlaß sind, wie mau am toskanischen Hofe annimmt, erst iu den letzten Augenblick eingefügt worden, und zwar erst in dem Zeitpunkt, als eS seststand, daß Kaiser Wil helm ll zum Besuch des Königs vor dessen Abreise nach Italien in Dresden erscheinen werde. Unter der Begeisterung der Kofferempfänger in Dresden erfolgte der Erlaß König Georgs als — Antwort für den Kronprinz von Sachsen, auf dessen Initiative mit die Veröffentlichung der Urteilsgründe der Ehescheidung »eS KronprinzeopaareS unterblieben ist Der König gab damals den Wünschen des Thronfolger», auf welchen vom toskanische» Hofe nach dieser Richtung üogewir't worden fein soll, nach, behielt sich aber eine Erklärung vor. Diese ist nun erfolgt. Der Erlaß ist und soll aber auch eine Antwort für sie Prinzessin Lüste und das Haus Toskana sein, welche n v elen Dingen an das Herz und d-e Großmut de» lronprinzen und an dem König Georg befreundete Ver» oanvten appellierten, infolge dessen manche schärfere Äussührung von Bestimmungen im letzten Augenblick rnierblieben fft; hierdurch entstand im Volke dec Glaube, atz in absehbarer Zeit eine weitere Milderung der Be stimmungen, ja, wie es einer in Sachsen im Gange be- finostchen uno stark zunehmenden Frauenbewegung vor- -chwebie, sogar eine Aussöhnung zwischen dem Kron- or'nzenpaare in irg>nd einer Ferm erfolgen könnte, wenn nicht eine gewisse Partei am Hole zu Dresden diese ver- 'öhnliche Stimmung hintertreiben würde. Es steht fest, :aß diese Auffassung bei eunm großen Teil des Volke- n Sa sen herrscht, welches tiotz aller Ableugnungen das Vorhandensein einer Jrsuitenpartei am sächsischen Hofe annimmt und einzig und allein der oben erwähnten Partei die Schuld daran zuschiebt, daß die törichten Hoffnungen welche Anhängerinnen und Anhänger der ehemaligen Kronprinzessin hegen, beim König nicht durchzusetzen sind. Wir haben keine Veranlassung, die Partei irgend welcher Jesuiten und ihrer Mach: am sächsisch m Hofe zu nehmen, aber in diesem Falle kann versichert werden, daß die Gefühle König Georgs allein und ausschließlich bei a en Bestimmungen gegen die Prinzessin Luise von Tos. kana maßgebend waren; diese Gefühle haben im Verlaus der Entwickelung keine Milderung «nähren — im Gegen teil. Am Hofe zu Dresden gab man der Prinzessin Luise von Toskana alle Schuld an der Bewegung zu ihren Gunsten, obwohl diese jede direkte und indirekte Annäherung von Personen, welche die Bewegung ins Wert gesetzt haben, abgelehnt und z. B. keinen einzigen Brief von Frauen oder Männern, die sich an sie gewandt, beantwortet hat, oder hat beantworten lassen. Man gibt oer Prinzessin die Schuld an den unsinnigen Nachrichten, die täglich in den Blä tern erschienen, das Volk in Sachsen erregen und nicht zur Ruhe kommen ließen. Durch den Erlaß deS Königs soll das Volk belehrt wer den, wie das Oberhaupt de» Hauses Wettin über die Prinzessin Luise denkt und daß jeve Bewegung zu Gun- 'tcn der ehemaligen Kronprinzessin, sei es, mn tine Mil» derung betreffs des Aufenthalt» der Prinzessin in Sachsen oder eine Begegnung mit den Kindern herbei zu führen — Aus Thüringen, 19. März. In Kranich feld wurde beim Grundgraben ein irdenes Töpfchen mit 353 Silbermünzen und einem Goldstück gesunden. Die Münzen stammen au» ganz alter Zeit, die In» schristen sind in sogen. Mönchsschrist hergestellt. — Altenburg, 16. März. Aerztliche Behand lung durch Zigeuner ist nicht immer uugesährlich, wie eine etwa» „starke" Dame diesen Roßmarkt erfahren mußte. Ein Zizeunerweib machte ihr nämlich den Vorschlag, sie mittels ihrer geheimnisvollen Heilkräfte von der unbequemen Leibesfülle zu befreien. Während die Aerztin über die Kleider der Dame strich, ver schwand die Barschast aus der Tasche. Der Gatte, welcher sich ebenfalls einer gewissen „Behäbigkeit" er freut, hatte dem Vorgänge beigewohnt, ohne jedoch die Hilfe deS ZauberweibeS in Anspruch zu nehmen; er wurde infolge dessen auch nicht leichter. (A. Z.) — Die stille, sogenannte „geschlossene Zeit" be ginnt mit dem 23. März. Bon diesem Tage an bis einschließlich ersten Osterseiertag ist sowohl die Ab haltung öffentlicher Tanzbelustigungen, wie die Ver anstaltung von Privatbällen, auch wenn diese in Privathäusern oder in Lokalen in geschlossenen Gesell schäften abgehalten werden, verboten. — Hoffnungsvolle Ausblicke. In einem Situationsbericht schreibt „Ter Konfektionär": Es läßt sich nicht verkennen, daß auf allen Gebieten der T-xtil brauche sich eine stetige und unwiderstehliche Aufwärts bewegung Bahn gebrochen hat. Vor einem Jahre, als die ersten Zeichen diese: Au wärtsbewegung sich zögernd und schüchtern kund taten, hätte noch niemand zu hoffen gewagt, daß in einer Zet allgemeinen wirtschaftlichen Niederganges sich eine, und zwar eine der bedeutendsten Jndustriegruppen, wie die T xtilindustrie, schnell und un aufhaltsam von dem schweren Druck, der auch aui ihr lastete, erholen würde. Und doch ist dies geschehen Da- vergangene Jahr zeigt uns an seinem Schluff- eine durchaus zufriedenstellende Gestaltung des gesamten T-x- tilmarktes un d s laufende Ja'r hat diese Lage nicy, desavouiert. Diese günstige Koi jun tm erstreckt sich, nach Annahme deS „Konfektionär", gleichmäßig auf ganz Deutschland und über alle Zweige der T-xtil und Be- kleidungsbranche- Sowohl aus d:m sächsisch-vogtländischen Jndustriebezirke, aus Gera-Geiz, Glauchau-Meerane, Gottes, der Jugend zum Heile, dem Staate zum Wohle," Vie Redner an hiesiger Erlbacher Schule mit steinernen Lettern vermerkt fand, dienten demselben dazu, der Versammlung zuzurusen, daß in diesen 3 Sätzen der Inbegriff der Ideale unseres Volkes liege, sür deren Erhaltung jeder eintreten müsse. Er schloß dann mit dem Wunsche, daß dem Mittel- und mit ihm dem Bauernstände bald die Morgenröte einer besseren Zeit am politischen Himmel scheinen möge zum Segen für unser gesamtes deutsches Vaterland. — DaS allgemeine Bravo am Schluffe legte Zeugnis ab von der Wirkung des über halbstündigen Bor- tragS. Noch lange wurden nach Schluß der Ver- sammlung die persönlichen Fragen herüber und hin über ausgetauscht und beantwortet, wobei mancher interessante Streitpunkt noch Erledigung fand. — Glaucha«, 20. März. Im Beisein des Staatsanwalts fand gestern durch die Herren Medizi nalrat Hankel und SanitätSrat Brückner die Sektion der am vergangenen Mittwoch in einem Personen wagen des Geraer Zuges aufgefundenen Kindesleiche tatt. Die Sektion ergab, daß daS Kind nach der Geburt gelebt hat, es sich also um Mord handelt Von der Person, welche die Tat begangen, hat man noch kein? Spur. — Dresden, 21. März. Der frühere Stratzen- bahnbedienstete Lerch, der seinen Untermieter aus ge- winnsüchtiger Rachsucht ermordete, wurde heute früh 6 Uhr im Hofgrundstück der Justizgebäude enthauptet. Tin furchtbares Verbrechen fand damit seine irdische Sühne. Am 8. Januar 1900 ermordete der 38 Jahre alte Lerch aus Züllskowitz in Schlesien den bei ihm und seiner Familie in Dresden-Löbtau zur Untermiete wohnenden, als Wächter in der Fabrik von Seidel L Naumann in Dresden beschäftigten Friedrich Pratsch auS Seiferschau in Schlesien. Geiz und Habsucht waren die Triebfedern dieses entsetzlichen Verbrechens. Ein ganzes Jahr hindurch blieb der Mörder noch im Dienste der Straßenbahn, beförderte Tausende und Abertausende von Personen und galt als einer der rüchtigsten Beamten der Dresdner Straßenbahn. Sein Verbrechen, das er begangen, übersteigt alles, was man sich an Bestialität vorstellen kann. Nach voll brachtem Mord: zerstückelte der Unmensch die Leiche, schnitt ihr den Kopf und die Beine ab, packte alles in eine Kiste und warf sie in die Elbe. Erst nach Jahresfrist wurde daS Verbrechen entdeckt. Am 8. Dezember erfolgte seine Verurteilung zum Tode durch daS Schwurgericht zu Dresden. Nachdem das von ihm eingereichte Gesuch um Begnadigung von Sr. Majestät dem König abschlägig beschieden worden war, wurde dem Mörder am Donnerstag vormittag von der Königl. Staatsanwaltschaft die Vollstreckung dsS Todes- urteil» und die dafür festgesetzte Stunde angeküudigt. Die Mitteilung ha! den Lerch in seinem Wesen wenig verändert; er benahm sich noch genau so, wie srühe und zeigte sich gesprächig gegen die ihm beigegebenen Anstalt-beamten. Vorgestern nachmittag verlangte er seinen Rechtsbeistand zur Niederschrift seines Testaments, auch hierbei bildeten den HauplgesprächSstoff die gegen ihn noch schwebenden Ziorlpcozesse, die sich nun auf seine Nachlaßmasse erstrecken. Seine schreckliche Tai und das chm bevorstehende Ende berührten ihn selbst :n seinen letzten Stunden wenig; hauptsächlich wa tcin Sinn daraus gerichtet, die gegen ihn prozessierenden Gläubiger abfallen zu lasten. Der Mörder besitz- noch ein größeres Vermögen — zehntausend Maik —, daS er seiner Frau testamentarisch vermachte, obwohl diese durch ihr offenes Geständnis — sie war eben falls mit angeklogt, wurde aber freigesp. oche» — die Verurteilung deS Mörders ermöglichte. Im Lause kuS Freitagnachmittags empfing Lerch noch den Abschieds- besuch feines Bruders, während seine Frau es nicht über sich gewann, ihren Mann noch ein letztes Mal zu sehen. Während des letzten TageS trug er eine Act Stumpfsinn zur Schau, war aber keineswegs leumütrg und leugnete die Tat fortgesetzt, d. h. den Mord, während er nur zugab, im Streite den Pratsch gelötet zu Haden. Die Nackt verbrachte er ruhig und nahm am Abend deS Freitag seine Henkersmahlzeit — ein Beefsteak — ein, empfing den Kaplan Richter und erhielt die Kommunion. Kurz vor 6 Uhr wurde Lerch von dem G-fängniSinspcktor aus der Zelle ab geholt. Während das Armesün'erglöcklein ertönte, wurde die kurze Strecke, die aus dem Gefängnis über den Hof nach dem R chiplatz führte, durchschritten. Auf dem Wege nach der Richtbant küßte de^ Geist- liche den äußerlich gefaßten, aber innerlich -völlig ge brochenen Verbrecher zweimal auf die Stirn. Auf dem Hose waren etwa 50 Personen versammelt. Nachdem die gerichtlichen Formalitäten schnell erledigt waren, übergab der Staatsanwalt den Delinquenten dem Scharfrichter Brand aus Pfaffendorf bei Freiberg. Der Akt der Hinrichtung vollzog sich mit der gewöhn- lichen Schnelligkeit, sodaß der Nachcichter nach wenigen Augenblicken die Meldung erstatten konnte: „Herr Staatsanwalt, das Urteil ist vollstreckt!" Die Leiche wolle»; die protestlerffche« Regierungen mögen sich da» merken. Und auch den Schlußsatz de» norddeutsch allgemeinen UkaS: »Dje nach den Erfahrungen mehrerer Jahrzehnte gerechtfertigte Entwicklung einer Frage der Staatspo lizei, die durch die Aushebung des 8 2 zum Abschluß gelangen soll, ist ehrlicherweise mit einer Bedrohung der protestantischen Freiheit nicht in Verbindung zu bringe» und gibt niemaudem das Recht, einen Zwie spalt zu erneuern, durch dessen Wirkungen Deutsch land, wie die Geschichte lehrt, jederzeit im Jnaern wie nach außen geschädigt worden ist." Ueber die Wirkung diese» Satze« glauben wir aber nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß sie die beabsichtigte nicht sein werde. Die Regierungen, die seit 1896 nicht geschlafen haben, als in ihrem Namen Fürst Hohenlohe die mitgeteilte Erklärung abgab; die nicht geschlafen haben, als über die Bedeutung und die Folgen der Aushebung deS 8 2 die eingehendsten Untersuchungen angestellt wurden; die nicht taub und blind sind gegen die mit jeder Konzession wachsende Anmaßung des UltramontanismuS, nicht blind und taub gegen die Verschärfung, welche der in Deutschland herrschende Zwiespalt durch die Beseitigung des 8 2 erfahren würde, und die deshalb für seine Aufrecht- erhaltung zu stimmen sich entschlossen haben: sie wer- den durch de» Ukas der „Nordd. Allg. Ztg." sich ebensowenig umstimmen lassen, wie die Führer der durch den Herrn Reichskanzler entfachten Bewegung. Nun erst recht werden sie im Bundesrat erklären: Diesen Schritt auf dem Wege nach Canossa machen wir nicht mit! Der „Reichsbote" schreibt: „Wenn die „Nordd. Allgem. Ztg " sich darüber wundert, daß die Aufhebung des 8 2 jetzt so große Aufregung hervorgerusen hat, während daS bei den früheren Beschlüssen de» Reichstags nicht geschehen ist, so ist der Grund dafür ganz offen kundig. Die ReichstagSbeschlüffe hgt man verhältnismäßig ruhig hingenommen, weil man wußte, daß die Regierungen ihnen keine Folge geben würden. Letztere Annahme ist aber jetzt durch die Erklärung des Kanzlers nicht mehr zutreffend, so daß man also jetzt nicht mehr sicher Hoffer, kann, daß die Regierungen den Antrag zurückweisen, son, dern man mit der Annahme derselben rechnen muß, weil der Reichskanzler dafür eintritt Dazu kommt aber noch weiter, daß man in dem bisherigen Verhalten des Reichs kanzlers, wie es namentlich bei der Errichtung der Straß burger Fakultät zu Tage getreten rst. ein großes Ent gegenkommen gegen die Wünsche der römischen Hierarchie erkannt hat. Und daß man das jetzt ernster nimmt als früher, ist darin begründet, daß der UltramontanismuS zu einer unheimlichen Macht in Deutschland angeschwollen ist, wie sie durch das Zentrum und auf den Katholiken, tagen sich manifestiert, und der UltramontanismuS in feiner Intoleranz immer rücksichtsloser vorgeht, nachdem der Papst selbst die evangelische Kirche und die Reformation in seinen amtlichen Erlassen vor der ganzen Welt be- schimpft hat, und die Hierarchie das katholische Volk im mer mehr durch eine Menge von Ver inen von der übrigen Bevölkerung abzuschließcn, zu isolieren und in Gegensatz zu bringen sucht, so daß die Kluft zwischen der evrngeli schen und katholischen Bevölkerung immer größer und gefährlicher für die Einheit der Nation wird. Das aller hat schon lange in den weitesten Kreisen der deutschen Nation einen tiefen Groll gegen den UltramontanismuS erzeugt, der jetzt bei diesem Entgegenkommen des Kanzlers gegen denselben zum Ausdruck kommt. Das hätte di Regierung längst selbst sehen und w ffen können und siö hüten sollen eine solche Politik einzuschlagen, zumal der Erlaß des Bischofs Korum und das Gebaren der Ultra montanen in Bayern, wie die Verbindung des Zentrums mit ollen Reichsfeindcn in Polen, im Elsaß u. a. doch genugsam gezeigt hat, wie gefährlich der Ultramontanis- mus sür das Reich und die so schwer errungene Einheit der Nation ist. Sächsische« — Uebersicht über Niederschläge undTemperatur in der zweiten Dekade deS Monats März. (Mitteilung der hiesigen meteorologischen Station.) Niederschläge !n Ltt. pro Niedrigste Lem- HSchst- Tem- Temperatu mittag« Lag. Quadr.-Met peratur. peratur. lS Uhr 11. 0.0 —0.7 2.6 1.2 12. —0.9 53 4.2 13. —0.5 63 4.8 14. - 0.6 8.8 7.4 15. 1.1 10.2 95 16. 1.0 10.3 9.2 17. 5.0 10.3 8.5 18. - 2.6 12.5 11.9 19. 5.4 0.1 9.4 78 20. 4.7 12.8 11.8 Dekadesumme: 5.4 13.0 88.5 76.3 Detademittel: 1.30 8.85 7.63
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