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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190709104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070910
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-10
- Monat1907-09
- Jahr1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.09.1907
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Neunstundentag und der Minimallohn zum ersten Male in der Schweiz gesetzlich anerkannt. Japanische Klagge«hissu«g. Sine Gesellschaft japanischer Forscher hat, wie „New-Uork Herold" meldet, über einer kleinen Insel, die sich unmittelbar an die Philippinen an» schließt, die japanische Flagge gehißt. Die Japaner behaupten, die Insel gehöre nicht zu den Philippinen, da sie nördlich deS 20. Breitengrades liege. DaS von alten Geographen ProtuS oder PrataS genannte Eiland ist unbewohnt. Bisher wurde angenommen, daß die japanische Herrschaft am Baschi-Kanal südlich von Formosa aufhöre, die in Besitz genommene Insel liegt aber weiter südlich. DaS ist mit ein Grund, weshalb amerikanische Blätter den Vorfall in Zusammenhang bringen mit einer neuerlichen amtlichen japanischen Ankündigung, daß demnächst ein neues Geschwader ge bildet und weit im Süden, in den Gewässern zwischen Formosa und Hongkong, stationiert werden solle. Die Leidenerute in Japan. Die diesjährige Seidenernte in Japan wird die größte sein, die Japan jemals hatte. Sie wird mindestens 120 000 Ballen betragen, also 20 Pro zent mehr als die letzte Ernte. An de« Kämpfe« i« Marokko. Die Kabylen hatten bei dem französischen Ober- kommandierenden einen Waffenstillstand nachgesucht. Mit Beziehung hierauf veröffentlicht die „Agence HavaS" folgende Note: Die Regierung hat am 8. d. M. von General Drude ein Telegramm erhalten, in dem dieser mitteilt, daß die Delegation vornehmer Marokkaner, die der Scheik El Maisi nach Casablanca führen sollte, nicht eingetroffen ist Infolgedessen habe der General beschlossen, den Gl Malst bewilligten Waffenstillstand bis zum Abend genannten TageS auszudehnen. Die Operationen sollen morgen wieder beginnen, wenn die marokka nischen Gesandten nicht im Laufe des Abends kom men, um sich zu unterwerfen. Das Telegramm des Generals Drude teilt ferner mit, daß seit dem Ein treffen der Truppen in Casablanca 800 Marokkaner getötet worden seien. Ministerpräsident Clömenceau erwiderte gestern auf eine Anfrage, ob es zutreffend sei, daß Frankreich im Einverständnis mit Spanien zur Landung in den Häfen Marokkos entschlossen sei, um dort Polizeitruppen einzusetzen, dies komme zur Zeit noch nicht in Frage. Augenblicklich sei nur die Ordnung in Casablanca wieder herzustellen. Erst wenn die>e Angelegenheit vollkommen erledigt sei, werde man in Erwägung ziehen, unter welchen Be- dingungen die Einrichtungen der Polizei in Marokko, den Abmachungen der Konferenz von Algeciras ent sprechend, erfolgen kann und muß. Raisuli übersandte der britischen Gesandtschaft die endgültigen Bedingungen bezüglich der Freilassung Mac Leans. Ec fordert für sich den Schutz Groß- britanniens, Ernennung zum Pascha der Gegend zwischen Tetuan und Lacrasch und Straflosigkeit. Dis Lags in Dte J«denhetze t« Odessa. Die Metzeleien gegen dieJuden in O d e s s a dauerten in der Nacht zum Sonntag noch fort. Die Börse ist noch immer geschlossen. Der Verband echt russischer Leute fährt fort, Auf rufe gegen die Juden zu verbreiten, die zu Metze leien auffordern. Er legt den Juden nahe, die ihr Leben und ihren Besitz erhalten wollen, sich mit ihren Lehrern und Rabbinern vor der Synagoge zu versammeln und hier öffentlich alle Revolutionäre und die jüdische Intelligenz zu veifluchen und einen Bund der Juden zur unbegrenzten Erhaltung der Selbstherrschaft des Zaren zu bilden. Z«m Tode verurteilt. russischen demokratischen Blatter wegen einer Be leidigung mit einer Reitgerte gezüchtigt habe. Naumow habe die Ausführung des Attentats gegen den Grafen Komarowsky aus dem Grunde über nommen, weil dieser bei der Bewerbung um die Gunst einer Dame sein Nebenbuhler gewesen sei. Graf Komarowsky ist am Sonntag früh den ihm betgebrachten Verletzungen erlegen. (S. Tel.) ALchsisch««. Hohe«ftei«-Er«stthal, 9. September. Wettervoraussage der König!. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Aür DteuStagr Trocken bei wechselnder Be wölkung, mäßige nordöstliche Winde, etwas kühler. 1H. September: Tagesmittel -j-13 6", Maximum -s-17,7», Minimum -s-9,1°. — Herr Bürgermeister Or. Patz in Hainichen hat die Wahl zum Bürgermeister unserer Stadt ««- genomme«. — Herr Pastor Schilbach hat am gestrigen Sonntag als zweiter Gastprediger auf Vorschlag deS Landeskonsistoriums in Flöha geprobt und wurde sofort nach der Predigt in einer Besprechung des gesamten KirchenvorstandeS einstimmig zum Pastor gewählt unter Verzicht auf die dritte Gast predigt, wobei ihm ledoch die Bedingung gestellt wurde, sich sofort zu entscheiden. Daraufhin sah sich Herr Pastor Schilbach in die Lage versetzt, seine Zusage geben zu müssen, da seine Designation für hier nicht vorher eingetroffen ist. Der Weg gang des geschätzten Geistlichen wird in den weitesten Kreisen unserer Einwohnerschaft sehr bedauert, und es besteht Grund zu der Annahme, daß auch er selbst ungern von hier scheidet. — Tiefschwarze Gewitterwolke«, die von Nordost rasch aufzogen, und grollender Do««er kündigten gestern gegen abend, nachdem sich während des Nachmittags große Schwüle bemerkbar gemacht hatte, ein nahendes Unwetter an und veranlaßten die zahlreichen SonntagLauSflügler, schleunigst ein schützendes Obdach aufzusuchen. Das Gewitter kam jedoch nicht zur vollen Entladung, da der Wind die aufsteigenden Wolken rasch wieder zerstreute. —i Der Verein für Naturfreunde „Sa gittaria" hielt gestern unter reger Beteiligung seiner Mitglieder und Gäste sein 10. Stiftungsfest im Saale deS Hotels „Gewcrbehaus" ab. Der 2. Vorsteher Herr Buchbindermeister Angermann nahm Veranlassung, die Erschienenen, insbesondere die M.t- glieder der Brudervereine von Limbach, Zwickau und Oberlungwitz aufs herzlichste zu begrüßen. Für die Gäste fand eine Verlosung von Gläsern und Fischen statt. Am Balle beteiligte sich Jung und Alt bis zu später Stunde. —i. Einen Feldmarsch unternahm gestern früh di- hiesige Teschin-Schietz-Gesellschaft in der Richtung nach MeinSdorf, wo in der Nähe der „Jägersruhe" der Lagerplatz aufgeschlagcn wurde. Nach der Rückkehr fand im „Ber,jMannSgruß" ein kameradschaftliches Beisammensein statt. —i Das 1. Fraueuturnen des 1S. nie dererzgebirgifche« Tur«gaues fand gestern m Callnberg b. Lichtenstein auf dem Turnplatz des dortigen Turnvereins statt. Zu dem Turnen, das mit Frei» und Ordnungsübungen begann und von Herrn Liebscher - Lugau geleitet wurde, traten 340 Trimerinnen an. Nach diesen Hebungen folgten Sondervorsührungen und Spiele. Am Turnen be teiligten sich auch die Damenturnabteilungen der hie sigen Turnvereine. Erst mit dem hereinbrcchenden Abend war das gut verlaufene Turnen beendet. — Das Haushalt««gswese» wird ganz besonders von dem Landesverein für innere Mission der evangelisch-lutherischen Kirche im Königreich Sachsen betrieben. Im letzten Jahre zeigte sich eine besonders erfreuliche Zunahme der Nachfragen nach Wanderkochkucsen. Es haben 40 Kutse, meist mit Vormittags- und Nachmittags unterricht, stattgefunden; die Zahl der Teilnehmer innen betrug 1030, von denen 16 Frauen waren. 11 Damen wirkten alS Lehrerinnen. Kurse fanden u. a. statt in Lichtenstein, Limbach, Hohenstein- Ger S d o r f, Grumbach, Rabenstein An vielen Orten fand der 2. und 3. Kursus statt, in Hohenstein-Ernstthal und in Lichtenstein sogar der vierte. Seit Oktober 1901 bi« Ende 1906 sind in 148 Kursen durch 18 Leh rerinnen 5739 Schülerinnen unterrichtet worden, darunter 78 Frauen. DaS Königliche Ministerium deS Innern hat wieder eine Beihilfe von 1000 M. und der Landesverein für Innere Mission aus der BußtagSkollekte eine solche von 750 M. gewährt. — Nach einem Ministerialerlaß ist das Ab rufe« der Züge auf den Bah«höfe« auf die dringendsten Fälle zu beschränken. Ein Abläuten (mit den Handglocken) soll weder in den Wartesälen noch auf den Bahnsteigen stattfinden. Der gesamte Fahrdienst und die Zugabfertigung sollen so ruhig wie nur möglich sich abwickeln. Jedes laute Rufen ist zu vermeiden. Wahrscheinlich wird aber statt dessen auf allen größeren Bahnhöfen die bereits zum Teil eingeführte Einrichtung Platz greifen, daß auf einer Tafel kurze Zeit vor dem Abgänge in buntem elektrischen Lichte die Richtung und die Abfahrtszeit eines jeden Zuges sichtbar werden. — Dem Sächsische« BLckertnnungsver» ba«d „Saxonta", der sich jetzt anläßlich der Landtagswahlen betreffs der neuen Bäckereioerord- nunp energisch gerührt hat, gehören 141 Innungen (76 Zwangs- und 65 sieie Innungen) mit 8800 Mitgliedern an, von denen 476 privatisieren. Au ßerhalb deS Verbandes stehen nur noch 337 Bäcker meister. Die 8800 Mitglieder beschäftigen 5900 Gesellen und 4927 Lehrlinge. —i Oberlungwitz, 9. Sept. Die SanitätS. Kolonne Oberlungwitz-Hermsdorf hielt gestern nach- mittag im Hainholze, unweit der Eisenstraße, eine Geländeübung ab, zu der sich viele Zuschauer ein- gi fanden hatten. Da Herr Or. meck. Rossa geschäft lich abgehalten war, fand die Uebung unter Leitung dcs Obersamariters Herrn Fritz Portack statt. Im Gasthofe zum Hirsch wurde gesammelt, von wo aus dann der Abmarsch nach dem Gelände erfolgte. In bereitwilligster Weise erboten sich Herren, die als Zuschauer erschienen waren, die Kranken und Ver letzten zu markieren. Sie lagen im Walde verteilt, wo sie dann von den an der Uebung teilnehmenden Samaritern aufgesucht und in Behandlung genommen wurden. Vorgesehen waren 12 Fälle: Auffindung eines Ertrunkenen, Schlagaderverletzung am linken Handgelenk, Verbrennung 2 Grades an der rechten Hand, Biß in die Wade durch einen tollwut verdächtigen Jagdhund, Kugelschuß im rechten Unterschenkel, Zersplitterung deS Knochens, Schrot- schuß im Gesäß und Rücken, Bruch des linken Unterarmes, Bewußtlosigkeit durch Gehirnerschütte- rung, Verbrennung an Brust und Rücken durch ein Feldfeuer, Schlagaderoerletzung an der rechten Schläfe, Krampfaderblutung am Unterschenkel einer Frau und Kugelschuß durch die Brust. Alle Hebungen wurden sehr gut und binnen kurzer Zeit ausgeführt und zeigten, daß die Sanitätskolonne unter der bewährten Leitung dcs Herrn Dr. Rossa tüchtiges zu leisten vermag. Nachdem die Uebung, an der sich 30 Samariter beteiligten, beendet war, ,ückte man ein, um im Gasthofe zur Linde in HermSdorf noch einige Zeit zu verweilen. — Der Turnverein Saxonia hielt gestern auf seinem Turn plätze ein Kinderfest ab. Im Gasthanse zum Kaiser versammelten sich die Kinder, etwa 400 an der Zahl, um dann nach 2 Uhr unter den Klängen zweier Musikkapellen nach dem Festplatz zu marschieren, wo sich nach dec Ankunft ein reges Leben entwickelte. Für allerlei Kurzweil war gesorgt, so gab es mehrere Schießstände, ein Glücksrad, ein Hippodrom und verschiedenes andere. DaS Fest endigte mit einem Lampionzug der Kinder. Abends fand ein Rckruten- abschiedskcänzchen statt. — Oberlungwitz, 9. Sept. Auf die morgen, Dienstag, abend im „Lamm" hier stattfindende einmal-ge Aufführung der Winter-Tymian-Sängel sei hierdurch nochmals empfehlend hingewiesen. :/:— Gersdorf, 9. Sept. Die gestern Nach mittag 3 Uhr im Gasthof „Zum grünen Tal" hier abgehaltene landeskirchiiche Gcmeinschaftskonferenz war sehr stark besucht. Es hatten sich auch sehr viele Teilnehmer aus umliegenden Ortschaften einge- nnden. Um 6 Uhr erreichte die Konferenz ihr Ende. Auswärtige Redner waren die GemeinschaftSpflegsr Zerren Schmidt-Werdau und Seitz-TeichwoiframSdorf. Ochandelt wurde Röm 12, 1—10. Mt Gesang und Gebet wurde die Versammlung eröffnet und geschlossen. — Der gesellige Verein zu Bernsdorf b. L. unternahm am Sonntag Nachmittag mit Damen einen Ausflug nach dem „Blauen Stern" hier und veranstaltete daselbst ein Tänzchen, das einen wohlgelungenen Verlauf nahm. — Vorige Woche wurden auf einem hiesigen Steinkohlenwerk wieder eine Anzahl braver Bergleute für ununter brochene 25- bezw. 30jährige treue Dienste durch Einhändigung namhafter Geldgeschenke, womit eine entsprechende Feier verbunden war, durch dte WerkS- oerwaltung ausgezeichnet. —t. Langenberg, 9. September. Unter zahl, reicher Teilnahme fand gestern der von der Sänger» Vereinigung von Langenberg und Umgebung im Rauschen Gasthofe veranstaltete Sängerkommers statt. Anwesend waren die Männergesangvereine von hier, die Sängerrtege von MeinSdorf, „Lyra" und „Erato" von Rüßdorf, die Gesangvereine Langenchursdorf und Wolkenburg, „Arion"-Hohen- stein-Ernstthal und „Fortuna"-Limbach. ES war ein sehr reichhaltiges Programm aufgestellt, das teils in Einzeloorträgen der Vereine, teils in Massen chören bestand. Die letzteren wurden von Herrn Liedermeister Gerhard Neumann aus Hohenstein- Ernstthal geleitet und kamen vorzüglich zur Geltung. Auch die Einzelchöre brachten durchweg Gute?. Außer den Programmnummern boten noch Einlagen ein Doppelquartett von Nußdorfer Sängern und ein Quartett aus Hohenstein-Ernstthal. Auch die wohl gelungenen Darbietungen brachten den Sängern wohlverdienten Beifall. Gegen 8 Uhr war der ge- sangliche Teil beendet, worauf dann ein Ball folgte, der ebenso wie das Konzert einen „harmonischen" Verlauf nahm. — Chem«ttz, 9. September. Am Sonnabend mittag erschoß sich in einem Abteil erster Klasse deS Annaberg-Chemnitzer Personenzuges ein Kaufmann namens Krause aus Halle. — Hohndorf, 7. September. Als Nachfolger deS verstorbenen Herrn Riedel wurde Herr DiakonuS Zeißig aus Oberlungwitz vom Kirchenvorstande ge wählt, der am 1. Advent seine Antrittspredigt halten wird. — Lichtenstein, 7. September. Gestern abend durchradelte der ca. 20 jährige Zimmermann Steger von hier mit seinem etwa 6 jährigen Bruder, der barfuß auf dem Hinterrad stand, die Glauchauer Straße. Kaum war Steger von Passanten auf die Gefahr für den Kleinen aufmerksam gemacht worden, als auch schon in der Nähe der Gasanstalt ein Malheur geschah. Dem Jungen wurde die große Zehe vom rechten Fuße vollständig abgeschnitten und der zweiten Zehe ein Glied abgerissen. DaS ist nun der zweite derartige Fall innerhalb weniger Wochen. Die an das erste Vorkommnis geknüpften Warnungen waren in den Wind gespiochen. — Thurm, 7. September. Die elektrische Beleuchtungsanlage unseres Ortes ist soweit vorge schritten, daß vielleicht schon in acht Tagen die Be nutzung derselben in Kraft treten kann. Aus der nämlichen Zentrale in Niederschindmaas — „Engel manns Mühlenwerke" — wird auch Mülsen St. Mucheln elektrische Beleuchtung erhalten. — Ztvitka«, 8. September. Eine Lungen- krankenfürsorgest lle ist von der hiesigen Stadt er richtet worden. Die Leitung und Unterhaltung hat der hiesige Albert-Zwsigverein übernommen. Die ärztliche Beratung ist unentgeltlich. Behandlung er folgt durch oie Fürsorgestelle nicht. Die Gemeinde diakonie stellt Schwestern zur Hülfeleistung. — Ortmaunsdorf, 7. Skptember. Anläß. lieh deS Sedantages unterhielten sich hier eine An zahl Personen über den 70er Krieg, dabei gerieten der früher bei Herrn Bäckermeister Baumann in Stellung gcw-sene Bäckergeselle und der HauS- schlächter Heimann Wappler in Streit. Infolge dessen lauerte elfterer dem W auf und brachte ihm mehrere Stiche mit dem Messer in den Kopf rc. bei. Die Sache ist zur Anzeige gebracht. — Kirchberg, 7. September. Auf drei auf einer Erzgedirgsreise begriffene Schüler einer höheren Lehranstalt in Bannen, die in hiesiger Stadt über nachtet hatten, wurde vorige Woche an: oberen QmrlSberg nach der Wiener Spitze zu von mehreren ungen Burschen von hier ein Uebcrfall vcrübt, in- d.m sie ohne jeden Grund beschimpft und gestoßen, mit Ohrfeigen bedroht und schließlich mit Steinen geworfen wurden. D.m einen wurde sogar der Spazunstock entrissen womit die Burschen auf die Fiemden eindrangen und sie zur Flucht zwangen. Einer der Schüler wurde von einem Stnnwurf am Arme getroffen. Die Ueberfallenen haben das Vor- Jm Gegensatz zu den bisherigen Meldungen verlautet jetzt, daß nach einem in einem italienischen Blatte veröffentlichten Brief der Mordversuch aus den russiscken Grafen Komarowsky in Verona auf politische Motive zurückzufllhren ist. Naumow, ein russischer Revolutionär, habe im Austra e eines GeheimkomileeS den Anschlag gegen den Grafen aus geführt. Dieser sei von den Revolutionären zum Ernstthal Tode verurteilt worden, weil er den Redakteur eines'usw. Die Wage kl GerchM. Roman von Maximilian Brytt. 9. Fortsetzung. lNachdruck verboten., „Oder hat Ihnen mein Bräutigam einen andern Auftrag gegeben?" „Unser gnädiger Herr ?" fragt der Alte strahlenden Gesichts. „Nein, Fräulein Plügge — oder viel mehr gnädige Frau muß man jetzt doch schon sagen — es handelt sich nur um den Herrn Ingenieur. Er will doch heute abend noch abreisen, der Herr Ingenieur. Unser gnädiger Herr läßt ihn aber dringend bitten, doch wenigstens über Nacht dazu bleiben und ihm morgen eine Unterredung zu ge währen - in aller Frühe — Herr Struck soll selbst bestimmen, wann und ivo!" Stefanie hielt sich an der Tür, während sie mit einem entlassenden Kopfnicken sagte: „Tun Sie nur, was der Herr Ihnen befohlen hat." Im nächsten Augenblick sah sich Stefanie — die Tür zum Salon war aufgegangen — von einem halben Dutzend junger Mädchen, ihren Brautjung fern, umringt, die sie mit dem Bräutigam zusammen im Triumph nach ihrem Ehrenplatz vor der Bühne geleiten wollten. Die Einleitung bestand in der poetisch einge kleideten feierlichen Üebcrreichung von allerlei sinnigen Geschenken an das Brautpaar. Stefanie hatte mit ihrem Bräutigam seit vor hin kein Wort wieder wechseln können. Sie hatte seinen Arm nehmen müssen, saß nun aber fremd und kalt neben ihm. Es war ihr eine Wohltat, daß man den Saal — um die Bühnenerscheinungen wirksamer zu gestalten — verdunkelt hatte. So brauchte sie sich nicht zu bemühen, ihrem Antlitz das von einer Braut nun einmal verlangte glück liche Lächeln abzuzwingen. Ein Sturm ging durch ihre Seele. Arnold liebte sie! . . . Jetzt erfuhr sie das, am Tage ihrer Hochzeit mit einem andern. War ihr bisher doch gesagt worden, eine unglückliche Liebe erfülle ihn ganz und gar . . . Sie selbst also verkörperte seine unglückliche Liebe! Warum hatte er nie zu ihr darüber gesprochen? Warum hatte er, als sie ihm ihre Verlobung mit teilte, seinen Gefühlen nicht Ausdruck verliehen? Doch er sagte ja: er habe ihr geschrieben! Also ein verlorener Brief war an dieser ver hängnisvollen Wendung ihres Schicksals schuld? Langsam glitt Stefanies Rechte, die ihr Bräutigam bis jetzt festgehalten hatte, herab. Bei der standesamtlichen Trauung heute früh hatte sie überhaupt nicht nachzudenken vermocht. Die nüchterne Geschäftsmäßigkeit auf dem Bureau hatte keinerlei Stimmung auskommen lassen. Es war noch das für sie Verdrießliche hinzugetreten, daß Benjamin, der als Trauzeuge hatte mitkommen sollen, durch eine Geschästsangelegenheit in letzter Stunde verhindert worden mar. So hatte der Akt der Zioiltrauung etwas durchaus Formelles, Un persönliches für sie gehabt. Aber woher sollte sie die Kraft, nehmen, um morgen in der Kirche das Gelöbnis zu Gott zu tun, daß er, der Gatte, ihr em und alles sein sollte, daß sie in' Freud' und Leid mit ihm ausharren wollte, bis daß der Tod sie schied?! Wie ein Grab lag ihr künftiges Leben vor ihr. Ein Grab, das sie selbst sich gegraben und in dem sie ihre goldenen Mädchenträume bestattet hatte. Von Glück und Liebe, von Treue und Haus ehre, von Heim und Herd war wieder und immer wieder in den poetischen Spielen da vor ihr die Rede. Kleine Kindererlebnisse waren von einer dichterisch veranlagten Freundin in ein Poem ge flochten. Eine wehmutsvolle Rührung überkam sie. Doch immer wieder erschien das Bild des wetterge bräunten großen Mannes vor ihrem geistigen Auge - und leise aufschluchzend barg sie dann ihr Antlitz in dem seidenen, mit Spitzen besetzten Taschentüchlein. Kein Mensch wußte, weshalb die Szene sie so tief ergriff; aber man war es ja gewöhnt, daß die Bräute weinten. Vor der Aufführung eines längeren Einakters, der den künstlerischen Höhepunkt des Abends be deutete, sollte eine Pause eintreten, in der an den inzwischen aufgestellten Büffetts Hunger und Durst gestillt werden konnten. Stefanie sehnte den Moment herbei, wo sie endlich, endlich nicht mehr der Mittelpunkt dieser Feier sein würde. Die Luft erschien ihr hier zum Ersticken. Sie mußte ans Fenster, die Nachtluft hereinlassen, die heiße Stirn in der Novemberkälte baden . . . Ein Fieber glühte in ihr. Wenn sie krank würde — wenn die Hochzeit aufgeschoben würde — wenn sie stürbe? Ein Schauer überrieselte sie. Franz, der ihre Bewegung merkte, unterstützte sie. Stefanie war es, als ob auch sein Arm zitterte. Nun tat er ihr wieder unendlich leid. Er war doch der beste, wackerste Mensch von der Welt. An ihr war es daher, Stärke zu beweisen. Sie mußte die Erinnerung an Arnold aus ihrem Herzen reißen. Und Arnold selbst mußte die Ueberwindung besitzen, über seine stille Liebe auch künftighin nicht zu sprechen. Wenn er sie liebte im höheren Sinne, so war es denkbar, daß er ihrer Bitte Folge leisten würde. Vor allem durfte er mit Franz nicht sprechen. Er mußte das Haus, die Stadt und Land verlassen, noch ehe Franz ihn aufzusuchen vermocht hatte. Er sollte verschollen sein — für immer verschollen. So allein war es möglich, daß sie morgen ruhigen Ge wissens mit Franz vor den Altar trat, und so all ein wurde es verhütet, daß ihr Gatte ein Miß trauen schöpfte, das sein ganzes ferneres Glück zu untergraben imstande war. . . . Endlich war die Pause da. In breitem Strom ergoß sich die Menge der Gäste in die Flucht der für die Restaurierung her gerichteten Räume. Mit Ausnahme von Stefanies und Tante Gustis Schlafstuben waren alle Zimmer der Gesellschaft geöffnet. Während die vom langen Stillsitzen und Zu- Hören steifgeivordenen Gäste nach den Büffetts drängten, erscholl vom Garten her Militärmusik. Das Ständchen der Mälzer war es. Abermals ward durch diese Ueberraschung ein Gespräch zwischen Stefanie und ihrem Bräutigam ver hindert, denn das Brauereipersonal erwartete, daß Kalwoda vom Balkon aus den Leuten danke. Für wenige Minuten konnte Stefanie vielleicht unbeobachtet bleiben. In dem Gewühl, das die ganze große Wohnung erfüllte, war es schier unmöglich, ihr Fehlen sofort festzustellcn. Fortsetzung folgt.
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