Erzgebirgischer Volksfreund : 24.12.1943
- Erscheinungsdatum
- 1943-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194312241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19431224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19431224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1943
- Monat1943-12
- Tag1943-12-24
- Monat1943-12
- Jahr1943
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- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 24.12.1943
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Gowjetarttllerie ritt Attacke gegen deutsche Panzer Ei« -t«ger Ritterkreu-trSger schildert seine KLmpfe. blSL Dem Unteroffizier Heinz Hendrick» wurde da» Ritterkreuz verliehen, nachdem er 33 Sowjetpanzer abge. schossen hatte. Dieser Kriegsfreiwillige, der 1940 mit gerade 17 Jahren zu den Fadnen eilte, hat sich auch seither al» tapferer Panzerschütze bewährt. Hier erzählt er in schlichter Soldatenart au» seinem Leben: Ich bin 1923 in Krefeld-Oppum al» Sohn eine» Rohr legers geboren. Ich besuchte die Volksschule 82 zu Krefeld. Als Zehnjähriger trat ich in di« Hitlerjugend ein.. Nach meiner Entlassung aus der Schul« erlernte ich da» Schlosserhandwerk. Am 17. Juni 1940 meldete ich mich als Kriegsfreiwilliger und wurde als Meldereiter ausgebildet und am 1. Dezember zur Panzertruppe noch Wien versetzt. Mein« erste Ausbildung bei dieser Truppe war die eines Waffenmeistergehilfen. Kurz vor Beendigung dieser Ausbildung ging es mit einer mittleren Panzerckompanie gegen den griechisch-englischen Feind. Leider war es mir nicht vergönnt, mit im Panzer gegen den Feind zu rollen. Nach Beendigung des Balkan feldzuges kamen wir nach Deutschland zur Auffrischung zurück. Endlich kam dann für mich der Augenblick, mich im Panzer bewähren zu können. Erster Panzeretnsatz. Im Oktober 1941 bei der Herbstoffensiv« auf Wjasma, kam ich zum ersten Male als Ladeschütz« im Panzer zum Einsatz. Als wir dann anfangs Dezember einen Volltreffer bekamen, .wodurch der Panzer ausfiel, erfüllten wir weiter unsere Pflicht ^als Infanteristen. In einem späteren Kampf griff der Feind mit starken Infanteriekräften und Avtillerieunterstützung auf breiter Front an. Ich war als MG.-Schütze in einer Eckstellung eingesetzt. Nachts, 2.05 Uhr, ging der Angriff der Sowjets los. Jeder gab sein Bestes, und es gelang uns, den Angriff, der fünf Stunden dauerte, abzuschlagen. Ein sowjetisches MG. hatte sich im Dunkeln bis auf 30 Meter herangearbeitet. Nach einem längeren Feuevduell konnte ich es vernichten. Am 19. Februar 1942 wurde mir das Panzerkampfab- Zeichen in Silber verliehen. Am 14. Mai 1942 erhielt ich das EK. 2. Nach Beendigung der Infanteriekämpfe kamen wir zur Auffrischung in den Raum von Kursk und erhielten neue Panzer. Die Auszeichnungen in fünf Tagen. Bei der großen Panzerschlacht nordwestlich von.Woronesch war ich Richtschütze in einem Panzer. Es ist uns gelungen, binnen vier Tagen in schwierigen Lagen 14 Panzer abzu- schießen. Der Panzerkommandant, Feldwebel Eckert, wurde nach den Kämpfen vom Führer mit dem Ritterkreuz ausge zeichnet. Am 9. Ang. 1942 wurde ich zum Obergefreiten befördert, am 11. Aug. mit dem EK. 1 ausgezeichnet. Am 13. Aug. wurde ich wegen besonderer Tapferkeit vor dem Feind« zum Unteroffizier befördert. Nach Verlegung im Sep- tember erhielten wir Ruhequartier südlich Rschew. Als der Feind mit starken Kräften bei Sytschewka angriff, wurde auch unsere Abteilung dem Feinde entgegengeworfen. Als Panzerkommandant. Bereitstellung. Frühmorgens war ein« starke feindlich« Kampfgruppe mit Infanterie und Panzern in die Hauptkampf, linie eingebrochen. Es galt, die alte Hauptkampflinie im sofortigen Gegenstoß zu nehmen. Wir fahren mit einer Kam- panie vor. Mein Kömmandant, Oberleutnant und Kompanie- chef, mußte umsteigen, nachdem wir einige hundert Meter ge fahren waren, da unser Wagen mit einem Motovdefekt liegen- blieb. Nach einigen Minuten hatte unser Fahrer den Defekt behoben.. Ich nahm als Richtschütze den Platz meines Kom mandanten ein. Mein Funker, Obevgefr. Arthur Scheller, setzt« sich an die Richtmaschine, und wir fuhren mit vier Mann gegen den Feind. In kurzer Zeit hatten wir unsere Kompanie er- reicht und nahmen an diesem schweren Gefecht teil. Der Kampf, der sich entspann, war kurz, aber schwer. Die alt« Haupt- kampflinie mar wieder fest in unserer Hand. Ich bekam den Befehl, mit meinem Panzer die Ortschaft weiter zu sichern. Die Kompanie kehrte wieder in ihre Bereit- stellung zurück. Plötzlich, gegen 11 Uhr, kam ein Infanterist gelaufen und meldete: „Feindpanzcr greifen an!" Da gab es nur eins: Raus aus der Deckung und in Feuerstellung fahren. Bald sah ich 15 schwere Feindpanzer mit aufqesessener Infan- terie auf die Ortschaft zurollen. Der Angriff der Sowjets war in zwei Wellen gegliedert: Die erste Welle bestand ans fünf, die zweite aus zehn Panzern. Ich ließ sie bis auf 400 Meter herankommen, und mein Richtschütze brachte es fertig, mit fünf Granaten vier T 34 abzuschießen. Da machten die restlichen Panzer kehrt. Plötzlich rief mein Ladeschütze: Rechts neben uns Panzer! Ich sah durch meine Kuppel und konnte nichts erkennen. Ich fragte nochmals. Darauf bekam ich die Antwort: Fünf Meter rechts neben uns! Direkt hinter dem Strohhaufen! Rascher Entschluß, klarer Befehl. Und schon brannte wieder ein T 34. Ich machte noch einen kleinen Vorstoß und säuberte das Gelände von feindlicher Infanterie. Darauf kehrte ich in meine Ausgangsstellung zurück. Einige Tage später waren Sowjets mit starken Infan terie- und Panzerkräften durchgebrochen, mit dem Auftrag, die Eisenbahnlinie Wjasma—Rschew zu nehmen. Der größte Teil unserer Kompanie war an anderer Stelle anaetreten. Dir fuhren mit vier Panzern in Richtung Feind. Kurz vor der feindlichen Panzerspitze wurden wir einer Kampfgruppe von 80 Infanteristen »»geteilt. Ich hatt« mit meinem Panzer di« link« Flanke zu sichern. Wir sahen alle, uns stand ein weit überlegener Feind entgegen. Plötzlich kam der Befehl: Panzer marsch! Wir waren etwa 1000 Meter von der feindbesetzten Ortschaft entfernt. Ich be obachtete und sah 200 Meter vor mir ein« Mulde, in der sich dauernd etwas bewegt. Sofortiger Entschluß: Ran an den Feind! Ich umfuhr di« Mulde in weitem Bogen und kam zum Ausgang. Das Richtige war: Hinein! Kaum war ich orinnen, standen mir 20 schwere und überschwer« Panzer gegenüber. Da gab e» nur eins: Schießen und nochmals schießen! Und es gelang uns, binnen drei Minuten sechs Panzer, zwei Pak und eine Pak-Flak abzuschießen. Inzwischen waren die anderen Panzer meiner Kompanie und unser« In fanteristen am Muldenrand angelangt. Es gelang uns, ge meinsam den Feind total aufzureiben. Nun sammelten wir uns zu neuem Angriff gegen das 800 Meter vor uns liegend« Dorf. Wir waren noch keine 100 Meter vorgefahren, machten einen kurzen Feuerhalt, da wälzte sich links des Dorfes ein schwarzer Streifen auf uns zu. Ich erkannte auf etwa 1200 Meter Kavallerie. Es mochten 1000 an der Zahl sein. Kavallerie ritt Attacke gegen Panzer! Sechshundert Meter waren sie von uns entfernt, da wurde das Feuer, eröffnet. Vier Kanonen, acht Panzer maschinengewehre und Infanteriewaffen von 80 Infanteristen sprachen ein eisernes Wort. Das so schön aussehende Bild der Kavallerieattacke war binnen kurzer Zeit im Feuer unserer Waffen weggewischt. Weiter ging der Angriff. Binnen 20 Minuten ist der Kampf gegen einen weit überlegenen Feind gewonnen. Unsere alte Hamptkampflinie ist fest in unserer Hand. Immer im Angriff. Monate später im Raum von Orel. Im März 1943 hieß es: Sowjets in breiter Front etwa 15 km durchgebrochen, Angriff mit zwei Infanteriedivisionen und Panzern auf eine Ortschaft bei der wir rechts hinter einer kleinen Anhöhe in Bereitstellung standen. Da gab unser Kommandeur den De- fehl, in die angreifenden Sowjets reinzufahren und zu ver- Nichten, was zu vernichten ist. Ich hatte mit meinem Panzer wiederum die linke Flanke des Angriffskeiles zu sichern. Wir rollten alle gleichzeitig über die Höhe und griffen die Bolsche- wisten an. Plötzlich bemerkte jch fünf Panzer 800 Meter links von uns, die versuchten, di« Abteilung zu umfahren, um ihr in den Rücken zu fallen. Ich machte mit meinem Panzer linksum und griff die Panzer im Schutze einer brennenden Scheune an. 600 Meter vor den Panzern eröffnet« ich das Feuer. Das Feuer wurde natürlich sofort aus allen Rohren erwidert. Mehrmals mußte ich zurück. Stellungswechsel und wieder ran. Bei der fünften Anfahrt auf die Panzer gelang es mir, einen 46-Tonner abzu- schießen. Meder zurück. Dann erneut ran auf 400 Meter. Sin Schuß, und ein T 34 stand in Flammen. Die restlichen Panzer machten jetzt kehrt und fuhren schnell zurück. So ver hinderten wir einen Angriff im Rücken der Abteilung. Weiter ging es in der alten Angriffsrichtunq. Der Feind wurde vollständig vernichtet. Im Wehrmachtbericht wurde unsere Abteilung des Erfolges wegen genannt. Dann gingen wir zwei Kilometer hinter der Front in Ruhestellung. Restlos vernichtet. Nach einigen Tagen hieß es wieder: Angriff! Der Feind wurde eingekesselt und vernichtet. Im Zusammenarbeiten mit Infanterie, Artillerie und Pionieren begann der Angriff im Morgengrauen. Wir Panzer strichen durch bis zum Fluß, der neue Hauptkampflinie werden sollte. Dort warteten wir einige Tage, bis der Kessel geschlossen wurde. Die Sowjets wurden dort dann restlos vernichtet. Im alten Quartier, kurz hinter der Front, erreichte mich die freudige Nachricht, daß mir dos Ritterkreuz verliehen worden war. Zwanzig Tage nachdem es mein Kommandeur, Major Willing, bekommen hatte. Dann kamen wir zur Auffrischung und Umbcwaffnung. Wir wurden mit neuen Panzern, mit Tigern ausge rüstet. Nach einer gründlichen Ausbildung ging es dann wieder zur Ostfront. Ich schoß gleich beim ersten Gefecht fünf T 34 ab. Damit erhöht sich meine Abschußzahl auf 38 Feind- panzcr. Der „Eiserne General". 88L Kriegsberichter Peter Kustermann (PK). Dor einigen Tagen wurde die Verleihung des Eichenlaubes ziem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Generalleutnant Walter Hart- mann bekanntgegeben. Trotz schwerster körperlicher Behinde- rung — er hat im Ostfeldzug einen Arm und ein Bein ver loren — hat er in vorbildlicher Tatkraft und eiserner Energie seine Division von Erfolg zu Erfolg geführt. Sie nennen ihn den „Eisernen General", nicht nur in seiner Division oder in seinem Armeekorps, sondern weit über den Rahmen der Au«zeich«uug für de« Gieger von Korosten. D«r Führer verlieh da« Eichenlaub zu« Ritterkreuz a» General d. Inf. Kurt »»nderEhevallerle, Komm. Seneral eine» Armeekorps, al» 3S7. Soldaten der Wehrmacht. — General von der Chevallerie hat das Ritterkreuz al» Ge neralleutnant und Kommandeur einer ILgevdivision im Okto- der 1941 für seinen Anteil an den Kämpfen um Kiew. er. halten. Als Komm. General eine» Armeekorps hat er im Sep tember d». Is. im Kampraum von Neshin und im November im Abschnitt nördlich Kiew di« Aufgabe, zahlenmäßig weit überlegen« Kräfte durch hinhaltenden Widerstand zu fesseln, einen Durchbruch durch di« deutsche Front zu verhindern und Zeit für die Bildung einer neuen Abwehrfront und die Bereit stellung zum Gegenangriff zu gewinnen, hervorragend gelöst. Nach wochenlangen schweren Abwehrkämpfen gegen feindlich« Uebermacht nützte General von der Chevallerie die erste leicht« Entspannung vor der Front seines Armeekorps aus, um in elbständig angesetzter Operation seinerseits zur Offensive iberzugehen, die Bolschewisten zu schlagen und starke Teile hrer Kräfte in Korosten zu vernichten. Kurt von der Lheval- lerie wurde 1891 als Sohn eines späteren Generalmajors in Berlin geboren. 1910 trat er als Fahnenjunker in das Garde- Grenadier-Regiment ö ein und wprde 1911 zum Leutnant be fördert. Im ersten Weltkrieg war er Kompanieführer und Ad- jutant bei verschiedenen Dienststellen. Armee hinaus. Es geht mit Recht der Vergleich zu den fride- rizianischen Zeiten in den Erzählungen seiner Grenadier« um: Generalleutnant Hartmann ist ein moderner Zieten. Immer ganz vorn, aus eigener Kenntnis der Lage blitzartig den Ent schluß fassend und ihn in die Tat umsetzend. Der Weg des Generalleutnants Walter Hartmann, der am 23. Juli 1891 in Mülheim an der Ruhr geboren wurde, der Eigenwille und die Unerschütterlichkeit, mit der er ihn gegangen ist, sind außergewöhnlich. Beim Durchbruch durch die Stalinlinie im Jahre 1941 wird der General in vorderster Linie schwer verwundet, er verliert einen Arm und das linke Bein. Doch es sind nicht acht Monate vergangen, da führt der General in der Heimat wivder eine Division und macht bereits wieder Versuche, an die Front zu kommen. Nach fünf Monaten ist es ihm gelungen. Er übernimmt eine Feldausbildungs division im Osten. Ein halbes Jahr nur ist er ihr Komman deur. Genau 19 Monate nach seiner schweren Verwundung, die jeden anderen in der Heimat gehalten hätte, ist er wieder Kommandeur einer Grenadierdivision! Schon wenige Tage nach der Uebernahme steht di« Divi sion im Brennpunkt schwerer Kämpfe und ist es seitdem ge- blieben. Mit einer unbegreiflichen Energie, mit unerbittlicher Härte gegen sich selbst und/getrogen von einem unerschiitter- lichen Optimismus hat der General seinen Körper gemeistert, und- das ist sinnbildlich für die Meisterung aller feindlichen Angriffe und die Erringung aller Erfolge, die die Division unter seiner Führung seitdem an ihre Fahnen geheftet Hot. Im September besetzten die Bolschewisten ein wichtiges Höhengelände an der Naht zur rechten Division. Sofort fährt der General zu dem dort eingesetzten Bataillon und bespricht an Ort und Stell« die Gegenmaßnahmen. Er selbst bleibt in dieser kritischen Stunde die ganze Nacht bei den Grenadieren. Als er am anderen Morgen zu seinem Gefechtsstand zurück- fährt, wird ihm das Mißlingen des Angriffes gemeldet. Ein Kampfgruppenkommandeur ist gefallen. Der Bataillonskom mandeur schwer verwundet. Sofort dreht der General um und fährt zurück. Schon bald sieht er die Bolschewisten im offenen Gelände angreifen. Von mehreren Seiten dringen die Urrä- rufe der Sowjets auf ihn ein. Der General sieht eine schwere Artillericbatterie, einige Infanteristen. Nur von einem Offi zier begleitet, rafft er alles zusammen was er findet, Ver sprengte, Troßleute, Artilleristen, und tritt mit ihnen gegen die Bolschewisten an, eisern, kaltblütig, überlegen, und schlägt so lange zu, bis die Abriegelung der Einbruchsstelle gelungen ist. Mit einer Panzerjägerkompanie auf Selbstfahrlafette setzt er dann zum Gegenstoß an und wirst den Gegner endgültig zurück. Bei einer Absetzbewegung erzielen die Bolschewisten in einem unübersichtlichen Waldgeländ« einen tieferen Einbruch und sperren damit die Rückmarschstraße seiner Divi- sion. Wivder ist der General an der gefährlichsten Stelle. Irgendwo sieht er Selbstfahrlafetten stehen. Stockschwingend befiehlt er den Besatzungen: „Folgt mir, ihr seht hier ja nichts!" Dann marschiert er vor den Geschützen auf den Feind los und weist die schweren Waffen ein. Zwei schwache Füsilier züge, die ein Dorf sichern, unterstellt er sich als infanteristische Stoßkraft und greift den Feind an. Trotz starben feindlichen Feuers bleibt der Angriff unter seiner mitreißenden Führung in Fluß. Er erzwingt einen Einbruch und vereitelt den Durch- durch der Bolschewisten, die drohende Umfassung der Division und die gefährliche Abschnürung der wichtigen Straße. Diese wenigen aus seinem reichen soldatischen Leben her vorleuchtenden Beispiele kennzeichnen den General. Seine tapferen Grenadiere haben den Namen vom „Eisernen Genc- ral" geprägt und sie haben es in den Gefechten und Schlachten bewiesen, daß hinter einem eisernen General auch jederzeit ein« eiserne Division steht! t Weihnachtsabend in der Russenkate. ff Die Sanitäter hatten den Funker auf das wackelige Holzbctt gelegt. Er schien zu schlafen. Als jedoch der Alt« neues Holz in den großen Hausofen schob und di« aus den Fcuerungslöchcrn schlagenden Flammen seltsame, tanzende Zieren an die wcißgetünchte Decke zauberten, schlug er die Augen auf. Er weiß nicht mehr, wie lange dos Geschehen zurückliegt. Schwer lassen sich die wirren Gedanken ordnen, und erst allmählich steigen vor ihm die Bilder des Vormittags wieder auf. Am frühen Morgen waren sie mit ihrem Panzer d«n befohlenen Angriff gefahren. Plötzlich wuchs unmittelbar ireben dein Nachbarpanzer die riesige Fontäne vom Einschlag einer schweren Granate auf, und als sie die Sicht wiedbr frei gab, lag der Kampfwagen bewegungsunfähig mit aufgeriffener Seite still. Nichts regte sich mehr, und doch wollten di« Panzer» männer Gewißheit über das Schicksal ihrer Kaine roden haben. Der eigene Panzer mußte weiterschießen, und so konnte der Funker den schweren Gang wagen. Noch bevor der Komman- dant einen Befehl aussprach, hatte der schon um die Erlaubnis gebeten und sich aus der Luke geschwungen. Mühsam mußte er sich an das Wrack heranarbeiten. Fahrer, Funker und Richt schütze — alle schwer verwundet — konnte er noch retten und in eine nahe Senke schleifen. Als alle in Sicherheit waren, ging er den Weg noch einmal, um di« Toten wenigstens nicht verbrennen zu lassen. Es sollt« ihm nicht mehr gelingen. Wieder zischte es heran, und b«vor er noch Deckung suchen konnte, bohrten sich die Splitter in seine linke Seite, in den Arm und den Oberschenkel. Fast ein« halb« Stunde lag er hilflos in der beißenden Kälte, bis endlich der herbeigerufene Sanitätspanzer auch ihn auffand. Nüchtern und deutlich, als sei er vollkommen unbeteiligt gewesen, waren die Bilder wivder vor ihm erstanden. Er sinniert weiter, daß das so kurz vor seinem Urlaub passieren mußte! Und dann beginnt er plötzlich zu rechnen — vor fünf Tagen war der 19., heute ist also Heiliger Abend! Doch da poltert es an der Tür. Selige Hand tastet noch der Pistole, die ihm der Sanitäter vorhin neben der Kerze auf den Stuhl gelegt hat. Der Alt« schlürft zur Tiir und läßt die späten Gäste ein. Es ist die Besatzung eines Panzers! Dick vermummt, vom Schnee bedeckt und vorsichtig Päckchen tragend, versuchen sie leise aufzutreten. Einzeln kommen sie an sein Lager, drücken ihm wortlos die Hand. Während die anderen schweigend umherstehen, macht sich der kleine Ladeschütz« an dem wackligen Tisch zu schaffen und enthüllt sein Paket, das ein kleines, wohl eben erst gehauenes Tännchen birgt. Der Schnee glänzt noch auf den Zweigen und ringsum stecken, mühsam mit Leukoplast festgewickelt, die kleinen Lichter, die sie nun entzünden. Die Augen des Verwundeten glänzen feucht, ihm ist plötz lich, al» lag« er nicht mehr hilfslos in einer weltfernen Russen kate, sondern erlebe ein Weihnächtsfest wie früher. Ganz leise, auf einer Ziehharmonika gespielt, klingt ein uraltes Weih nachtslied auf, und so innig wie jetzt haben sie ihren Fahrer noch nie spielen hören. Dann treten sie wieder an das Bett, und diesmal sind sie vielleicht noch verlegener als vorhin. Jeder bringt ihm ein kleines Geschenk: das kleine Buch mit den lustigen Geschichten, das'im letzten Paket des Komman deurs lag, das geschnitzte Modell ihres Panzers, das der Richt schütze eigentlich mit in Urlaub nehmen wollte, eine Mund harmonika, die bereits ein Weihnachtsgeschenk für den Fahrer war, und die große Packung Zigaretten, die Weihnachts- zigaretten der gesamten Besatzung, die der Ladeschütz,e der sonst nichts hatte, geben, darf. Wie verabredet ertönt dann gleich wieder ein altes Hei- matlivd, sie wollten ihrem Funker das Danken ersparen. Die frohen Blick« und die strahlenden Augen — sind sie nicht mehr als alle Worte? In den kleinen Raum scheint der Friede eingekehrt zu sein. So sitzen sie wie Kinder und lauschen und freiten sich der gelungenen Ueberraschung, bis plötzlich laut an die Tür ge klopft wird. Unwillig ob der Störung fragen sie, was los sei. „Alarm! Alles sofort fertig machen!" ist die Antwort des Melders. Jäh ist die frohe Stunde zu End«. Sie drücke» dem Kameraden noch einmal die Hand und sind schon draußen. Der Luftzug von der offenen Tür bringt schneidende Kälte mit. Noch einmal flackert der Aerzenstumpf und erlischt zischend. ^-Kriegsberichter Richard Oeder.
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