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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191202234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19120223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19120223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-23
- Monat1912-02
- Jahr1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.02.1912
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Der Anschlag ans die deutsche «esandtschast i» Haag. Dempers, der einige Fensterscheiben der Haager deutschen Gesandtschaft zertrümmert hatte, ist sreige lassen und über die Grenze gebc^chl worden, da er ein mittelloser Ausländer ist. Sein Borgehen, die Beleidigung eines fremden Diplomaten, rechtfertigt nicht eine Präsentationshaft, doch schließt seme Freilassung nicht seine weitere gerichtliche Ver folgung aus. Das englische Landheer. In der Besprechung des Heeresbudgets im Oberhaus erklärte der Kriegsminister, daß nach An sicht maßgebender Persönlichkeiten das britische Heer ebenso gut ausgerüstet sei, wie jedes andere in der Welt. Die englischen Feldgeschütze seien den deutschen weit überlegen. (!) Die eng lischen Haubitzen seien die besten in der Welt. Es seien auch Versuche im Gange, ein neues Gewehr modell einzuführen. Wenn die Erwartungen zu träfen, würde dieses das beste der Welt sein. — Wie kanns denn anders sein: England und nicht „alles vom besten"? Die „Johanna der Wüste". Ein englisches Blatt veröffentlicht eine phan tastische Schilderung der Wiedereroberung von Gargaresch durch die Türken. Es heißt da u. a.: An der Spitze der Wüstenkricger flog mehr als sie ritt auf einem schwarzen Pferde eine schlanke Frau in einem braunen Gewand, die keine Waffe trug, die aber mit ihren wilden Gebärden und ihrem schrillen Geschrei die Männer zu tollkühner Tapferkeit anreizte. Sie war fast schwarz von An gesicht, eine vollblütige Sudanesin. Diese Johanna der Wüste war die erste, die mit ihrem Schlachtroß über die Schanzen von Gargaresch hinwegsetzte. Ehe die letzten Schanzen genommen wurden, hatte ein Granatsplitter ihr Hand und Arm zermalmt, aber sie erhob das blutende Glied drohend gegen die Zaghaften, die vor den italienischen Kanonen zurückscheuen wollten, und höhnte, sie möchten doch zu den Kindern in die Zelte flüchten. Sie blieb auf dem Kampfplatz, bis die Italiener die Flucht ergriffen, und ist heute die Heldin im Lager von Senati Beni Adhem. Eine neue englische Klottenbasis. Die englische Regierung beschloß, die neue Flottenbasis für ihr drittes Ueberseegeschwader in St. John (Kanada) zu errichten. Die an das Parlament gerichtete Kostenforderung beträgt -15 Millionen. Spionage? Wie „Aftenposten" erfahrt, ist ein Matrose des in Christiani» ankernden englischen Kanonen bootes „Foschound" unter' Bewachung mit einem heute abgehenden Wilson-Dampser nach Hull geschickt worden. Wie das Blatt weiter mitteilt, soll es sich um einen in England naturalisierten Deutschen handeln, der der Spionage zugunsten Deutsch lands beschuldigt wird. Europäermordc in Marokko. Eine Gruppe Abtrünniger der Zemmurs und Ghaians griff ani 17. Februar bei Suk el Arba in der Nähe von Melines in Zentralmarokko einen Zug mit Nahrungsmitteln an, tötete drei eurv- väische Händler und plünderte die Karawane. Darauf machten sie die senegalesische Wache des Postens von Krerrassel nieder. SLcklrlcder l-anätag. Erste Kammer. Dresden, 21. Febr. Die Kammer erledigte heute zunächst die dem Rechenschaftsbericht anhängeuden, die Aus gaben und Reservate des außerordentlichen Staats haushaltsetats auf die Finanzperiode 1908/09 betreffenden Uebcrsichteu und genehmigte nachträg lich die Etatsübcrschreitungen bei verschiedenen Eisen bahnbauten, z. B. bei den Bahnhossumbnnten in Eger, Borna, Greiz und Siegmar. Es wird ferner nach dem Vorgänge der Zwei ten Kammer den Anträgen der zweiten Deputation gemäß beschlossen: die Petition der Gemeinde Dohma um Weiterführung der Pirna-Dvhmaer Se kundärbahn nach Dux sonne das Gesuch des Ge meinderates zu Weißbach bei Wiesenburg um Errichtung eines Personenhaltepunktes daselbst auf sich beruhen zu lasten, ferner die Petition der Stadtgemeinde Freiberg um die Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn oder einer elektrischen Bahn von Freiberg nach Hainichen der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Sowohl die Petition der städtischen Kollegien zu Waldheim, eine Beschleunigung der Erweiterung des Waldhermer Bahnhofes betreffend, als auch die jenige der städtischen Kollegien zu Rochlitz um Be fürwortung baldigster Ausführung des Umbaues des Bahnhofes Rochlitz werden der Staatsregierung in dem Sinne zur Kenntnisnahme überwiesen, daß für diese Bahnhossermeiterungen im Etat der Finauz- periodc 1914 15 Mittel vorgesehen werden. Nächste Sitzung morgen mittag 12 Uhr. Ta gesordnung : Einnahmen der allgemeinen Kassenver- waltung. Bewilligungen für Eisenbahnzivecke. Säckllsckes. Hohenstein-Ernstthal, 22. Februar 1912. Wettervoraussage der Königl. Sachs LandeS- Wetterwarlo zu Dresden. Kür Freitag: Ostwind, aufhciternd, kälter, trocken. 23. Februar: Tagesmittel Z-O,3°, Morimuw i 2,5 ", Minimum — 2,9 st Meld«»« vom Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittenbahn dis in die Täler, starker hwgwchaltcnder Reif und Rouhfrost. —: Der hiesige W i n t e r s p o r t k l u b beging gestern in schöngelungener Weise im Berggasthaus die Feier seines Stiftungsfestes. Das Ver ¬ gnügen, bei dem dem Tanze gehuldigt ward, nahm den denkbar besten Verlauf, zumal die Teilnehmer vom Bergwirt in anerkennenswerter Weise bewirtet wurden. Herr Vorsteher Hofmann begrüßte die Er schienenen in einer kurzen Ansprache Der Verein, dec in letzte Zeil einen erfreulichen Mitgliederzu wachs erhielt, aber auch noch viele neue Mitglieder gebrauchen kann, wenn er seine Ziele verwirklichen will, plant, sobald sich in diesem oder im nächsten Jahre dazu Gelegenheit bietet, ein Winter - s p o r t f e st, zu welchem bereits jetzt auswärtige Sportfreunde ihre Beteiligung zugcsagt haben. — Die Bereinsvorstände usw. seien hiermit daran erinnert, daß infolge der seit vorigeln Jahre eingetretenen Verkürzung der geschlossene n Zeit vor O st e r n diese im lausenden Jahre erst am 28. März beginnt. Zur Abhaltung aller Arten Vergnügen ist es also bis mit 27. März Zeit. . — Das sächsische Ministerium des Innern hat die Verwaltungsbehörden angewiesen, es möglichst zu verhindern, daß die k o m m analen Elektrizitätswerke durch Kaus oder Pach tung in die Hände der elektrischen Großindu - st r i e geraten. Es sei damit die Gefahr verknüpft, das; das Land innsichtlich der Stromversorgung in die Abhängigkeit von einigen privaten Großunter nehmern gerate. Eine solche Abhängigkeit werde sich im Laufe der Zeit sehr drückend gestalten kön nen. Das Ministerium wolle das Selbstverwat- tuugsrecht der Gemeinden in keiner Weise beschrän ken, aber es wünscht, daß die Gemeinden dieses Recht auch gegenüber dem privaten Unternehmertum verteidigt. — Lehrlinge, die aus der Lehre l a u seu , gehören heutzutage nicht zu den Sel tenheiten. Die .Herren Jungens find oftmals schon so überklug, wenn sie aus der Schule! entlassen werden, daß ne eine energische Zurechtsetzung von feiten des Lehrherrn nicht vertragen können; haben sie in ihrer Ansicht noch gar „zu Hause" etwas Unterstützung, dann ist schwer mit diesen jungen „Herren" fertig zu werden; oftmals reißen sie ein fach aus. Der Meister schützt sich in der Regel dadurch, das; er im Lehrvertrag eine Entschädigung ausbedingt, die der Vater des Lehrlings zahlen muß, wenn sein Sohn unbefugt und ohne begrün dete Ursache die Lehre verläßt. Nun hat neuer dings das Gericht entschieden, das; der Meister ei nes entlaufenen Lehrlings in jedem Falle eine Ent schädigung fordern könne, also auch dann, wenn diese kontraktlich nicht vereinbart sei. In dem Falle trete nämlich der Paragraph 127 der R.-G.-O. in Wirksamkeit, wonach der Meister berechtigt ist, für jedem aus den Tag des Vertragsbruches folgenden Tag der Lehrzeit, höchstens 0 Monate, die .Hälfte des in dem betr. Handwerke ortsüblich gezahlten Geselleulohnes als Entschädigung zu beanspruchen. — Zum Ankauf des I a h nhauses i n Freyburg durch die Deutsch e T u r n e rschaft nimmt der Vorsitzende, Geh. Sunitätsrat Dr. F. Goetz-Leipzig, eine andere Stellung ein als die Turngenossen, die eine Erwerbung befürworten. Dr. Götz verweist aus die von der Den sichen Tur- ncrschaft in Frenbnrg errichteten Erinnerungszeichen an den Turnvater und neigt der Ansicht zu, daß die Erwerbung des Jahnhaus?s zu große finanzelle Opfer bedinge. Für die verlangten 80 000 Mark lassen sich andere praktische Ziele im Geiste JahnS erreichen als der Ankauf eines entstellten Hauses, das, richtig nbgcschätzi, nicht den halben Wert der verlangten Summe hat. Infolge des Erstarkens und der steigenden Ausbreitung der evangelischen I u g e n d b c w e - g u n g haben ihre Führer den Entschluß gesaßt, die Jugeudgruppen, die in den dem Landesverband evangelischer Arbeiier-Vereine im Königreich Sach se» angeschlosseneu Vereinen bestehen, zu einem zentralen Ingendbund der evangelischen Arbeitervereine Sachsens zusanunenzuschließen. Man hofft, durch die'c zentrale Organisation die gemein nützige nationale Arbeit ans diesem wichtigen Ge biete ersprießlicher und wirksamer gestalten zu können. Am !. April 1912 tritt eine neue M a ß- u u d G ewiÄtsordn n n g in .Kraft, die im Lande zu verschiedenen Umwälzungen Anlaß geben Wird. Vis' znm Jahre 1893 war das Eichweieu in Sachsen den einzelnen Gemeinden überlassen geblie ben; da diese nur zu ungenügender Kontrolle aus- reichteu, führte Sachsen in diesem Fasire fünf Staatseichämtcr ei». Hierdurch wurden die sich bis dahin ergebenden Unsicherheiten und die stets als lästig empsnudeue Polizcikoulrolle zwar eingeschränkt, bei dm Nacheichungtu wurden aber trotzdem immer hin noch 33' , v. -H. falsche Maße sestgeslellt. Die Regierung mußte deshalb an Mittel und Wege den ken, diese, ivie angestellte Berechnungen ergeben ha ben, sowohl Raufer als Verkäufer schwer treffen den Unregelmäßigkeiten auszurotten. Zu diesem Zwecke wird von ihr eine Ausführungsverordnung erlassen werden, die das Eichwescu in Sachsen in 3t Eicbbczirte teilt. Die Eichfrist, die sich auf drei Jabre erstreckte, wird durch die neue Ausführungs verordnung auf zwei Jahre herabgesetzt werden. Als bedeuieude Neuerung ist in das Gesetz nun auch die Bierfaß-Eichung ausgenommen worden. Sämtliche Brauereien und kleineren Biererzcngcr müssen jetzt die Bierfässer eiche» lassen und auch der Nacbeichltng zur Verfügung stellen. Die Ge bühren dafür werde» für das Hettoliierfas; 30 Pfennig betragen, und da in Sachsen etwa eine Million Fässer in Benutzung stehen, somit dem Staate eine periodische Einnahme von 300 000 Mk. ermöglichen. Nm der heimischen Brauerei-Industrie jedoch durch die Eichung keinen materiellen Schaden erwachsen zu lassen, wie er sich bei der kurzen noch zur Verfügung stehenden Frist und der bekanntlich gerade in den Frühlingsmonaten besonders starken Versaudtätigkeit der Brauereien als natürliche Folge ergeben Müßte, beabsichtigt die Regierung, für die ses Gewerbe die Ncbergangszeft bis zum t. Ja nuar 1913 zu verschieben. Der Landesverband Evangelischer Arbeitervereine für das Königreich Sach sen bat dem sächsischen Landtag eine Eingabe >»n Einführung der allge m einen Bolts- s muie mit unentgeltlichem Unterricht uulercrcuei. Für die allgemeine Volksschule macht die Petition folgende Gründe geltend: Die Gliederung der Volksschule schon in den Elemeniarklassen wecke in den Kindern schon srühzeitig das Bewußtsein der Staudesunterschiede und mache sic empfängUch für den Klasteuhaß, ferner bringe sie für die Angehöri gen der niederen Stände ein Gefühl tränkender Zu rücksetzung mit, da ihren Kindern der Weg zur hö heren Bildung versperrt sei. Die allgemeine Volks schule werde also sozial ausgleichercd wirken. — Der Landesverband Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen hält am 9. lind 10. März d. I- seine I a h res- ha u p t b e r s a m m l tt n .g in Wilsdruff ab. Jin Mittelpunkte derfelben steht ein Vortrag des Herrn Shndikns Dr. Stresemann über das Thema „Aufgaben der Zeit". - Auch soll über die neuen/ Laudesverbandssatzungen Beschluß gesaßt werden. — Am 21. und 28. Januar saud in Dresden und Leipzig je eine Bersammlung statt, wozu alle D a ch decke r m e i st e r Sachsens Einladun gen erhalten hatten. Hierbei ist beschlossen worde», in den Aciitshanptmannschaften, in denen noch keine Organisation für das selbständige Dachdeckergewerbe besteht, eine solche in die Wege zu leiten und diese dann gemeinsam mit den schon bestehenden Innun gen und Arbeitgeberverbänden für das Tachdccker- gewerbe zu eurem Landesverband zu' vereinigen. Dieser wieder >oll dem Z e n 1 r a l v e r b a n d deutscher Dachdeckermeister, dem auch jetzt schon ein zelne Innungen angehören, angeschloffen werde». Die gesamte Werbearbeit habe» die Vorsitzenden der Innungen imd Arbeitgeberverbände für das Tack- deckergewerbe zu Dresden und Leipzig übevnommen. — Am Sonntag hat in Braunschweig, dem Festorte für das diesjährige 15. Deutsche B u » d e s k e g e l >i, eine Borstandsschung des Deutschen Keglerbnudes stattgefunde», um u. a. die Feststadt für das im Jahre 1914 abzuhaltende 16. Bundestegelii zu bestimmen. Beworben hatten sich Berlin und Chemnitz. Man wählte Berlin und beschlaft, daft das 17. Deutsche Bundeskegelfest Leipzig oder Chemnitz zufallen solle. Ter Sitz des Deutschen Keglerbnudes ist bekanntlich Dresden. — Zur erfolgreichen Bekä in pfnng der O b st ba u m s ch ä d l i n g e fRaupen und Blutläuse) ist die jetzige Jahreszeit besonders geeignet. Mit Rücksicht auf das vvrhaudeue volkswirtschaftliche Interesse an der Vertilgung dieser Schädlinge wer den die Besitzer von Obst- und Fruchtbänmen durch die Behörden unter Hinweis auf die gesetzliche Ver pflichtung und die im Weigerungsfälle angedrohten Strafen angehalten, auf ihren Grundstücken die er forderlichen Vernichtungsarbeiten vvrzunehmen. —: Die gegenwärtige Zeit des Vorfrüh lings kündet die Aufivärtsbewegung in der Vege tation an. Jedes Ding in der Natur hat seine wichtige Bestimmung, auch wenn au seiner reizen den Unscheinbarkeit fröhliche Gemüter ihr Ergötzen haben. So die schneeigen Kätzchen der Sal weide. Sie schimmern an den Flußbetten und schauen schüchtern in die Welt, diese Waisenkinder der Flora. Wie ein Vorwitz scheint uns diese frühe Entfaltung und doch haben »e nicht spaßhalber die enge Knospe gesprengt, um zwischen Schnee und Regenwetter, oder einem grießgrämlichen Sonnen schein ein zweifelhaftes Dasein zu führen. Zahl reiche nützliche Insekten werden von der gelinden Temperatur im Vorfrühliug geweckt. Die Tiere des Waldes, die im Winterfrosl darbten, treten jetzt Nahrung suchend ans die Fluren. Doch da sprießt noch kein Gras. Feucht und faul ist die Erde uud bildet den Humus, der das schlummernde Leben fördern soll. Und unch nur düuu fit die Schicht der aufgetaiueu Erde. Tiefer unter dem feuchten Boden ruht noch winterliche Starrheit. Da sind den hungernden Tieren die Kätzchen der Salweide gerade recht und die Insekten lassen sich im weichen, weißen Fell bald häuslich nieder. Ein frühes Leben pulsiert da unbemerkt und bahnt die sommerlichen Wege an. Doch nun kommt ein fröhlich Völklein aus Stadt nud Land. Die Kätzchen schauen gar so unschuldig drein und jedermann mochte sich ein Zeichen des Vorfrühlings an den Hut stecken und sich freudig als Ausflügler damit legitimieren. Und so werden die schlanken Weiden abgebrochen. Markt- "eute bringen sie sogar in Bündeln nach dec Stadt. Und es ist recht trüb, daß die kleinen Ticrlein hun gern müssen, damit nur uns einen Busch ins Hut band schieben können, oder in den Fenstern die Weidenkätzchen müßig trocknen taffen. Und schließ lich : jedes Ding sieht am schönsten ans, wo es hin- gehörr. Eine Blume im Feld ist herrlicher, als zehn welke in unnötigen Knopflöchern. — W a n n soll man A pfelsinen essen? In Spanien gibt es ein Sprichwort über den Ge nuß der Orangen: „Früh Gold, mittags Silber, abends Blei." Am dienlichsten sind diese saftigen Früchte f r ü h nüch 1 er u, niemals aber sollte mau sie als Nachtisch verspeisen, denn dann sind sie eber nachteilig als zuträglich. — W ü st e n b r a u d, 21. Febr. Eine recht uuangenehme Ueberraschung wurde den hiesigen Einwohnern zuteil. Die ueu erschieuenen Steiier- zettel brachten zu den ohnehiu schon hohen Gemeinde- anlagen einen Zuschlag vou 25° o. Dieser Zuschlag wirkt, besonders bei der jetzigen Neuerung, recht empfindlich. — Wüstenbrand, 22. Februar. Morgen Freitag, vormittag '/jZ l Uhr, sollen hier 1 Motor rad, 2 Fahrräder, ll Lenkstangen, 7 Radfelgen, 1 Vorderrad und 1 Waschmaschine versteigert wer den. Rieterversammlnng: Pohlers Restaurant. —w Wüstenbrand, 22. Febr. Fm Mittel punkt der am Souiiwg, den 25. Febr., abends 6 Uhr, swttfindendcn musikalischen Vesper steht das Vater unser 17 Gedichte von Aug. Mahlmanns, dessen .Ausführung Herr Lehrer Max Saune freundlichst -übernommen hat. Der Eintritt ist, wie immer, frei. — Oberfrohna, 21. Febr. In der Ap- pretiuaiistalt oo» Roberi Fischer hterselbst kam heule ..„cymftl i» ^ cr ^coelter m mc ^cmeuocr- maschtue mW verunglückte so schwer, daß ec lurg« Zeit darauf starb. Es war ihm von der Maschine der reckte Arm herausgerifsen und der Kopf zer drückt worden. — Lug au, 21. Febr. Der hiesige Geiverve verein hat einstimmig die Auflösung der von ihm seit 9 Jahren unterhaltenen gewerblichen Fortbil dungsschule beschlossen. Die Schule sollte ihre wöchentlichen Unterrichtsstunden abermals erhöhen, was der Verein iin Interesse der Lehrmeister ablehnte, zumal die hiesige allgemeine Fortbildungsschule sich immer mehr den Einrichtungen der gewerblichen angeschlossen hat. Nunmehr dürften beide Schulen vereinigt und in eine gehobene allgemeine Fortbil dungsschule umgewandell werden. — Kirchberg, 21. Febr. Gestern nachmit tag geriet auf der Dorfstrabe ein zweijähriges Mäd chen unter ein Geschirr. Das Pferd trat dem Mäd chen aisi den Leib und fügle ihm innere Verletzun gen zu. — Glauchau, 21. Febr. Die Theater- divektiou Brosch hat die Theatersaisou in Crimmit schau, Glaucha» und Meerane abgebrochen, da dem Unternehmen infolge des andauernd schlechten Be suches die finanzielle Grundlage fehlte. Dem Stadt theater waren von den drei Stadtverwaltungen Subventionen in Höhe von zusammen 2000 Mark zugesproche», die, soweit sie überhaupt sällig sind, zugunsten der Mitglieder des Ensembles Versalien. — Crimmitschau, 21. Febr. Eingebrochen und ertrunken ist auf dem Rittergutsteiche in Fran kenhausen der 6jährige Sohn des Schutzmanns Hering. Schon vor mehreren Jahren ereilte einen Bruder des jetzt Ertrunkene» das gleiche Schicksal. — N i e d e r h a ß l a u, 21. Febr. Früh auf Abwege geraten sind eine Anzahl Schulknabeii, die mit Hilfe von Blechmarken die Automaten hier und in der Umgegend geplündert haben. Ein 13jährigec Schulknabe wurde dabei ertappt; er verriet feine üb rigen Genüssen. — Scheibenberg, 21. Febr. „Führen Sie den Angeklagten vvr", befahl der Vorsitzende des Scheibenberger Schöffengerichts. Stumm ging der Gerichtsdiener, um den Gefangenen, namens Mor genstern, zu holen. Dieser mar aber über Berg und Tal entflohen ans sicherem Gewahrsam. Und sonnt mußte die Verhaudlnng gegen M. auf unbestimmte Zeit vertagt werden Dieser Fastnachts„scherz" dürfte für M noch ein besonderes Nachspiel zeitigen. — Chemnitz, 22. Febr. Das Erträgnis ^es Kinderhilfslages ist noch nicht festgestellt. Aus gegeben wurden etwa 1380 Sammelbüchsen, do« denen bis jetzt 780 geöffnet und ihr Inhalt festge- stcllt worden ist, der sich aus 26 000 Mark beläuft. Die Sammelbüchse« dürften demnach gegen 40 000 Mork ergeben. Hierzu kommt »och das Ergebnis der übrigen Becanstaltiingeii, sodaß sich ein ganz ansehnlicher Betrag ergeben wird, dec dem Opfer- «iin der Chemnitzer Einwohnerschaft ein rühmliches Zeugnis ausstellt. — Ein 14 Jabre alter Schul- kiwvc bat sich in der Wohnung seiner Ettern im Stadtteil Bernsdorf erhängt. Es feklt jeder Grund dafür, weshalb der Knabe die Tai begangen »at. — Grim m -i, 21. Febr. Weil die Schüler der ersten Klasse sich bei der schriftlichen lateinischen Prüfung twtz vorschriftsmäßiger nnd eindringlicher Verwarnung verbotener Hilfsmittel bedient hatte», wurden sie von der weiteren Teilnahme an den Prüfungen znrückgewiesen. Das Kultusministerium hat verfügt, daß die Sittenzensur der Betreffenden herabgesetzt werde und daß sie nicht vor Herbst 1915 zur Wahlsähigkeitsprüfuiig zuzulasse» wie». Es wurde ihueit aber erlaubt, die latemische Prüfung noch einmal abzuleaen nnd mit de» nichtbereiligten Kandidaten die Abgangspcüsungen zu vollenden. Ei» Selbstmordversuch, wie vv» gewisser Seile ge meldet wird, ist nicht erwiesen. Nach allen Anzeichen handelt es sich um einen harmlosen und plumpen Versuch eines Kandidaten, das Urteil seiner Elter» über sei» Vergehen zu beeinflussen. — Dippoldiswalde, 21. Febr. Bürger meister Dr. Weißbach hat die städtischen Kollegien gebeten, ihn aus seinem Amie zu entlassen. Diese haben sich hiermit einverstanden erklärt. Der Rück tritt hängt Zweifellvs mit dem Zusammenbruch öcz. den Unterschlagungen des Kassierers Willkomm bei der Vereinsbank Dippoldiswalde zusammen, deren Vorstandsmitglied Dr. W. ist. — Ziegra bei Döbeln. 21. Febr. Der neun jährige Schulknabe Roßberg fiel in einen Bottich mit kochender Viehtränke »nd starb an de» 'chwere» Verbrühungen. — N o s s e n, 21. Febr. Dem Kicchschulkehrer Robert Müller in Neukirchen, ei» erzgcbicgischer Dialektdichter, weicher früher i» Marbach bei Au gustusburg als erster und dirigierender Lehrer wirkte, wurde für hervorragende Verdienste um die deutsche Turnsache der Ehrenbrief der Deutschen Turner- schaft verliehen. — Dresden, 2 l. Febr. Dem Vernehmen nach werden gegenwärtig Erörterungen gepflogen und Pläne entwarfen,^ wie der hiesige Hauptdahnhos zu vergrößern ist, da er schon jetzt bei starkem An- drnuge de» Anforderungen des Verkehrs nicht mehr ganz entspricht. Die Erörterungen befinden sich noch in den Vorstudien. — Im Jahre 1914 wird in Dresden eine große Ausstellung des deutschen HcnidwerkS, verbunden mit einer Maschinenmisstellung, veranstaltet werden. Dresden, 21. Febr. Wir lesen ig den- „Tr. N.": Unter denen, die dem Faschingstreibcn einmal aus der Nähe zusehe» wollten, befand sich auch der König. In den etwas ruhiger gelegenen Straßen machte er, wie immer in Uniform, einen seiner beliebten Spaziergänge ohne jede Begleitung. Zahlreiche Masten folgten dem Monarchen, doch befleißigten sich alle einer anerkennenswerten Zurück haltung. Ter König schien sich über die Maskerade nnd die Neckereien der Menge zu amüsieren und nahm es anscheinend auch nicht übel, wenn sich hin und wieder ein kleiner Gernegroß einmal mit der Pritsche in mtiider respektvolle Entfernung wagte. Prinz Karneval aber erlaubte sich dem Mo narchen gegenüber einen seltsamen Scherz: I« den zeitigen Nachmittagssttmden hatte der König mit
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