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Uhu
- Bandzählung
- 1924/25, H.1, Oktober
- Erscheinungsdatum
- 1924
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- Ad 9819
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id358216435-192401008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id358216435-19240100
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-358216435-19240100
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Die grosse Flucht
- Untertitel
- Novelle
- Autor
- Urbanitzky, Grete von
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftUhu
- BandBand 1924/25, H.1, Oktober -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis XIX
- WerbungWerbung XX
- ArtikelDer "Uhu" 1
- ArtikelDie grosse Flucht 2
- ArtikelKörper-Moden 12
- ArtikelAnonyme Briefe 25
- AbbildungDer neue Anzug 29
- AbbildungGesellschaftliche Lügen I: "Welch freudige Überraschung....!" 30
- ArtikelDer Typ 31
- ArtikelTypen der Film-Schönheit: 37
- ArtikelDa lacht der Uhu! 45
- ArtikelIn 10 Jahren vom Banklehrling zum Finanzherrscher 46
- ArtikelAbrechnung 49
- ArtikelCeylon 57
- ArtikelWas soll man tun? 61
- ArtikelDer Optimist 63
- ArtikelDie klugen Seelöwen 64
- ArtikelSpuk 71
- ArtikelSan Marino 76
- ArtikelHand und Charakter 85
- Artikel"Unmöglich, Herr Stern...!" 88
- ArtikelAus dem Uhu-Album 94
- ArtikelKollegen 96
- ArtikelDa lacht der Uhu! 100
- WerbungWerbung -
- DeckelDeckel -
- BandBand 1924/25, H.1, Oktober -
- Titel
- Uhu
- Autor
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seines Leidens, das er inbrünstig liebt. Aber dennoch, als ich im Wagen blieb, als ich leise über ihre gekrampften Hände fuhr und ihr zusprach, und doch gleich zeitig wußte, daß die Aerzte nun mit der Aethermaske kommen mußten, um ihren Widerstand zu brechen — da war jäh der wahnsinnige Wunsch in mir, etwas gegen diese Männer zu tun, deren Antlitze Unge duld und leisen Triumph verrieten, den Wagen anzukurheln, davonzufahren. Das alles war die leidvolle Ewigkeit einiger Mi nuten. Ich kannte meine Pflicht, ich blieb. Dann drang der süßliche Geruch des Aethers in den Wagen — Helene wehrte sich verzweifelt, dann erstarb ihr Wider stand, sie begann zu schreien, langgezogen und schrecklich, wie ein Tier. Man hob sie aus dem W'agen. Ich taumelte, als ich aus dem W'agen stieg und sehen mußte, wie man sie auf einer Bahre hin auftrug- — die kühle Luft tat mir gut. — Dann hörte ich ihr Schreien nur noch von ferne, aus einem Fenster der Anstalt brach kühles, weißes Licht. Ich fühlte eine leichte Hand auf meiner Schulter und sah auffahrend in das bär tige Gesicht des Psychiaters. ,Sie sind blaß, Herr Kollege/ meinte er gütig. ,Sie haben das wohl zum erstenmal erlebt?“ Ich nickte nur, sprechen konnte ich nicht. ,Das sind die schlimmsten Fälle in unserer Praxis,“ fuhr der alte Herr fort, ,wenn die Men schen ihr Ich fortwerfen wie eine Last, wenn sie das Göttliche der freien Willens- beslimmung hingeben für den Rausch, den eine Droge gibt. Ich verstehe Sie, es ist nichts schwerer, als einen Menschen — und zudem einen, dem man näherstand, so behandeln zu müssen, wie einen, der selbst nicht über sich verfügen kann.“ Ich fröstelte in der kalten Luft und sah for schend zu dem erleuchteten Fenster hin auf, aus dem nur noch vereinzelt schrille Schreie drangen. .Jetzt wird sie bald Ruhe geben“, krähte eine junge Stimme, und ich sah die Bril lengläser des Anstaltsarztes funkeln. Im roten Schein einer Zigarre leuchtete ein verkniffenes, höhnisches Gesicht auf. Wü tender Haß würgte mich. Da hatte ich sie wieder gefunden, jene Spezies Arzt, der man immer wieder begegnet: den Miß ratenen, dessen Triumph es ist, daß Men- schen leidend unter seine Macht kommen. Aber schon war das häßliche Gesicht wie der im Dunkel verschwunden, der Psych iater nahm mich unter den Arm und führte mich zu dem Wagen. Ich erinnere mich fast an jedes W'ort, das er damals auf der Rückfahrt durch die dunklen Landstraßen mit mir sprach, und es war die Stunde, in der ich erkannte, was es heißt, ein Arzt zu sein — im letzten, im wesentlichsten Sinne. Es ist mehr noch ein Kampf um die Seelen, um den einen Funken, wissen Sie. Denn alles ist Krankheit, was das Ich verschütten will — wir kämpfen gegen den Teufel und seine Macht, ohne Scheiter haufen und Bann — und manchmal sind wir Sieger.“ Der junge Arzt schwieg und plötzlich herrschte Schweigen an dem Tisch in der Ecke. Dann begann wieder der Landge- ricbtsrat zu sprechen. „Auch ich kann Ihnen einen Beitrag zu diesem Thema lie fern, und meine Geschichte hat den Vor zug, daß sie hier in unserer Stadt spielt, daß sie in den letzten Tagen ihr Ende fand.“ „Sie sollten nicht so viel rauchen,“ sagte der Arzt zu dem Ingenieur, der jäh verwirrt aus seinen Grübeleien auffuhr. „Verzeihen Sie,“ sagte der Arzt leicht hin, „es fiel mir nur auf.“ „Hier sind wir nicht im Beruf“, gab der Ingenieur verstimmt zurück. Der
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