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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.08.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130817027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913081702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913081702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1913
- Monat1913-08
- Tag1913-08-17
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2 on 3 Lß LL LKL -n x: L -§«- § tz « L 's-.:« «. «>!S WÄ allein, — mein« Nerven vertragen derlei quälende Fragen nicht/ „Arme Freundin! Wenn Sie wüßten, wir ich Sie bedaure. Könnte ich Ihnen nur helfen/ „Sie helfen mir, wenn Sie mich allein lassen/ „Gut, ich gehe. Soll ich Ihnen nicht den Schiffsarzt senden?" „Nein, niemand, ich brauche niemand/ Käthe mußte wohl oder übel alles weitere für dies mal aufgeben. Sie ging, und sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprang Hertha auf und schob den Riegel vor. Das wollte sie fortab immer tun, um wenigstens hier vor Unberufenen gesichert z» kein. Ah, wenn das so fortging, wenn die Andere es nicht aufgab, sich ihr als Freundin aufzudrängen, sich auf die Ratgeberin und Vertraute zu spielen, dann mußte es wohl eines Tages zu einem Krach kommen! Dann mußte sich der Gatte entscheiden: entweder fort aus dieser bedrückenden Nachbarschaft, — oder sie ging allein. Und vorausichtlich blieb ihr nur das letztere übrig, denn er lag ja ganz in den Fesseln KätheS; daS mußte all« Welt sehen und be sprechen. Macht« er dann dableiben und vielleicht das Glück finden, das si« ihm nicht zu geben vermochte! Als Käthe sich wieder den Reisegenossen anschloß und neben Frankenburg Platz nahm, sagte sie leise: „Ich war bei Ihrer Frau und habe mir die Über zeugung verschafft, daß sie ernstlich krank ist, — gemüts krank. Das darf nicht so leicht genommen oder vernach lässigt werden/ Er nickte. „Sie haben recht. Sobald wir zurück kehren, werde ich Anstalten treffen, sie in einer Heilanstalt unterzubringen. Ich glaube, das ist der einzige Weg, der mir übrig bleibt/ 16. Kapitel. Die Tage vergingen im Fluge, und ehe man sichs versah, war man in den Eisregionen angekommen. Alles war auf Deck versammelt, und auf den Mienen der meisten zeigte sich ein Ausdruck von feierlichem Ernst beim Anblick dieser toten, fahl beleuchteten Natur, die hier für immer erstarrt schien. „Es ist, wie wenn wir am Sterbelager unserer alten Erde stünden", sagte Herr von Krügern, der neben Hertha stand. „Welch schreiender Kontrast für einen, wie ich, der aus den Regionen der üppigsten Vegetation kommt!" „Ja, es ist zum Sterben traurig", versetzte Hertha. „Eine Woche hier — und der Gedanke an Selbstmord könnte einen nicht mehr verlassen." „Glauben Sie? Ich weiß nicht, ob das zutrifft. Die Forscher, die hier ihr Leben gelassen, haben immer ver zweifelt mit dem Sensenmann gekämpft, ehe sie unter lagen. Keiner hat den Wunsch empfunden, an sich selbst Hand anzulegen/ „Weiß man das? Wieviele sind hier verschollen, ohne daß man je erfahren konnte, wie und wodurch sie um- gekommen sind! Vielleicht hat so mancher in einem An fall von Verzweiflung das Amt des Sensenmannes selbst übernommen." „Auch möglich. Begreiflich wäre «s, wenn man so einen Kameraden nach dem anderen hinsinken sieht, und endlich als Letzter in dieser Eiswüste übrig bleibt. Es muß zum Wahnsinnigwerden sein. . . Übrigens ist es in der anderen Wüste, in jener, die ich vor einem Jahre durchquert habe, nicht besser, wenn man auch blauen Himmel und lachende Sonne über sich hat. Da kann ich aus Erfahrung sprechen, denn auch ich war damals nahe daran, die letzt« Tai der Verzweiflung zu begehen. In solchen verlassenen Gegenden schließt man sich eben zuweilen so sehr an einzelne Menschen an, Laß man mit ihnen ganz und gar eins wird. Man wird ein ganz anderes Ge schöpf, bei dem die Eigenliebe verschwindet, und die reine Nächstenliebe zu höchster Entwicklung gelangt." Er blickte eine Zeit lang vor sich hin, dann sagte er plötzlich: „Es ist das die traurige Erinnerung, von der ich Ihnen neulich sprach." „Dazu stimmt gerab« die jetzige Umgebung", versetzte sie. „Kommen Sie", und sie wies nach dem Deck, wo man ungestört plaudern konnte, da alle Passagiere an der einen Bordseite zusammengedräwgt standen. Krügern folgte ihr und ließ sich an ihrer Seite nieder, Er fuhr sich mehrmals mit der. Hand über Li« Stirn und begann sodannr „Mein dreijähriges Exil auf dem Kriegsschiff, daS zum Schutz unserer Interessen in Ostafrika stationierte, ging seinem Ende zu. Ehe ich Afrika vielleicht auf immer verlieb, wollte ich doch gern etwas mehr von dem Lande sehen, als mir bisher bei unserem strengen Dienst ge stattet worden war. Ich erbat und erhielt einen drei monatlichen Urlaub zu Forschungszwecken — natürlich auf meine Gefahr und Kosten. Mein Ausgangspunkt war Sansibar, wo ich Träger anwarb und auch ein paar Kerle, die nach dem Muster unserer alten Landsknechte für Jeden zu haben sind, vorausgesetzt, daß er baren Sold zahlt. Mein erstes Ziel war die Hochlandgegend des Kilima-Ndsarv, jener DistE wo kurz vorher die Expedition der österreichischen Freilandgesellschaft zum Scheitern gekommen war. Von dort gedachte ich weiter nördlich zu dringen, nicht etwa, um neues zu entdecken, sondern einfach um ein wenig Umschau zu halten und sagen zu können, ich habe doch mehr von Afrika gesehen als die bloße Küste. Am Abend vor dem Aufbruch ließ sich ein Fremder bei mir anmelden, der mich dringend zu sprechen wünschte. Ich lieb ihn eintreten und er stellte sich als einer der ver sprengten Kreiländer vor, der von meiner Expedition gehört I hatte und mich bat, auf seine Kosten daran teilnehmen zu I dürfen. Natürlich erwiderte ich ihm, daß ich keine streng- wissenschaftliche Forschungsreise Vorhalte, sondern nur ein paar Monate in der afrikanischen Wildnis zu verbummeln gedächte. Er meinte, das sei ihm ganz recht so: es frage sich nur, ob ich einen Gefährten annehmen wolle, der einen Teil der Gegend bereits kannte und daher in der Lage mar, mir nützliche Winke zu geben und mir als treuer Genosse zur Seite zu stehen. Der Mann, der sich Pach nannte, hatte etwas, was mich anzog; sein ernstes Wesen lieb darauf schließen, daß er die Sache nicht als bloßen Sport oder als lustiges Abenteuer betrachte; seine Art, ! seine Manieren gaben mir die Gewißheit, daß ich mit meinesgleichen zu tun hatte, und so schlug ich nach kurzer Überlegung ein. Jetzt teilte er mir noch mit, daß auch er einige Träger zur Verfügung habe und außerdem noch einen Begleiter, einen ausgedienten Matrosen, der ebenfalls mit den Freiländern herübergekommen war. Dann verab schiedete er sich, nachdem wir die Stunde des Aufbruchs verabredet hatten. Mir war die Aussicht, die Tour in Gesellschaft eines gebildeten Mannes zu machen, recht an genehm, und ich freute mich des glücklichen Zufalls, der mir den Reisegenossen in den Weg geführt hatte. Am nächsten Morgen, gegen Tagesanbruch, brachen I wir auf. Ich hatte für alle Fälle an den Schiffskomman- i bauten ein« Meldung gesandt, in der ich ihm die Reise- I route, die ich mir oorgezeichnet hatte, und den Punkt , an der Küste, wohin ich zurückzukommen gedachte, mit- teilte; ferner benachrichtigte ich ihn auch, daß zwei Oster- reicher namens Pach und Victorin sich mir angeschlossen i hatten. Ich erlasse Ihnen eine eingehende Beschreibung dieser I Irrfahrt voller Mühsalen und Jammer. Ich möchte so schnell als möglich bei dem Punkte anlangen, von dem ich in unserem Gespräch von vorhin ausgegangen bin. Ich will daher nur erwähnen, daß ich mich nach wenigen Tagen schon mit meinem Kameraden Pach auf das innigste be freundete. Er war auch ein in jeder Beziehung aus gezeichneter Mensch, wie ich in der Folge erfahren sollte, , — nicht allein, weil er mir zweimal das Leben rettete, ! sondern weil ich auch nach und nach Einblick in sein Inneres gewann und mich überzeugte, daß ein braves, . edles Herz in diesem Körper schlug." Der Erzähler hielt inne und nickte wehmütig vor sich hin. „Heute schlägt es wohl nicht mehr! Und was mich besonders bei ihm anzog, war", Krügern lächelte, „nun ja, war ein Stück Romantik, das ihn umschwebte. Andere gehen nach dem dunklen Erd teil, weil ihnen das europäische Licht unbequem geworden ist, ober weil sie in Goldträumen schwelgen und in ähn lichen Idealen der Berufsabenteurer. Dieser war Hierher gekommen, weil thi! etil« unglückliche Liebe aus Europa vertrieben hatte. Doch ein seltener Fall, wie?" „Ja, ein seltener Fall", bestätigte Hertha ernst. „Er war verlobt gewesen, — nicht eben offiziell, sondern wie zwei Menschen, die einander lieben und sich zuschwören, komme was da wolle, nie von einander zu lassen. Mit allen Fasern seines Herzens hing er an jenem Wesen, das für ihn der Inbegriff aller Vollkommenheit
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