GOLF Von HERBERT GUTTMANN D er Golfsport ist leider in Deutschland und besonders in Berlin noch wenig eingebürgert, im Gegensatz zu England und Amerika, wo Tausende öffent licher und privater Golfklubs bestehen, und wo reich und arm mit gleicher Leidenschaft spielt. Bei uns gilt Golf vielfach als ein Reservat für wohl habende Kreise, wird sogar vielfach mit dem sehr teuren Polo (mit Ponys) verwechselt. Ursprünglich hatten wir in Berlin nur den heute noch in Westend bestehenden alten 9-Loch-Platz, von Engländern der hiesigen Kolonie ge schaffen, namentlich aus diplomatischen Kreisen. Hinzu kamen nur wenige Deutsche und die in Berlin praktizierenden amerikanischen Dentisten. Die zahlreicheren Plätze im Ausland, der Schweiz, den tschechoslowakischen Bädern usw. warben neue Interessenten für das Golf spiel. Nach dem Krieg beeinflußten dann die neuen Plätze in Oberhof, Salzbrunn, Köln, Wiesbaden, Bremen, Heiligendamm, Leipzig weitere Kreise, bis Berlin endlich durch die Schaffung des neuen 18-Löcher-Platzes in Wannsee die einer Großstadt würdige Anlage erhielt. Die Schaffung eines erstklassigen Platzes war namentlich auf unserem armen märkischen Sandboden sehr schwierig und mit großen Kosten ver bunden. All das mußte die kleine Golfgemeinde aufbringen, der nur zu un recht nachgerühmt wird, daß sie aus lauter Nabobs zusammengesetzt ist. Eine Statistik ergibt, daß 20 Prozent der spielenden Mitglieder des Klubs nicht zu den wohlhabenden Bevölkerungsschichten gehören. Es war daher unbedingt nötig, dem Klub das Gepräge eines Landklubs zu geben, um weitere Kreise zu interessieren und zur Finanzierung heranzuziehen. Nur auf diese Weise war es möglich, unseren Platz zu schaffen, von dem heute in Amerika und Eng land in den höchsten Tönen gesprochen wird. Große Opfer einzelner haben Platz, Haus und Einrichtung ermöglicht, und meine unangenehme Aufgabe war es, jeden Bekannten und auch Unbekannten so weit zu schröpfen, wie es nur irgend ging. Diese Beschäftigung hat so weit geführt, daß es Zeiten gab, in denen man mir im großen Bogen auswich, aus Angst, von mir angepumpt zu werden. Ich gebe unumwunden zu, daß Golf, solange die nötigen Mittel nicht auf gebracht sein werden, nicht für jedermann als Sport erschwinglich ist, obwohl bei unserem Klub durch das niedrige Eintrittsgeld von 300 Mark neben den Jahresbeiträgen die Möglichkeit besteht, einen ziemlich großen Kreis von Sportliebhabern heranzuziehen, die allerdings die Gefahr in Kauf nehmen müssen, an Sonnabenden und Sonntagen nicht spielen zu dürfen. Seinen Zweck, Pionier für den Sport zu sein und anregend zu wirken, versucht der Klub noch außerdem im Rahmen seiner Möglichkeiten zu erfüllen, indem er den alten Platz in Westend weiter offen hält, wo für einen mäßigen Beitrag jedermann die Möglichkeit gegeben ist, zu spielen. Auch ist geplant, dem Platz in Wann see einen 9-Löcher-Platz anzugliedern, der, wie in Westend, für weitere Kreise bestimmt ist. Auch hoffe ich, daß die städtischen Körperschaften Berlins, die ja in letzter Zeit sehr viel für Sport tun und sehr viel von unserem Steuergeld 3 73