genossen, besonders keine Romanciers .. . Das widert mich an. Die Zucker bäcker mögen ihre Kuchen nicht. Ich kann das Marzipan der ändern nicht essen. Bei meinen eigenen Romanen wird mir schon übel genug. Aber unter den Klassikern? Also da will ich Ihnen meine Bewunderung für Swift, Voltaire und Goethe gestehen. Ich habe sogar den Mut gehabt, Haeckel mit Interesse zu lesen .. .1 Kant und Fichte begeistern mich viel mehr als der selige Gustav Freytag Wenn ich die Wahl habe zwischen „Soll und Haben“ und dem kategorischen Imperativ, so wird mir die Entscheidung nicht schwer. Ich weiß ein paar Stücke von Shakespeare auswendig, denn die Gouvernante, die mich englisch lehrte, als ich sieben Jahre, alt war, war eine frühere Souffleuse vom Drury Lane Theater in London. Was denken Sie vom Völkerbund in Genf? Das ist eine Hagenbeck-Menagerie, wo die in Diplomaten verwandelten Raubtiere Zuckerwasser trinken, solange sie noch keine Gelegenheit haben, sich zu beißen . . ., falls es nicht eine Krippe für die Greise ist, deren sich zu ent ledigen die verschiedenen Staaten den Wunsch haben. Unsere Unterhaltung wird unterbrochen durch eine junge Engländerin, die sich, schüchtern errötend, hineinführen läßt und Dekobra bittet: „Sir.. . Mama hat mir verboten, „La madone des Sleepings“ zu lesen. Aber ich habe heimlich ein Exemplar gekauft und möchte, daß Sie mir eine kleine Widmung hineinschreiben.“ Dekobra nimmt lächelnd die Feder und schreibt: „Für Miß X. diesen Roman, den ihre Mama lesen wird, wenn sie älter sein wird. Maurice Dekobra.“ Verwirrt verläßt uns das junge Mädchen, Dekobra sieht mich an und sagt: „Gentlemen prefer blonds“ ... Ich bin kein Gentleman, weil ich die Brü netten bevorzuge! Sie erinnern sich an die Geschichte vom Herzog von Saint- Simon, den eine große Dame im Jahre 1735 fiagte: „Herr Herzog, lieben Sie die Braunen mehr oder die Blonden?“ Da schwang der Autor der Memoiren seine Tabaksdose und versetzte mit seinem eleganten Zynismus: „Madame, in Kupidos Hause ist die Braune der Keller, und die Blonde der Boden .. . Ich ziehe das Entresol mit einer kleinen Roten vor.“ Da Sie nun bei dem immer aktuellen Thema der Liebe angelangt sind, geben Sie mir Ihre Definition von der Liebe! Die Liebe ist eine geometrische Gleichung mit zwei Unbekannten: dem Mann und der Frau... Uebrigens wird das Buch, das ich noch nicht ge schrieben habe, und das ich schon lange im Schilde führe: „Versuch einer sensualistischen Geometrie" heißen mit einem Anhang: „Vierundzwanzig Lehr sätze der Wollust im Raume“. Meiner Meinung nach tut man Unrecht, die Liebe bald als ein Späßchen für das Chambre separee, bald als eine Elegie in G-Moll für das Allerheiligste der Demi-Vierge zu betrachten. Niemand hat die Geheimsprache Euklids genau verstanden. Man hat seine Postulate in einem Zirkelkasten eingeschlossen. Wollen Sie ein paar wissenschaftliche Definitionen als Wegzehrung für die Reise nach Cythera? 678