AUS ALTE Seht mich hier, blutgerötet, Ja, ich habe sie getötet ruft Don Jose verzweifelt aus und stellt sich mit diesem Ruf in die Reihe seiner Opernbrüder und Opern schwestern. Es ist ganz vergnüglich, eine kurze Streifung durch alte Textbücher zu unternehmen und zu hören, wie der Tenor oder die Heldin Leid und Lust in den schönsten Versen hinaus schmettern. Lord Asthon, Lucia von Lammer- moores Bruder, macht seinem Grimm Luft: Grausam entflammt die Höllenwut, Die Du mir weckst im Herzen! Zu schrecklich tobt schon mit wilder Glut Argwohn in meinem Herzen! Des Hauptes Haare sträuben sich, Es kocht in meiner Brust, ach! So ist von Schuld beflecket, Die Schwester mir beschieden! Helmine von Chezy, die das Text buch zu „Euryanthe“ gedichtet hat, läßt „Adolar schwarz gerüstet“ er scheinen und „Euryanthe in wallendem Haar und in einem einfachen weißen Kleide folgt ihm matt und bebend in öde Felsschlucht.“ Und seine Geliebte durchbohrend ansehend, singt Adolar: Zu oft von Deinen Lippen Hör ’ ich den holden Liebeton. Sirenenlied an Todesklippen, Verstummen auf ewig! N OPERN Euryanthe scheint Gräßliches zu gewahren: Entsetzen! rette Dich! Sieh eine Schlange fürchterlich Wälzt sich herbei durch das Gestein! Hinweg, laß mich das Opfer sein! Lever herrscht Norma gebieterisch an: Magst Du fluchen im Torengrimme; Abscheu weckt dies blinde Wüten. Magst Du Hasses Pläne brüten, Mächtger ist der Liebe Stimme. Sieh mich trotzen dem Schrei der Rache, Denn der Himmel schützt die Schwache, Wenn ein giftgeschwollener Drache Sich ins Mark des Herzens krallt. Die Jäger im „Freischütz“ singen in fröhlichen, aber etwas unklaren Worten: Diana ist kundig, die Nacht zu erhellen, Wie labend am Tage, ihr Dunkel uns kühlt. Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen, Der gierig die grünenden Saaten durch wühlt, Ist fürstliche Freude, ist männlich Ver langen, Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen. Jo hoho! Drallara! Dem armen Goethe ist es erspart geblieben, das Textbuch der „Mar garethe“ von Gounod zu lesen: Mephisto verkündet: Mammon schürzt die goldnen Schlingen, Und der Krieg, die Angst, die Not, BERLINER TAGEBLATT.. „Das Buch iftfehr klug, wlfTensreich, mit groß- | artigem Bildermaterial ausgeslattet. Es dient der Wahrheit" Rudolf Olden Sittengefchichte des Weltkrieges Herausgegeben von Sanitätsrat Dr.Magnus Hirfchfeld Komplett in zwei Leinen bänden, RM 25 pro Band. In allen Buchhandlungen erhältlich. Die erfle und einzige umfafTende Darflellung der fittlichen und kulturellen Zuftände während des großen Völkerringens und deren Auswirkungen auf die Menfchheit der Nachkriegs zeit. Eine wifTenfchaftliche und doch jedem Gebildeten leicht verffändliche Darftellung der Zufammenhänge von Weltkrieg und Erotik von unerhörter Wucht und Spannung. Verlag flr Sexualwiffenfchaft Schneider & Co. / Leipzig • Wien 130 /