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Der Querschnitt
- Bandzählung
- 11.1931, H.3, März
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- Z. 8. 1291-11.1931,1/6
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id355966999-193103006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id355966999-19310300
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-355966999-19310300
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Papachen Litwinow
- Autor
- Dmitrijewskij, S.
- Litwinow, Maxim Maximowitsch
- Übersetzer
- Gabrielli, O.
- Dargestellte Person
- Lenin, Wladimir Iljitsch
- Trotzki, Leo
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Sowjetunion
- Russland
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Querschnitt
- BandBand 11.1931, H.3, März -
- DeckelDeckel -
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- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
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- ArtikelDeutschlands spezifisches Gewicht 147
- ArtikelKunstdruck-Teil 1 -
- Artikel"Heute" 154
- ArtikelPapachen Litwinow 157
- ArtikelKunstdruck-Teil 2 -
- ArtikelDer ausgerottete Autor 164
- ArtikelKunstdruck-Teil 3 -
- ArtikelVierte Dimension 168
- ArtikelZwei-dimensionale Erzählung 171
- ArtikelDas Leben der amerikanischen Millionärskinder 174
- ArtikelKunstdruck-Teil 4 -
- ArtikelDie Herren der Schöpfung 178
- ArtikelAmerikanische Gedichte 182
- ArtikelKunstdruck-Teil 5 -
- ArtikelEdison und der Elektrische Stuhl 184
- ArtikelSpanische Revolten 186
- ArtikelSpanische Köpfe 187
- ArtikelMarginalien 190
- ArtikelKunstdruck-Teil 6 -
- ArtikelKunstdruck-Teil 7 -
- ArtikelKunstdruck-Teil 8 -
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- DeckelDeckel -
- BandBand 11.1931, H.3, März -
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- Der Querschnitt
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rischen englischen Bulldogge, geringschätzig herab, und nur die Stirn hat noch die frühere Form bewahrt, und auch die Augen sind nicht erloschen: sie blicken scharf aus den in Fleisch gebetteten Ritzen heraus und zeugen dafür, daß dieser Mensch noch lebt, daß sein biegsames Gehirn noch arbeitet, Pläne schmiedet und wie einst zu kämpfen versteht. Wenn man ihn ansieht, glaubt man kaum, daß er Revolutionär gewesen, daß er Minierarbeit verrichtet, Leben und Freiheit aufs Spiel gesetzt hat. Er sieht aus wie ein typischer Durchschnittsbourgeois. Mit diesem Äußeren müßte er in einem Büro der Londoner City an einem lackierten Tisch sitzen und Börsenkurse notieren; an der Tür hinge ein blankpoliertes Messingschild: M. WALLACH, WECHSELSTUBE — Kauf — Verkauf; er müßte an Feiertagen solide Freunde mit gefülltem Fisch in Zwiebelsauce traktieren, und seine pausbackigen, kraus* haarigen Sprößlinge zwischen den grünen Rasenflächen des Hydeparks im Kinder* wagen spazierenfahren. Nicht umsonst erfreute sich von allen seinen zahlreichen Pseudonymen der Spitzname „Papachen“ der größten Popularität. Selbst Lenin pflegte seine Briefe an ihn mit „Papachen“ zu adressieren. So nennen ihn auch jetzt, hinter seinem Rücken, die Mitarbeiter seines Sekretariats. Nichts, aber auch gar nichts hat dieser Mensch von Revolution, vom Proletariat, vom Russentum an sich. Und sitzt dennoch in Moskau, im Zentrum Rußlands. Nimmt eine verantwort* liehe Stellung ein, die die Revolution geschaffen hat. Sitzt an jenem Tisch, an dem einst der erlauchte Fürst Gortschakow und Sasonoff gearbeitet haben. Vor ihm liegen in sauberen Körbchen die Berichte über den Kursstand der Weltrevolution. Papachen liest: „Genosse“ . . . „Umsturz“ . . . „Proletariat“ . . . Was trieb ihn zur Revolution, zu den Arbeiterzirkeln, zu Lenin, ins Gefängnis? Er kam mit alledem zum erstenmal zu einer Zeit in Berührung, da die Welle der revolutionären Bewegung, nach kurzem Abebben, wieder hochzuschäumen begann. In russischen intellektuellen Kreisen lebten die Traditionen der heroischen Vergangenheit auf. Litwinow war zweiundzwanzig Jahre alt. Seine Seele war vom Schmutz des Lebens noch nicht angetastet worden. Weshalb sollte etwas von dem idealistischen Streben der russischen Intellektuellen nicht auch in dieser Seele Widerhall gefunden haben? Außerdem wirkte in ihm der rebellische Geist seiner Rasse. Er war Jude — und in Rußland geboren. Einem Lande, in dem sein Volk wie nirgends sonst verachtet, wie nirgends sonst geknechtet wurde. Er kannte das trost* lose Dasein in den kleinen jüdischen Städten des Ansiedelungsrayons ganz genau. Armut. Gestank. Völlige Entrechtung, völlige Hoffnungslosigkeit. Die Menschen erdrückten förmlich einander, denn sie waren von einer stumpfen Gewalt wie Ratten im Käfig auf einen beschränkten Raum zusammengedrängt, und es gab für sie kein Entrinnen. Um selbst zu leben, mußte man andere vernichten, verschlingen. Nur wenigen Glücklichen gelang es herauszukommen, sich einen Namen und Geld zu machen. Der Schwache ergab sich, ging unter. Der Starke hatte allen Grund, die ihn unterdrückende Macht zu hassen, Rebell zu werden. Viele namhafte Revo* lutionäre stammten aus den kleinen Provinzstädtchen des südwestlichen Rußland.
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