schaffen, wer würde ihnen Revolver und Bomben in die Hand drücken ? Litwinow. Leute seines Schlages. Litwinow konnte sogar Lenin selbst gute, praktische Ratschläge erteilen. In einem der Briefe „an Papachen“ von Lenin (1904), ist zu lesen: ,, Teurer Freund. Ich beeile mich, Ihren Brief zu beantworten, der mir sehr, sehr gut gefallen hat. Sie haben tausendmal Recht, man muß entschlossen, revolutionär handeln und das Eisen schmieden, solange es heiß ist.“ Selten schrieb Lenin so anerkennende Worte. Noch seltener weihte er jemand in den Bestand der Parteikasse ein. Litwinow aber schreibt er in demselben, für die Zeit der Entstehung der bolschewistischen Partei so charakteristischen Brief:,, Rjadowoj („Der Gemeine", Pseudonym von Bagdanow) arbeitet aus voller Kraft, hat Anhänger geworben, gibt sich ganz der Sache hin und sucht mit allen Mitteln, und nicht ohne Aussicht auf Erfolg, nach einem Millionär . . . Bitte stärken Sie bei allen den Glauben an unsere Organisation . . . Man muß nur noch ein wenig ausharren, bis Rjadowoj seine Sache beendet hat.“ Litwinow wußte seinerseits genau, mit wem er sich zu verbinden hatte. Als sich die russische sozialdemokratische Partei spaltete, trat er entschlossen und unwider« ruflich an die Seite der Bolschewisten. An ihrer Spitze stand Lenin, der die Be« deutung der praktischen Tat zu schätzen wußte. Dort beschränkte man sich nicht auf Sitzungen und Diskussionen, auf das Verfassen von Büchern, Broschüren, Resolutionen. Dort arbeitete man hartnäckig an der Vorbereitung der wirklichen Revolution. Man organisierte Verschwörerkomitees und Kampftruppen, man ver« stand es, die Sache auf breite Basis zu stellen, man suchte und fand Millionäre; dort floß Geld, dort hatte man Macht über die Menschen. — Hier sind die wichtigsten Etappen auf der revolutionären Bahn Litwinows. Im Jahre 1903, als er unerlaubt nach Rußland zurückkehrte, wurde ihm die „Verwaltung“ der Grenze übertragen. Er hatte die illegale Ein» und Ausreise von Menschen, die geheime Korrespondenz, die Einfuhr der Literatur und der Waffen unter sich. Es war eine gute Schule für den künftigen Volkskommissar für aus« wärtige Angelegenheiten. Im Frühjahr 1903 nahm er teil am dritten Kongreß der Partei, hielt einen Vortrag über den bewaffneten Aufstand. Natürlich war er für einen bewaffneten Aufstand. Kann denn eine Revolution anders gemacht werden 1 Im Sommer 1903 war er bei der Vorbereitung einer solchen aktiv tätig: er organisierte die Überführung der in England bestellten Waffen. Aber der Dampfer „John Grafton“, auf dem sie geliefert werden sollten, kenterte an den finnischen Gestaden. Böse Zungen behaupteten, daß er gar keine oder fast gar keine Waffen an Bord hatte und daß gerade dieser Umstand den Untergang des Schiffes herbei« führte. Litwinow ließ sich durch dieses Gerede nicht beirren. Er fuhr fort, die Ge« schäfte der Revolution zu besorgen. Im Herbst 1903 gründete er mit Krassin zusammen, für das Geld der Millionäre, die auf diese Weise mit eigenen Händen den Strick wanden, an dem viele von ihnen schließlich baumelten, die Zeitung „Neues Leben.“ 160 V