L08 Jene. Sehr wringe, sind meist lustige, unnütze Leute, wie Dichter, Maler, Sänger, Advocaten. Ich. Advocaten? Ihr seid nicht gescheidtt Jene. Ja, bei uns prozessirt Niemand mehr. Während dem waren wir in die Stadt gekommen. Aber, sagt mir, rief ich, immer mehr in Verwunde rung geralhend, ist denn Adorf abgebrannt? Jene. Nein, es wurde abgetragen. Droben bei der Schule fingen sie an und nach und nach, als wir immer verständiger, also auch immer reicher wurden, bauten wir uns die neuen Häuser. Und was waren das für Häuser? Man führte Mich zum Stadtvorsteher: Wie wohnte der? Im wei ten Hof zwischen Blumen eine Statue schön gearbei tet in Stein, hatte eine Mütze auf. Ich kannte sie wohl. Vor dem Haus, das in einem mir unbekannten Styl, aber in schönen, gefälligen Verhältnissen gebaut war, fand sich ein Portal, dann ein Treppenhaus mit bunten Glasfenstern und schönen Gewächsen. Im ersten Stock ein Saal, wie zu großen Versammlun gen, wenig, aber geschmackvoll geziert, die Möbel von Ahorn mit Mahagoni, gute Bilder drin, die Vorhän ge von strohgelber und weißer Seide, mit violettem Sammt unterzogen. So wohnten sonst die Fürsten nicht. Er selbst, der Vorsteher, ein ältlicher Mann, aber Geist und Muth im Auge, kräftig, ruhig, wohl wollend. Wie singt Ihr es aber an, so reich zu werden? fragte ich ihn später. Er. Das ist eine lange Geschichte, doch erzähl ich Dir's. Früher, zu Deiner Zeit, das weist Du, trieb hier Alles Oeconomie, Niemand war thälig in seinem Gewerbe, am wenigsten im Großen: Geld auf hohe Zinsen leihen (sie nannten es discontiren), Handeln, Speculiren, das war Mode. Es ging aber auch mit Gewalt niederwärts. Endlich wurde schlech- , te Aeit§ kheure Zeit, fast Hungersnoth. Viel Men schen soll es dort gegeben haben, aber ganz arme. Heaps wurde Krieg. Das war der hundertjährige. Während dem wurden die Leute klüger und lernten ihren Vortheil. Jetzt ist Alles gleich vertheilt. Ar beit und Freude, Mühe und Genuß. Alles arbeitet, die Jungen fechten, wcnn's Noth thut, di, Alten den ken und rathen, die Männer führen an und aus. Unsere Gewerbe, unser Handel sind für den Weltbe darf eingerichtet. Nachdem wir Deutschen auch zur See und über die Republik England Herr gewor den, seitdem ist's gut. Ich. Wie lebt Ihr aber unter einander? Er. Einträchtig. Wir vertragen einander, wie wir eben sind, lachen die Schlechten aus, weil sie sich bei aller Schlechtigkeit doch nicht so wohl befinden, wie die Guten und halten gegen die Frechen zusam men. Kommt Einer unverschuldet nicht fort in sei nem Geschäft, so ergreift er etwas Anderes, oder wir stellen ihn irgend wo an; am Ende gehl's doch. Ich. Wer aber Schaden thut, wer gefährlich wird, was macht Ihr mit dem? Er. Es fällt selten vor. Fällt's vor, wird der Gefährliche ausgcstoßen oder kommt in die Verbrecher- Colonie, zu den Faulen. Ich. Ist Faulheit bei Euch ein Verbrechen? Er. Eins der größten. Ich. Habt Ihr die Todesstrafe noch? Er. Manchmal, wenn die Geschwornen wollen. Ich. Thut Euch der Rcichthum keinen Schaden? Er. Nicht, der Reiche darf ja nicht faul sein. Auch erbt Niemand Etwas. Wer stirbt, dessen Reich thum kommt in den Staatsschatz, dafür empfängt je der junge Mann', welcher anfängt, ebendaher ein Ca pital. Frauen dürfen gar keinen Besitz haben Plötzlich war mir's, wie Durst. Habt Ihr gutes Bier? Eure Brauerei ist gewiß verpachtet? Man gab mir ein Cristallglas voll. Was war das für delicates Bier? Nun, sagte ich, und war ordentlich zufrieden mit dem neuen Zustand, was habt Ihr sonst in Sachsen für eine Verfassung, wie steht es mit dem Adel, wie mit der Geistlichkeit, wie mit den Beamten? Stehst Du denn noch nicht auf, Wilhelm? ES ist acht Uhr! hörte ich hier meine Frau sagen, und ich erwachte wirklich und der alberne Traum war aus. Auszug aus den Protokollen der Stadt verordneten zu Neukirchen. Vorbemerkung. Nach der jetzt erfolgten Aufstel lung des hiesigen ClasscnsteMcalasters sind viele Be schwerden wegen zu hoher Besteuerung laut gewor den. Es kann aber den Mißvcrhältnißen hierin le diglich durch Abänderung deS Localstatutes abgeh'ol» en werden. Daß die Stadtverordneten eine sachge mäßere Umgestaltung der jetzigen mangelhaften Ein richtung beabsichtigen, gehet, zu ihrer Rechtfertigung, aus Folgendem hervor: Verhandlungen vom 7. Nov. 1842 rc.: Es kam 4)