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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192706112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19270611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19270611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-11
- Monat1927-06
- Jahr1927
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kürchtbarem Geheul auseinander, und die Göckeritz'schen flohen ins Haus und jagten die im Treppenflur versammel ten, die jüngste von Vutz'sche Untat beklatschenden Dienst boten mit dem Ruf: „Butz kommt!" kichernd hinter die Wohnungstüren. Wenn Herr von Butz dann treppauf keuchte, prustete es bald hier, bald da hinter der Tür. ^Bosheit! Bosheit!" murmelte er ingrimmig und schwang yeftig aber vergeblich den Stock. Wenn Herr von Butz Sonnenbäder nahm, wurden hohe Cchutzseiten aufgestellt, nicht der winzigste Blick von oben, unten oder von der Seite konnte einen Schimmer seiner prächtigen Svecklenden erhaschen. Aber alle Welt wußte es i doch. Bald ging es los. „Butz nimmt Sonnenbad!" krähte eine Kinderstimme. Oben und unten füllten sich die Fen ster, und von schräg links, dem einzigen Hause gegenüber, richteten sich sämtliche Ferngläser auf seinen Balkon. Von der Straße eröffnete die liebe Jugend die Feindseligkeit mit einem Steinhagel. Herr von Butz mußte in Kürze das Bad abbrechen und rückwärtige Stellungen beziehen. Eines Tages hielten zwei große Möbelwagen vor dem Hause. Bald gings wie ein Lauffeuer durch alle Stockwerke: „Butz zieht aus!" Die Dienstmädel riefen es einander zu, und die braven Gattinnen gaben die Nachricht durch den Fernsprecher an ihre hocherfreuten Eheherrn weiter. Die wißbegierige Jugend des Viertels versammelte sich voll zählig unten auf der Straße und begleitete jedes hinaus beförderte Möbelstück mit unerhört klugen Reden. Der ganze Straßenzug geriet in Aufregung und Taumel wie nach einer siegreichen Schlacht. Die Kleinsten lauschten ge spannt der Weisheit der Aelteeen und stellen interessante Versuche in Mund und Nase an. Gegen Mittag waren die Leute fertig mit Einladen. Als Letzter verließ Herr von Butz das Haus, das ihn so lange gepeinigt hatte. Als er aber aus der Haustür trat, da standen oben im fünften Stockwerk die davon schon längst verständigten Eöcksritz'schen vollzählig auf dem Bal kon versammelt, ein jedes mit einem Instrument bewaffnet und bliesen, sangen, pfiisen, fiedelten vom Hausvater in rasender Eile eingeübt' „Nun zu guter Letzt Geben wir dir jetzt Auf die Wandrung das Geleit..." Herrn von Butz, der heimlich an der Häuserwand ent lang bis aus Rufnähe hatte schleichen wollen, wurde es gelb und grün vor Augen. Er winkte heftig ein gerade leer vorüberfahrendes Auto heran, sprang wie ein geölter Blitz hinein und fuhr davon. Ein brausendes Gelächter lief ihm nach. Nachmittags um zwei fuhren die Möbelwagen fort, ein weites Stück von der Straßenjugend begleitet. Alles atmete auf, und eine Woche lang stattete man sich Glück wunschbesuche ab. Nur die Jugend trauerte, Herr von Butz war ihr liebstes Wild gewesen. Wenn aber hinfüro ein Neuling kam und sich über Lärm beschwerte oder von Bosheit sprach, steckten die Er fahrenen, die Alteingesessenen die Köpfe zusammen und sagten: 4 „Achtung! Ein neuer Herr von Butz!", Bunies Allerlei. Die lückenlose Weste. Ein Amerikaner ist auf den ruhm- eeichen Einfall gekommen, eine rückenlose Weste zu erfinden. Dieser Wohltäter der Menschheit heißt d'Hodes und hat für seine Erfindung in den Vereinigten Staaten und in Kanada ein Patent bekommen. Die Weste wird mit zwei Bändern über den Schultern und einem Band ums Kreuz getragen. Die ganze Menschheit atmet auf, nicht wahr? Versteigerung von Kirchenpliitzen. In Dorfkirchen herrscht meist die Sitte, daß die einzelnen Familien in der Kirche ihre bestimmten Plätze haben. Sie werden entweder zugeteilt, oder auch ausgelost. Auf kürzere oder längere Zeit oder auch für immer. Auf der Insel Föhr herrscht der seltsame Brauch, daß die Kirchenplätze meistbietend ver- fteigert werden. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit findet in der Kirche das „Stedengriepen" statt. Daran schließt sich dann in einem nahen Gasthof ein lustiges Tanzvergnügen an. Man ist der Auffassung, daß diese sonderbare Sitte an eine heidnische Ueberlieferung anknüpst. - Die Verliebten im Stadtpark von Chikago. Der Leiter der städtischen Parkanlagen von Chikago hat sich eine un geahnte plötzliche Volkstümlichkeit erworben. Und das kam so: Bisher war es üblich, daß auf keiner Bank der städ tischen Anlagen in Chikago Raum für ein glücklich liebend Paar war. Wehe dem Jüngling und dem Mädchen, so sich in trauter Umarmung oder gar Lippe an Lippe von einem Polizeimann überraschen ließen. Da half nicht Heulen noch Zähneklappern. Erbarmungslos und unter dem Spotte der zumeist rasch herbeieilenden Gaffer wurde das Pärchen zur Wache geführt, und dort wurde nach hochnotpeinlichem Ver hör der männliche Teil in eins manchmal beinahe uner schwingliche Geldstrafe wegen Uebertretung der allgemeinen Sittengesetze, Erregung öffentlichen Aergernisses und gro ben Unfugs genommen. Herr Emil Jonsson aber, de: neue Aufsichtsherr in den öffentlichen Anlagen und von nun un der Schutzpatron aller Liebenden, ist im Gegensatz zu dem bisherigen Brauche der Meinung, es sei besser, den jungen Pärchen die Erlaubnis zu geben, sich in Gottes freier Natur und in einer schönen Umgebung zu ergehen, die an sich schon den erwünschten Rahmen für romantische Träume bildet. Und was eignet sich mehr für Träume der Ro mantik als eine Bank unter den schönen Bäumen des Par kes und unter dem sternenklaren Himmel darüber? — Und darum vergöttert die Jugend jetzt Herrn Jonsson! Was dsr Arzi sagt. Geh gerade! Ein Dozent der Universität Boston ver ficht jetzt"die keineswegs neue Entdeckung, daß die wichtigst« Aufgabe des Menschen ist, gerade zu gehen. Wer gesund sein will, muß gerade geben. Wer seinen Verstand ent wickeln will, der hat die gleiche Pflicht, sein Rückgrat auf recht zu erhalten. Wer den Anspruch darauf macht, in die sem Leben glücklich zu sein, muß ebenfalls in erster Linie darauf bedacht sein, gerade zu gehen. Dr. G. E. Emerson, der Entdecker des Geradegehesystems, ist der Leiter des Instituts für körperliche Erziehung in der erwähnten Uni versität. Er lehrt seinen Schülern, daß sie nie ihr Gehirn zu wiklicher Leistungsfähigkeit entwickeln werden, wenn sie nicht zuerst gerade gehen. Einige von Emersons Lebens regeln lauten: „Sei klug und geh gerade." Sei erfolgreich im Leben und geh gerade. Dr. Emerson ist der Ansicht, daß schlechte Haltung die Wurzel alles Uebels sei. Wenn jemand Unglück im Leben hat. kommt es daher, daß er nicht gerade geht. Wenn jemand sich gut hält, so zeigt er dadurch, daß er ein aufrechter und unabhängiger Mensch ist. Dieser Ein druck begünstigt das Urteil, das andere über ihn fällen und erleichtert ihm das Fortkommen. Also, lieber Leser, geh gerade! Maisel-Ecks. Rätsel. Dich schirmt mein dichtes Dach zur Sommerzeit, Auch hab' ich oft als Dichter Dich erfreut. Im schönen Wien am kunstgeweihten Ort War echter Kunst ich stets ein treuer Hort. Ein Zeichen setz' mir vor, und Du hast das gefunden. Was Licht und Trost Dir gibt in allen Lebensstunden. Vexierbild. „Wo ist der Schwiegervater?" Auslösung aus letzter Nummer. Rätsel. Teig — Teich.
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