Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192707148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19270714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19270714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1927
- Monat1927-07
- Tag1927-07-14
- Monat1927-07
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Gentleman - oder nicht. Von Ferdinand Braunfried. Die Beobachtung ist nicht mehr ganz neu, daß Damen mit schönen Beinen selten auf der Plattform der Straßen bahn stehen bleiben. Andererseits kann ich auch nicht ver hehlen, daß auch ich es liebe, besonders bei ungünstigem Wetter, das Innere eines Straßenbahnwagens auszusuchen. Ich schalte hierbei ein, daß ich dabei natürlich s!) niemals meine gute Erziehung verleugne und mit angezogener Rit terlichkeit, wenn auch nicht mit besonders heiterem Gemüt, meinen Platz zuvorkommend älteren Personen überlasse, aber auch die Jugend, soweit sie weiblich ist, bei dieser Platzeinräumung gebührend berücksichtige, was mir neben gestammelten Dankesworten auch sonst erhebliche Annehm lichkeiten verschafft. Neulich pflanzte ich mich wieder einmal im Innern eines Straßenbahnwagens auf und hatte dabei das uner hörte Glück, einer Dame gegenüber zu sitzen, die glückliche Besitzerin bildhübscher, ägyptisch geformter Beine war. Diese Feststellung wurde mir um so leichter, als die bewußte Dame einen kniefreien Rock trug und außerdem die Beine übereinander geschlagen hatte. Ich vergaß begreiflicher weise, die mir soeben gekaufte Zeitung weiterzulesen, und gab mich ganz der Betrachtung geschilderter Beine hin. Ein Seitenblick überzeugte mich davon, daß ebenfalls mein rech ter Nachbar, ein Mann, wenn auch unterschiedliche Jahre älter, ein erstaunliches Interesse für die reizvollen Damen beine an den Tag legte. Seine Zeitung mußte das Schick sal der meinigen teilen und lag zusammengefaltet auf sei nem Schoß. Da trat eine unerwartete Wendung in unserem stillen Zuschauervergnügen ein. Die glückliche Besitzerin dieser auffallend schönen Beine, die mich beinahe über mein Ziel hinaus hätten fahren lassen, schien unsere Blicke zu fühlen und gleichzeitig unangenehm zu empfinden. Fest steht jeden falls, daß die Beine sich erstaunlich schnell aus der Kreuzung lösten, sittsam nebeneinander gestellt wurden, und daß die Dame krampfhaft und verzweifelt versuchte, den kniefreien Rock über die Knie zu zwängen. Der Mann neben mir wurde von einer, seinem Alter kaum zuzutrauenden, Röte überzogen und vertiefte sich augenblicklich wieder in seinen Lesestoff. Die Situation wurde dadurch eingestandenermaßen noch komischer. Ich hingegen setzte mein bierehrlichstes Gesicht auf. tat. als seien für mich schöne Frauenbeine reizlos, und fing an, über meine Sünden nachzudenken. Ich fragte mich ehrlich: Ist es „gentlemanlike" oder nicht, schöne Damenbeine, die noch dazu offensichtlich zum Anschauen einem vor Augen geführt werden, mit einem gewissen fachkundigen Schönheitssinn zu betrachten? Wozu dient sonst die Mode der kniefreien Röcks'' Es kann doch nicht abgestritten werden, daß die kurze Mode lediglich für Damen mit schönen Beinen erfunden ist, und es scheint durchaus klar genug, daß, wie der Berliner so treffend sagt, „Säbelbeene" sich schamhaft hinter langen Röcken ver stecken. Immerhin bleibt die Angelegenheit der kurzen Röcke und der schönen Beine für beide Teile fatal und wirft immer wieder die Frage auf: Ist es gestattet, schöne Frauen beine zu betrachten? Was wird die Besitzerin der hübschen Beine von meinem Nachbar und von mir gedacht Haven'' Sie wird zunächst wahrscheinlich ein schüchternes „Unver schämt!" gemurmelt haben, dann aber erstaunt gewesen sein, als wir uns plötzlich so eifrig in unsere Zeitungen vertieften, als hätten wir das schwierigste Kreuzworträtsel zu lösen, und sich schließlich gefreut haben, Besitzerin so beachtenswert schöner Beine zu sein. Auf jeden Fall ist es heutzutage nicht leicht, ein Mann zu sein. Sinnsprüche. Die Treue schmückt sich mit der Tat — Mit schönen Worten der Verrat. * Was Menschenschicksal wird genannt, Ist häufig nur ein Brei, Gemischt aus fremder Schlechtigkeit Und eigner Eselei. Selbstmoro im Tierreich? Schon die Naturforscher des Altertums haben behaup tet, es gäbe Tiere, die in der Verzweiflung Selbstmord ver üben; so zum Beispiel steche sich der von einem Feuerring eingeschlossene Skorpion in den Kopf und Giftschlangen brächten sich in der Gefangenschaft tödliche Bisse bei. Tie Wissenschaft weist darauf hin, daß die Tiere kaum genug Verständnis für das Wesen des Todes besitzen, um mit voller Absicht Selbstmord zu begehen. Doch haben ver schiedene Naturforscher tatsächlich beobachtet, daß der durch übergroße Hitze gereizte Skorpion seinen Stachel gegen sich selbst richtet und dann bald stirbt. Es ließ sich aber zeigen, daß bei diesen Tieren, die bei einer Temperaturhöhe von fünfzig Grad sterben, wohl ein starker Schmerz im Kops die Ursache ist, aus der das gepeinigte Tier den Stachel da hin richtet. Giftschlangen vermögen sich durch ihr Gift nicht zu töten, da es für sie fast unschädlich ist. In der Gefangen schaft verweigern Tiere nicht selten bte NahruKZ und ver hungern, aber diese Nahrungsverweigerung ist nicht aus Selbstmordabsichten, sondern auf Störung des Wohlbefin dens zurückzuführen, und derselbe Grund führt Hunde dazu, auf dem Grabe ihres Herrn zu sterben. Früher hat man als eine vorbereitende Handlung zum Selbstmord dre Selbstverstümmelung von Tieren aufgefaßt. Dieses Ab stößen von Gliedmaßen und Körperteilen tritt aber nur bei Tieren auf, denen die preisgegebenen Gliedmassen wie der wachsen, und ist als eine Schutzeinrichtung aufzurassen, durch die sie vielen Gefahren entrinnen Die Krebse, See sterne, Eidechsen usw. sind nicht imstande, freiwillig ihre Glieder abzuwerfen, vielmehr ist es ein starker Reiz der durch einen Muskelkrampf das Glied ohne merkliche Nach blutung an der dafür eingerichteten Stelle vom Körper löst. Aä'isL!rE^L. Dreisilbige Scharade. Das Denken veredeln die Erste und Dritte. Tie Zweite fügt niemals sich weiblicher Sitte. Und soll sich das freundliche Ganze dir zeigen. So wandre zum Strome, der stets unser eigen. Kreuzworträtsel. Wagerecht: l. Kleinwild, 3. Elcichwort für Pferd, 7. Affenart, 10. Abkürzung für Hektar, 11. Abkürzung sür Neues Testament, 12. chemisches Zeichen für Aluminium, 13. Vorwort 15. Anruf, 17 Vorwort. 10 Stadt in Hol land, 21. weiblicher Vorname, 22, Gegenteil von Anfang. Senkrecht: 1. Gestalt im Alten Testament, 2. Kopf bedeckung des Kriegers, 4. Stadt im bayrischen Schwaben, 5. Astrolog im 30jährigen Krieg, 6. Abkürzung für Aktien- Eesellfchaft, 8. chemisches Zeichen für Natrium, 9. Vorsilbe, 14. Teil des Kopfes, 16. Fürwort, 17. Vorwort, 18. Schwimmvogel. 20. Fluß in Sibirien. Auflösungen aus letzter Nummer. Homonym: Pilatus. Problem „Feuerwerk": Der Schlüssel zum Problem liegt in der Zahl der großen Funken der ein zelnen Raketen. Man liest danach in jeder Zeile die Buch staben mit einem, dann mit vier und zuletzt mit fünf Funken. Das ergibt: „Ohne Mühe kein Erfolg."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite