Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngelegenbeit: SU Neugrüschen. 3^. Mittwoch, 26. September TageS-Neuigkeiten. Berlin, 17. Scpk. Der Minister des Auswärti gen legte der 1. Kammer die gelammten Verhandlun gen über den Waffenstillstand und die Friedenspräli minarien mil Dänemark vor, nebst einer dazu gehöri gen Dentscdrifl. Der Minister rühmte in bekannter Weile die ehrenhafte und zugleich gemäßigte Politik Preußens und verlbeidigte Alles, was geschehen, mit den ebenso bekannten Befürchtungen vor dem Ausbruch eines allgemeinen europäischen Kampfes, den Preußen doch unmöglich habe beginnen können. Neu war es, zu hören, daß die Friedensbedingungen, welche Eng land vermittelte, im Einklänge mit dem Entwürfe der Dr.ikonigsverfassung seien und merkwürdig genug der Schluß der Rede des Hrn. Ministers, welcher belheu- rrle, die Negierung weide allen Wünschen und Inter- eilen bei Hcrzögihümer diegrößle Ausmersamkeit schenken und zu erfüllen suchen, in so fern sie nicht den An sichten der.Negierung entgegen standen. Das heißt also, wir werden nichts von dem thun, was die Herzogtbümer als ihre Reckte in Anspruch nehmen, denn diele stehen ja den Ansichten der Regierung und ihren bisherigen Handlungen gegenüber.— Die Kam mer war, wie immer, sehr besriedigt von den ministe riellen Versicherungen. Berlin, 17. Sept. Nach Privatmiltheilungen, die bicr aus Hannover eingeben, soll die dortige Regierung cs immer sichtlicher bereuen, den Drcikö- uigsbund cingegangen zu sein. Man füge sogar hin zu, daß das gegenwärtige Eabinel seit Kurzem Alles ausbieie, um sich von diesem Bundniß sobald als mög- lieb wieder loszumachcn, weil cs jetzt der Ansicht sei, taß ihm dabei nur eine für die Bedeutung des Kö nigreichs zu untergeordnete Rolle zuqcfallcn sei. — Man spricht von argen Reibungen, die seit Kurzem in Schleswig zwischen Preußischen und Schleswigschen Lssicieren vorgekommen sein sollen, und glaubt, baß müt in Folge derselben wohl nächstens das jetzt in Hamburg befindliche Preußische Ist. Jnsant.-Regiment .wieder nach dem Norden marsckircn durfte. Wenn man in Bertin die so eben gestellten öster reichischen Vorschläge zur Bildung einer neuen provi sorischen Eentralgcwalt annimmt, und dieß wird mit Ucberzeugung behauptet, so ist die Dreikönigsversassung damit abgethan und die deutsche Einheit wenigstens zur fürstlichen Einigkeit aufgelöst worden. Aus BZofipreußen, 15 Sept. Unter den P a- gen, welche die verunglückte Revolution uns hinterms. sen Hal, ist daS Aufkommen des Denuncianlen- wcsens keine der geringsten. Von jeder war diese Geißel im Gefolge der Bürgerkriege. Wie das Gilt in der Wunde, so auch hindern die heimtückischen An geber die Genesung des blutend aus dem Kampfe her» vorgegangenen Staates; sie setzen den Krieg noch wäh rend deS Friedens fort und richten ihren Angriff gegen den Lebensnerv der gesitteten Gesellschaft. Trauen wir unserem Volke noch so viel Sinn für Reckt uns Ehre zu, um eine baldige Heilung dieses bösartigen reactionären Aussatzes zu erwarten! Daß- aber das Uebel vorhanden, dafür liefert die neueste Zeit in ho hen, wie in niedern Kreisen nur zu viele Belege. — Noch immer wülhet die Cholera besonder- in Danzig und dem Danziger Werde/ mit furchtbarer Heftigkeit i sie decimirt förmlich die dortigen Dorfschaften. Viel? Bauerhöfe sind rein ausgcstorben. DaS Getreide siebt noch auf vielen Feldern unversehrt auf dem Harme und verfommt herrnlos.— Unsrer Armee soll der Be fehl zugcgangcn sein,' von dem Singen des Liedes „Schleswig Holstein stammverwandt" abzustehen. So andern sich die Zeilen! — In pommerisch Stolpe predigte neulich ein Pfarrer: „Wer ist Branden burg? Brandenburg ist der natürliche Sohn Fr. Wilhelms II. und der Gräfin Dönhof; also stießt kö nigliches Blut in seinen Adern und deswegen muß er uns um so mehr ein Gegenstand der Verehrung sein. Und wer ist Manteuffel? Manteuffel ist der Mann des Volkes und der Teufel der Demokraten." Haderüleben, >5. Sept. Der Einfluß der Dä» ncn sängt an, sich bemerkbar zu machen. Da ist vor gestern einer der früheren fantastischen Prediger hiesi ger Gegend, der Pastor Jürgensen in Orcnwäd dahin zurückgckchrt, um sein Treiben von Neuem zu beginnen. Er war im Mai vorigen Jahres seines Amtes entsetzt worden, weil er, wie durch Zeugen con- statirt ist, beständig selbst von der Kanzel herab seiye Gemcindemitglieder zu Gewaltthätigkeiten gegen «sie