Adorker Wochenblatt. M i t t h e i l n n g e n über örtliche unv vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Prcit für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngclcgenhcit 2» Neugroschcn. 6. Mittwoch, 7. Februar. 1849. Unser Landtag. Ihre Bedeutung und Aufgabe nicht nur dem sächsischen, sondern dem gesummten deutschen Vater- lande gegenüber richtig erfassend, haben unsere Kam mern gleich in den ersten Tagen ihres Zusammenseins zur Wahrung von Deutschlands Wohl und Ehre ei nen Beschluß gefaßt, der überall vom deutschen Volke mit Jubel begrüßt werden wird. Auf Antrag des Vicepräsideuten, vr. Schaffrath, erließ die zweite Kammer mit 53 gegen 5 Stimmen folgende Erklärung, der sich die erste Kammer beinahe einstimmig anschlvß: ,,Indem die Kammer wiederholt die thatkräftige Ueberzcugung des sächsischen Volks von der Noth- wendigkcit der Einheit und Freiheit des deut schen Volkes ausspricht, versickert sie zugleich der Re gierung den entschiedensten Widerwillen des sächsischen Volkes gegen die Uebertragung der Regierung des deutschen Bundesstaates an ein unverantwortli ches und erbl ich es Oberhaupt, wie gegen die Ue bertragung der deutschen Regicrungsgcwalt an eine der Kronen eines deutschen Einzelstaates und erklärt, daß sie an die Spitze Deutschlands einen verantwort lichen Präsidenten gestellt wünsche und jede nicht wahrhaft dcmokratsieye Losung der deutschen Ober- hauptsfragc für eine unheilvolle betrachte. Zugleich -stellt die Kammer an die Regierung die Aufforderung, sich in gleichem Sinne nach Frankfurt zu er klären." Durch diese Erklärung hat unsere Landesvertre tung ihrer ersten Pflicht genügt und Sacksens Selbst ständigkeit gewahrt jenen Ranken gegenüber, die in Frankfurt gegen die Freiheit des deutschen Volkes ge schmiedet werden- Mit gleicher Entschiedenheit verfolgten unsreKam- mcrn ihre weitere Aufgabe: die gesetzliche Anerkennung und Festbegründung der Rechte des Volkes, und cs wurde, um unsern Landtage überhaupt erst die Mög lichkeit zu geben, seiner Pflicht nachzukommcn, vom Abgcvrtncten Kaiser in der ersten Kammer folgender Antrag gestellt: „Es ist, nachdem der Landtag schon übe* acht Tage cinberufen worden wihrzunehmen, daß es nun-> bestens der ersten Kammer an Stoff zur Thätigkcit fehlt. Die Abgeorlnetcn sind bereu, nützliche Gesetze dem Volke zu bereiten, allein es fehlen ihnen die Vor lagen Seiten der Negierung. Beim besten Willen kann auf ckiese Weise die Kammer nicht lortschreitcn in Erfüllung der vom Volke auf seine Vertreter ge setzten Hoffnungen. Ganz anders wurde cs sein, wenn der sächsischen Volksvertretung das Recht, Ge setze vorzuschlagen, zustände; dann wurde sie cinen Theil der Arbeit der Regierung abnehmen können. Eine Volksvertretung soll ja, — wie ein Minister (Oberländer) früher sagte und, es sei zu ihm ver traut, auch jetzt noch denkt und will, — nicht blos schlechte Gesetze verhindern, sondern auch gute selbst machen dürfen. Ich beantrage daher:, Die erste Kammer wolle im Vereine mit der zwei« tcn bei der Regierung beantragen, cinen Gesetzent wurf an den Landtag baldigst gelangen zu lassen, worin unter Abänderung des ersten Theiles des tz. 85. der Verfassungsurkundc: der sächsischen Volks vertretung das Recht, Gesetzentwürfe an die Regierung zu bringen, gewährt werde." ES steht zu erwarten, daß unsere Regierung ihre Pflicht erkennend, diesem Anträge willfahren werde.') Vom Abg. Muller aus Taura ward ein Antrag ge stellt auf schleunige Entwerfung eines Gesetzes wegen unentgeltlicher Aufhebung des Jagdrcchtcs, in welches die Bestimmung aufzunehmcn sei, daß alle Untersu chungen gegen Diejenigen, welche sich der Verletzung fremder Jagdgerechiigkeit auf eignem Grund und Bo den jemals schuldig gemacht hatten, niedergeschlagen werden. Ein ähnlicher Antrag wurde vom Log. Riedel in der zweiten Kammer e ncebrackt, auf: un entgeltliche Aufhebung des Jagorechtcs; Rieücrschla- gung der Untersuchung gegen die Jagdfrevel; Erlaß der verhängten Strafen und UntcrsuchungSkosten so weit sie noch nicht bezahlt sind, und Wiedereinsetzung der Vcrurlhciltcn in die bürgerlichen Ehrenrechte. Abgeordn. Böricke forderte zum Schutze gegen etwaige „Wrangelci", daß die von der deutschen Zentralge walt am 28. Dez. 1848 bekannt gemachten Grund- ') Die Kammer hat diesen Antrag in ihre Sitzung am 25. Januar einstimmig angenommen.