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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190306114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-11
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.06.1903
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Die Schiffskatastrophe vei Marseille. Zum Untergang des Dampfers „Liban" wer den weiter folgende Einzelheiten mitgeteilt: In den Marseiller Spitälern spielten sich ergreifende Szenen ab. Ein Marseiller Industrieller Santoni, welcher seine Frau und seine 4 Kinder vor seinen Augen in die Wellen stürzen sah und von einem Soldaten verhindert wurde, nachzuspringen, wurde tiefsinnig und mußte einer Heilanstalt übergeben werden. Einer der Geretteten erzählt, daß die meisten Frauen sich auf der Steuerbordseite an die Zeltwände klammerten und mit den Zelten gruppen weise über Bord sielen. Dadurch erklärt sich die enorme Opferzahl. Die 50jährige Frau ^elicita beging am Marseiller Hospitale Selbstmordv.rsuch als sie erfuhr, daß ihre 3 Kinder tot seien. Die Züge der aufgebahrten Leichen zeigen Spuren der ausgestandenen Todesangst, nur die Kinder, deren Zahl relativ groß ist, scheinen in ruhigem Schlafe zu liegen. Die Sängerin Frau Liliane Nizard, welche auf dem Rettungsboote einem Säugling die Brust reichte, wurde sür den Monthyonschen Preis der vorgeschlagen. Antoine Fraissinet, der Teilhaber der Firma Fraissinet, welcher der „Liban" und der „Jusulaire" gehören, befindet sich unter den Opfern der Ka tastrophe. Die Berichte der beiden Kapitäne der verun glückten Schiffe sind in Paris eingetroffen. Sie widersprechen einander; keiner will die Schuld tragen. Bezeichnend findet man es, daß die ganze Besatzung des „Liban" gerettet wurde, während von den Reisenden über 100 — die Angaben schwanken zwischen 117 und 148 — ertranken. Die französische Regierung nimmt sich der Fa milien der Ertrunkenen an. Wie weiter aus Paris gemeldet wird, werden der Kapitän und die Offiziere des „Liban" der Nachlässigkeit beschuldigt. An Bord des gesunkenen Dampfers befanden sich nur 7 wirklich geschulte Matrosen! Kein Matrose war bei den Rettungs booten tätig und diese waren, ein einziges ausge nommen, morsch! ! Man brauche, so heißt es, um dies zu glauben, nur die noch im Marseiller Hafen liegenden anderen Schiffe der Kompagnie Fraissinet zu untersuchen und werde ebenfalls durch aus unbrauchbare Rettungsboote antreffen. Die Rettungsgürtel an Bord des „Liban" waren im Augenblick der Gefahr absolut nicht zu finden! Die Regierung fordert 50 000 Fr. für die Opfer der Katastrophe. Ein anderer Dampferder Gesellschaft „Antoine Fraissinet", ist an der Elfenbeinküste gescheitert. Menschenleben gingen zum Glück nicht zu Grunde. Marseille. Ein Ingenieur der Reederei Fraissinet hat an Ort und Stelle festgestellt, daß eine Hebung des „Liban", wenn sie überhaupt ver sucht werden kann, große Schwierigkeiten bieten und erhebliche Kosten verursachen würde. Die Bergung der Post scheint nicht möglich zu sein. Taucher sind jetzt mit der Bergung der Leichen beschäftigt, die sich noch im Innern des Schiffes befinden. Der Bericht des Kommandanten des Dampfers „Jnsulaire" besagt, daß der „Liban" nach dem Austausch von Signalen ihm den Weg verlegte und ihm die Steuerbordseite zeigte, sodaß ein Zusammenstoß unvermeidlich war. Der „In- sulaire" stoppte und ließ die Maschine rückwärts arbeiten, aber der Abstand war so gering, daß er den „Liban" an der Steuerbordseite in die Höhe des Fockmastes anrannte. Der Vorderbug des „Jnsulaire" zerschellte am „Liban." Der Kapitän kann sich nicht erklären, wie der „Liban", trotzdem er alles aufbot, um seine Route einzuhalten, und gemäß den Vorschriften und Signalen sich nach der linken Seite herumzudrehen, vollständig auf Steuerbordseite gelangen konnte. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 10. Juni. *— Fronleichnam. Die katolische Kirche be geht morgen am 11. Juni das hohe Fest zur Feier der wunderbaren Verwandlung der gesegneten Hostie in den Leib des Herrn. Seit der Vision der heiligen Juliane im 13. Jahrhundert hat sich die Feier dieses Festes rasch überall hin verbreitet. Papst Clemens V. erhob es auf dem Konzil zu Vienne schon 1311 zu einem allgemeinen Festtag und fünf Jahre später befahl Johann VII. das noch jetzt den Glanz- und Mittelpunkt des Festes bildende Herumtragen des Sakraments feierlicher Prozession. Diese Fronleichnamsprozession soll sich nach päpstlicher Bestimmung überall durch einen besonderen Glanz auszeichnen, um dadurch auch „die Herrlichkeit der katolischen Kirche vor den Augen ihrer Gegner zu offenbaren und deren Seele zu erschüttern und zu gewinnen." In Frankreich und Elsaß-Lothringen ist jedoch diese Prozession auf den nachfolgenden Sonntag verlegt. In unseren anderen katolischen Gegenden aber gestaltet sich der Fronleichnamsumzug zu einem oft pomphaften Straßengottesdienst, an welchem die ganze Bevölke rung teilnimmt. Die Straßen werden mit grünen Zweigen festlich geschmückt, mit Birkenlaub oder Blumen bestreut, die Häusertzsind bekränzt, in den Fenstern stehen Heiligenbilder mit brennenden Kerzen umgeben. Auf den größeren Plätzen sind Altäre errichtet, deren Mittelpunkt ein großes Heiligen- bild ausmacht. Dem Zug voran schreiten in der Regel die weißgekleideten Schulkinder mit ihren Lehrern, Psalmen und Choräle singend, dahinter kommen dann die Vereine und die sonstigen frommen Bürger der Stadt, alle entblößten Hauptes und Kerzen in den Händen tragend. Dann folgen weiß gekleidete Mädchen mit Lilienstengeln in den kleinen Händen und Myrtenkränzen im lockigen Haar und dahinter die ehrwürdige Priesterschaft unter einem von frommen Gemeindemitgliedern getragenen seide nen Baldachin, zu dessen beiden Seiten zwei Kapläne weihrauchstreuendgehen. In den vorwiegend pro testantischen Gegenden beschränkt sich der festliche Umzug auf die Kirchenräume, wird aber in diesen auch mit dem größten Pomp ausgeführt. Ein be sonders prächtiges Bild aber gewährt die Fron leichnamsfeier in Wien, wo der gesamte öster reichische Kaiserhof mit hohem Adel an der Feier teiln'.mml. Eine außergewöhnliche Prozession findet in Echternach, einer kleinen Luxemburgischen Stadt, dicht an d.r preußischen Grenze statt und zwar schon am Dienstag nach Trinitatis, nämlich die Springprozessionen, an welcher viele Tausend Per sonen teilnehme i. Alle Teilnehmer sind durch fest gehaltene Tücher mit einander verbunden und ziehen in Begleitung de. Geistlichkeit unter Musik von der Pro„essionswiese vor der Stadt bis zur Pfarr kirche, und in derselben um den Altar herum, auf welchen jeder seine Spende legt. Die Fortbewegung des Zuges geschieht in der Weise, daß immer drei Schritte vorwärts getan und zwei zurückgesprungen werden. Die Prozession ist ein Dankfest, geweiht der E.innerung an das Aufhören der schrecklichen Tanzplage, einer Krankheit, die im Mittelalter dort geherrscht haben soll. *— Die jetzigen klaren Nächte gewähren ein interessantes Bild des gestirnten Himmels mit seinen Millionen von leuchtenden Welten. Das blitzt und glitzert geheimnisvoll auf unsere dunkle Erde hernieder und die Sterne schicken ihre strah lenden Grüße zu uns armseligen, staubgeborenen Menschenkinder. Mit mildem Glanze schwimmt der Mondball im Aether und bescheint die Gegen stände mit seinem zauberisch-märchenhaften Lichte. Die Planetensichtbarkeit im Juni ist folgender maßen: Merkur ist unsichtbar. Venus ist Mitte des Monats 2, am Ende nur noch 1'/, Stunde als Abendstern im Nordosten sichtbar. Mars geht Ende Juni schon vor Mitternacht auf und ist zn- letzt im Osten 2^ Stunde zu sehen. Saturn steht im ersten Drittel bei Sonnenaufgang im Meridian, geht jetzt in den späten Abendstunden auf und wird gegen Ende Juni die ganze Nacht hindurch sichtbar. *— Die Unsitte vieler Kinder, sich unbemerkt an fahrende Kutsch- oder Lastwagen zu hängen, konnte gestern gegen Abend für ein 8jährigeS Mäd chen auf der Oststraße sehr leicht recht verhängnis voll werden. DaS Mädchen wollte sich jedenfalls auf die Hinterachse eines Kutschwagens setzen, daS Rad erfaßte jedoch die Schürze deS Mädchens und dadurch wurde daS Kind zu Fall gebracht, wobei cS glücklicherweise außer dem gehabten Schreck mit einigen Hautabschürfungen am Bein davonkam. Dieser Fall mag Kindern eine Warnung sein. *— Falsches Gerücht Zu dem gestern abend in unserer Stadt umlaufenden Gerücht, im Raben- steiner Wald sei ein an dem Schulausfluge mit teilnehmendes Mädchen ermordet worden, wird uns von zuständiger Seite soeben die Mitteilung gemacht, daß das Gerücht auf Unwahrheit beruht und das totgesagte Mädchen wohl und munter wieder zu ihren Angehörigen zurückgelehrt ist. * — Die Gefährlichkeit der Insektenstiche ist mit Eintritt der warmen Tage wieder besonders zu berücksichtigen, nicht etwa nur wegen ihres eigenen Giftes, sondern besonders wegen ihres Be suchs von allen möglichen verwesenden Stoffen und Weiterverschleppung des Leichengiftes. Es ist da rum ratsam, bei den Fußtouren auch der Vorsicht zu gedenken und stets ein Fläschchen Salmiakgeist mit sich zu führen. * — Der Vorsitzende der deutschen Turner schaft, Herr I)r. inest. Götz in Leipzig-Lindenau, begeht am heutigen Mittwoch mit seiner Gattin die goldene Hochzeit. Er wird aus diesem Anlaß von dem Ausschuß der deutschen Turnerschaft und von vielen turnerischen Kreisen beglückwünscht. * — Der sächsische tteglerbund, der sein dies jähriges Bundeskegeln jetzt in Döbeln abhält, hat beschlossen, sein nächstes (8.) Bundeskegelfest 1904 in Chemnitz zu veranstalten. * — VerbandStag Dramatischer Vereine Sachsens. Am 13., 14. und 15. Juni findet in Zwickau der 21. Verbandstag des Verbandes Säch sischer Dramatischer Vereine im Königreich Sachsen in Verbindung mit der Feier des 25 jährigen Be stehens des Theatervereins Harmonie, Zwickau, statt. Der Verband, welcher bereits 21 Jahre be steht, hat seinen Sitz in Chemnitz. Ihm gehören zur Zeit etliche 30 Vereine aus allen Gauen unseres Sachsenlandes an. * — Sächsischer Jnnungsverband. DerGe samtvorstand des Sächsischen Jnnungsverbandes hielt kürzlich unter Le tung des Herrn Kammerrats Stadtrats Schröer eine längere Sitzung ab, in der er die Tagesordnung für den am 12. und 13. Juli in Buchholz stattfindenden Verbandstag festsetzte. Von den Glaserinnungen zu Leipzig, Dresden und Chemnitz lag ein Antrag, die „Ernennung von, den behördlichen Bauämtern beizuordnenden Sach- verständigen-Kommlssionen" vor, der in die Tages ordnung Aufnahme fand. Auch eine Eingabe der Tischlerinnung zu Mügeln, die sich auf verschiedene den Gewerbestand schädigende Mißstände bezieht, soll bei dem einschlägigen Punkte mit zur Be sprechung kommen. Weiter wird sich der Verbands tag mit der Erledigung geschäftlicher Angelegen heiten der Alters- und Invaliditäts-Versicherung der selbständigen Handwerker, den Arbeitgeber- Schutzverbänden, der Ansammlung der Reserve fonds der gewerblichen Berussgenoffenschaften, der Einführung obligatorischer Gesellenprüfungen und der Vertretung der Gewerbekammern im Eisenbahn rate u. a. m. beschäftigen. Zu jedem Verhandlungs thema sind Referenten ernannt worden, die mit den Spezialfragen vertraut sind. Die Anmeldungen zum Buchholzer Verbandstage sind sehr zahlreich eingelausen. * Gersdorf, 9. Juni. Nicht weniger als 8 Personen sind dieser Tage nach dem Genüsse von frischer Bratwurst, die sie von einem hiesigen Fleischer bezogen hatten, erkrankt und befinden sich in ärztlicher Behandlung. Die Krankheit befiehl in Erbrechen, Schwindelanfällen, Leibschmerzen und Durchfall. Die Angelegenheit ist zur Anzeige ge kommen und der Rest der noch nicht verkauften Wurst ist mit Beschlag belegt worden. * Gersdorf, 10. Juni. Auf dem Steinkohlen werk „Pluto" wurde in der Sonnabend-Frühschicht der Bergarbeiter Spindler aus Gersdorf an einem Bremsberg von einem durchgehenden Hunt mit genommen und so schwer verletzt, daß er nachhause zefahren werden mußte. * Gersdorf. Als der Strumpfwirker R. Orgis von hier am Sonnabend von seiner Arbeitsstätte in Oberlungwitz gegen Abend nachhause ging, kam ihm eine Fahrgelegenheit näher, er sprang hinten auf den Wagen, fiel jedoch rücklings herab auf die Straße und erlitt hierdurch eine bedeutende Kopf wunde. O. wurde besinnungslos vom Platze ge tragen, befindet sich jedoch auf dem Wege der Besserung. * Hohndorf, 9. Juni Vergangenen Sonntag nachts wurde auf der hiesigen Do.sstcaße ein italienischer Bergarbeit-r von semem in den 20er Jahren stehenden Logiskollegen, einem Tschechen, hinterlistig überfallen und durch Messerstiche in die linke Rückenseite und rechte Schläfe lebensgefährlich verletzt. Der Täter ist flüchtig. — Gleichfalls am Sonntag verunglückte auf einem hiesigen Stein kohlenwerk der Tagearbeiter Karl Küchler aus Oelsnitz i. E. dadurch, daß er beim Abnehmen der sog. Mannschaftskasten von der oberen Etage des Gerüstes herabstürzte und dabei seinen Tod fand. * Lugau, 9. Juni. Dem Seltmannschen Ehe paar in Lugau, das am 5. d. M. sein KOjähriges Ehejubiläum feierte, hat S. Majestät ein Gnaden geschenk von 50 M. aus seiner Schatulle überreichen lassen. * Kirchberg, 8. Juni. Die evangelischen Ar beitervereine des Verbandes Zwickau (16 Vereine) hielten gestern hier ihr Verbandsfest ab. Um 3 Uhr fand Festzug zum Festgottesdienst, nm 5 Uhr Nachversammlung im Rachaussaale und im Gast haus „Wiener Spitze" statt. Ansprachen hielten die hiesigen Ortsgeistlichen, sowie Graf Hoensbroech, Superintendent O. Meyer u. a. * Glauchau, 9. Juni. In große Betrübnis versetzt wurde die Familie des in hiesiger Stadt allseits bekannten und geachteten Kaufmanns Hugo Rögner, Schloßstraße hier wohnhaft. Auf einem Spaziergang am Sonntag mit ihren Töchtern be griffen, wurde die schon bejahrte aber noch sehr rüstige Gattin des Herrn Rögner vom Herzschlage getroffen, worauf der Tod sofort eintrat. Der Familie wendet sich allseitige Teilnahme zu. * Dresden, 9. Juni. Gestern mittag gerieten ein Herr und eine Dame in höherem Alter beim Passieren des engen, stark abschüssigen Fußweges, der von der Jägerstraße nach dem Prießnitzgrunde hinabführt, in erhebliche Gefahr. Das Pferd eines Milchwagens war mit dem Wagen durchgegangen und raste die Jägerstraße entlang auf den schmalen Weg zu. Das Paar wäre, da ein Ausweichen auf dem kaum drei Meter breiten Wege unmöglich war, unfehlba überrannt worden, wenn sich nicht ein Reservevicefeldwebel vom 177. Regiment in mutvoller Entschlossenheit dem Pserde entgegen gestellt und es nach der linken Straßenseite abgelenkt hätte, wo der Wagen am Geländer zerschellte und das Pferd zu Falle kam. * Glasewitz, 9. Juni. Der hiesige Gemeinde vorstand hat folgende Bekanntmachung erlassen, die wohl alles übertrifft, was bisher verfügt worden ist, um den Hunden gute Manieren und feine Bildung beizubringen: „Die Besitzer von Hunden haben dafür zu sorgen, daß Fußgänger, Reiter und Fuhrwerke auf öffentlichen Straßen und Plätzen, sowie überhaupt das Publikum an öffentlichen Orten, einschließlich der Schankstätten, von diesen Tieren nicht durch Anspringen, Anbellen oder in sonstiger Weise belästigt werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark event. Haft be straft, soweit nicht höhere Strafbestimmungen ein schlagen. — Gleiche Strafe trifft die Besitzer von Hunden, welche die letzteren aufsichtslos an den vorgenannten öffentlichen Orten umherlaufen lassen und dadurch zu öffentlichem Aergernis Veranlassung geben." * Leipzig, 9. Juni. Ein Schwindelmanöver setzte ein schon bestrafter 22 Jahre aller Hand lungskommis in Szene. Derselbe traf m den Promenaden einen stellungslosen Kollegen, dem gegenüber er sich als Kriminalbeamter aufspielte und examinierte. Hierbei erfuhr er, daß der junge Mann seine Steuern noch nicht bezahlt hatte und von hier abreißen wollte. Der Gauner forderte dem Unerfahrenen den Steuerzettel und 13 Mart ab unter dem Anführen, daß er damit die Steuern bezahlen und eine Fahrkarte lösen wolle. Gestern gelang seine Verhaftung. * Borna, 8. Juni. In dem nahe dem Bahnhose gelegenen Gutsche'schen Hause, in welchem die Gasleitung neugelegt wird, hat am Sonnabend abend eine Gasexplosion stattgefunden, wodurch Fensterscheiben zertrümmert, die Vorsaaltüren nebst Türgewände aus ihrer Lage gedrückt, sowie Decken putz und Tap ten losgerissen wurden. Personen sind glücklicherweise nicht verletzt worden: der an gerichtete Schaden ist aber ziemlich bedeutend. Wie verlautet, ist das Hauptrohr der Leitung aus Ver sehen nicht geschlossen worden und infolgedessen mehrere Stunden lang Gas entströmt. * Lommatzsch, 9. Juni. Beim Grundgraben auf dem Borsdorfschen Grundstück in Ickowitz stießen Maurer in einer Tiefe von 3 Metern aus zwei guterhaltene menschliche Skelette. Vor einiger Zeit hat man auch aus einem Nachbargrnndstück menschliche Gebeine gefunden. Man vermutet, das an dieser Stelle Massengräber au« den Freiheit«- kämpfen oder eine frühere Begräbnisstätte gewesen sind. * Meißen. Vom Siegesdenkmal am Theater platze hat sich am Sonntag früh die rechte Hand der Germania, unmittelbar über dem Handgelenke, ohne jemandes Zutun losgelöst. Sie fiel auf den Steinsockel nieder, dabei vollständig zerschellend. Der Einfluß der Witterung hat sich wahrscheinlich geltend gemacht und den Schaden verursacht. * Oelsnitz i. B, 9. Juni. Ertrunken ist am Montag gegen Mittag der 3jährige Knabe Rathke, welcher in dem Hofe der elterlichen Wohnung un beaufsichtigt spielte. Als die Mutter des Kleinen ich nach ihn umsah, bemerkte sie, daß die Füße )es Knaben aus einem mit Regenwasser gefüllten Loche herausragten; er war kopfüber in die Ver- iefung gestürzt und hatte sich nicht selbst zu be- reien vermocht. * Reichenbach. Eine hiesige Webereifirma zahlt denjenigen ihrer Arbeiterinnen, die früh zehn Minuten vor Arbeitsanfang zur Stelle sind, um mm Glockenschlag mit der Arbeit beginnen zu können, wöchentlich 25 Pf. Prämie aus. * Schwarzenberg, 9. Juni. Die Leiche de« seit dem 2. Juni nachmittag« vermißten 4jährigen Töchterchen« Wally de« hiesigen Kohlenhändler« Emil Riedel wurde, nachdem sämtliche umliegenden Wälder und Schluchten unter persönlicher Leitung de« Herrn Amtshauptmann« Demmering von der verstärkten Gendarmerie und der vollzähligen Schutz- Mannschaft abgesucht worden waren, aber vergeben« am Sonntag morgen im Schwarzwafser, das an der elterlichen Wohnung vorbeifließt, in unmittel barer Nähe der Deimerschcn Holzschleiferei ausge- suuden. Da« Kind dürste hinter der elterlichen Wohnung in de Wasser gefallen und mit sortge- schwemmt worden sein. Die schwergeprüften Eltern werden allgemein bedauert. * Löbau. Zu einem heftigen Auftritte kam es dieser Tage in einem Löbauer Gartenrestaurant. Dort waren die Tische und Stühle frisch gestrichen, aber vollkommen wieder getrocknet. Durch die Wärme „klebte" es aber doch etwas und das Sitzen der Leute auf den Stühlen diente auch nicht gerade zum Erkalten der Farbe. Vorsichtige Besucher legten Taschentücher oder Papier auf die Sitze, die es aber nicht getan hatten, bekamen den S n und den Spott. Es „klebten" einige an; die i und Damenkleider erhielten Flecke, mehrere junge Damen in weißen Kleidern zeigten zu ihrem Ent setzen an der Rückseite ihres Ichs den ganzen Stuhlabdruck. Eine sofortige heftige Auseinander setzung beim Besitzer des Restaurants entfachte den Unwillen der Besucher und nur gütliches Ein schreiten verhinderte unangenehme Szenen. Da einige Herren dem Besitzer die beschmutzten Sachen zur Verfügung stellen wollen und energisch Schadener- ersatz verlangten, dürfte die unangenehme Sache ein weiteres Nachspiel finden. * Zittau, 9. Juni. Im benachbarten Ostritz wurde am Sonntag beim fröhlichen Mahle in mitten seiner Kameraden der Bäckermeister Mitter aus Spitzkunnersdorf plötzlich vom Tode ereilt. Als er bei der Tafel gelegentlich einer Wander- versammlung des Bezirks Zittau des Sächsischen Militärvereinsbundes den letzten Toast ausgebracht hatte, in dem er die Kameradschaft feierte, die bis über den Tod hinaus dauere, machte ein Herzschlag seinem Leben ein jähes Ende. Die Festlichkeit wurde durch den erschütternden Vorfall vorzeitig beendet. Gerichtssaal. 8 Bom Reichsgericht verworfen wurde die Revision deS Kaufmanns Paul Gustav Leonhardt in Wildenfels gegen ein Urteil der 3. Strafkammer des König!. Lankgerichts zu Zwickau vom 30. Januar d. I., wonach er wegen in den AmtSräumen deS Bürgermeisters zuWildenselSbegangenenHauSsriedenS- bruchs und außerdem wegen Beleidigung des Bürger meisters Morgenstern daselbst zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt war. 8 Gom Bercins- und Bersammlungsrccht. Nach einer Entscheidung des sächsischen Oberver waltungsgericht; unterliegen Zusammenkünfte in Kirchengebäuden, bei denen eS sich nicht um gotbS- dienstliche Versammlungen oder um die Vornahme einzelner gottesdienstlicher Verrichtungen handelt, dem alleinigen Anordnungsrechte der weltlichen Behörd- . In diesem Falle nötigt der Zweck solcher Gebaut, «icht dazu, ihnen eine andere rechtliche Beurteilu. g zu teil werden zu lassen, als anderen zu öffentlichen Versammlungen dienenden Gebäuden. 8 NutcrschlagungvonGewerkschaftsgelderu. Plauen i. V-, 7. Juni. Verhängnisvoll wurde für den Kassierer deS hiesigen sozialdemokratischen Gewerkschaftskartells, den früheren Führer der organisierten Buchbindergehilfen, Buchbindermeister Folterung hier eine vor mehreren Wochen abgehaltene Versammlung des GewerkschastSkartellS. In der Versammlung wurde berichtet, daß Folterung als Kassierer des GemerkschaflSkartells ein Guthaben von 175 Mk. bezw. daS Geld hierfür nicht abgeliefert, sondern in seinem Geschäft verbraucht habe. Der die Versammlung überwachende Polizeibeamte nahm nun an, daß es sich um eine Unterschlagung von GewerkschastSgeldern handelte. Die Sache gelangte zur Kenntnis der Staatsanwaltschaft, da sich für Follerung sehr belastende Momente ergaben. Gestern wurde nun Follerung vom Landgericht wegen Unterschlagung zu vier Monaten Gefängnis und dreijährigem Ehrverlust verurteilt. Den Betrag hat Follerungabgezahlt. Follerungselbstwollte unschuldig sein, da ihm der GewerkschaftLkartellvorstand das Geld geliehen habe. In der heutigen Verhandlung erklärten seine Genossen aber, daß ihnen nichts von dem Borgen des Geldes b kannt sei. 8 Posen, 10. Juni. Gestern wurde der Ulan Jarc^ewSki vom Milischer Ulanenregiment wegen Ung horsamS l :d AchtunqSverletzung zu 3 Jahren 3 Monaten G ängnis verurteilt. 8 Ein Aufsehen erregender Meincidsprozeß hat daS Schwurgericht zu Graudenz in Westpreußen beschäftigt. Der Tatbestand ist nach dem B. L.-A. folgender: Um in einem schwebenden Ehescheidungs prozeß Material gegen den beklagten Ehemann zu erlangen, wandte sich der Vater der klagenden Ehe frau an den Schutzmann Haase, dem er für den Fall deS Erfolges 300 M. versprach. H. setzte sich mit der Prostituierten Schmidt in Verbindung die sich ebenfalls gegen Entgelt an dem delikate! - trage beteiligte. ES gelang H., den Ehemau.. > st der Sch. der rt zusammenzuführen, daß eine Schuld als erwiesen gelten mußte. In dem Ehescheidungs prozeß bestritten H. und die Sch. unter ihrem Eide, daß der Ehebruch auf eine mit ihnen getroffene entgeltliche Vereinbarung zurückzuführen sei. Es wurde daS Verfahren gegen sie eingeleitet und daS Gericht ve Verletzung wegen M * Be Familie mannS B Deren 1 Feiertage mit einei sie mit t gestützt k rechte Au Ein Herl Auge ve * Bl racken ur noch ber sich zur den Zar den Zau eS auf schirr, d Leute g« sofort n bald eS noch eir * B inzenieu nach De Central^ zug na. Bei R Jngenie Englan Berline * § der Bi eiserner schlager * < beging werkSb deS Pi DaS i die gl mußte, wordei Fällen kann. * unsere! fremdl übera! Da ei hierhe (die ji kriegt, Fried! den Ungli Lokon reiche Lokori 8 Uh abgel Stati angei Im ! Rich gehe, wagi führ, untei grüß der vom brin ließ, welc den den hat Ma zub der ww Er! wi E? bei 19 un sie in so D rk ve S k, w z« d z d e l i t
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